Seit Mitte der 90er Jahre werden europaweit Stolpersteine mit glänzenden Messingplatten in den Boden eingelassen, um an die zahlreichen Opfer des Nationalsozialismus zu erinnern. Am 3. Juni verlegt der Künstler Gunter Demnig eigenhändig die ersten Stolpersteine in Brinkum und Heiligenrode, um zwei Bürgerinnen der Gemeinde ein Denkmal zu setzen.
Stolpersteine in Brinkum und Heiligenrode
„Für Rosette Martha Löwenstein wird ein Stolperstein vor dem ehemaligen Wohn- und Geschäftshaus der Familie Löwenstein gelegt“, erzählt Kulturkoordinatorin Frauke Wulf. Gegen 9 Uhr solle das Erinnerungsstück in den Gehweg vor dem Haus an der Bremer Straße 36 eingesetzt werden.
Am 12. Mai 1942 wurde die Jüdin Rosette Martha Löwenstein in das Vernichtungslager Kulmhof/Chelmno deportiert und noch am selben Tag in der Gaskammer ermordet. Sie wuchs in Brinkum als Tochter von Benjamin Siegfried Cohn und Caroline Israel auf, die dort eine Schlachterei betrieben, so Wulf. Anlässlich der Verlegung halte die zweite Vizepräsidentin des Landesverbands der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen neben Bürgermeister Stephan Korte eine Ansprache.
„Vor dem Gemeindehaus der Kirche Heiligenrode, der damaligen Volksschule von Mariechen Franz, wird der zweite der Stolpersteine verlegt“, erzählt Korte. Gegen 9.45 Uhr setze der Künstler an der Straße Bi de Karken den Stein für das als Mariechen Legenhausen bekannte Pflegekind der Familie Legenhausen.
Mit 17 Jahren wurde sie am 25. September 1944 im Frauenkonzentrationslager Ravensbrück ermordet. Mariechen Franz gehörte der Gemeinschaft der Sinti und Roma an. Mario Franz, Geschäftsführer der Niedersächsischen Beratungsstelle für Sinti und Roma, spricht anlässlich der Verlegung neben dem Bürgermeister einige Worte. „Wir konnten auch die KGS Stuhr-Brinkum für eine kleine Aktion gewinnen. So wohnen auch Kinder und Jugendliche der Verlegung bei“, sagt die Kulturkoordinatorin.
Biografie von Mariechen Franz
Normalerweise sei die Aktenlage in Bezug auf deportierte Menschen schlecht, daher steche Mariechen Franz als „besonderer Fall“ heraus. Ihre Biografie lasse sich sehr detailreich rekonstruieren, was ihr Schicksal besonders greifbar mache. „Die Eindrücke sind sehr persönlich und emotional“, beschreibt der Bürgermeister.
Neben ihrem Stolperstein sei die Aufstellung einer Gedenktafel mit Bildern und Texten geplant. Darüber hinaus soll ein QR-Code auf die Website der Gemeinde verlinken, um noch mehr Details zum Nachlesen zur Verfügung zu stellen. Das Kreismuseum Syke arbeite das Schicksal zudem im Rahmen einer Sonderausstellung gegen Ende des Jahres auf. Diese soll als Wanderausstellung konzipiert und so auch im Rathaus der Gemeinde Stuhr gezeigt werden.
Eckdaten
Bürgerinnen und Bürger sind herzlich eingeladen, der Verlegung beizuwohnen. Die Straße Bi de Karken ist am 3. Juni von 8 bis 13 Uhr vollgesperrt. Die Bremer Straße wird zwischen den Hausummern 34 bis 36 von 8 bis 11 Uhr kurzzeitig gesperrt. Umleitungen für Rad- und Autofahrende werden eingerichtet, um die Sicherheit der Teilnehmenden zu gewährleisten.
Parkmöglichkeiten gibt es am Marktplatz Brinkum (ehemaliger ZOB) sowie auf dem Parkplatz Bassumer Straße (Ziegenwiese). In Heiligenrode gibt es auf dem Gelände des Klosterhofs sowie vor der Kirche Heiligenrode Parkplätze.