Immer wenige Vögel in den Gärten
In Deutschlands Gärten und Parks piept und zwitschert es immer weniger. Bei der diesjährigen „Stunde der Gartenvögel“ am zweiten Maiwochenende wurde in Bremen bei 256 Zählungen 6.037 Vögel gesichtet. Das entspricht durchschnittlich 23,6 Tieren je Garten. „Das ist ein klarer Abwärtstrend“, stellt Florian Scheiba, Vogelkundler beim Nabu Bremen fest. Im vorigen Jahr waren es noch durchschnittlich 28,35 Tiere je Garten, 2021 waren es immerhin noch 25,32. Der Negativtrend zeigt sich auch bundesweit: in diesem Jahr waren es 28,41 Vögel pro Garten gegenüber 30 im Vorjahr und 33 im Jahr 2021.
Immer mehr Vögeln fehlt die Nahrung
Dass die Zahl der gesichteten und gemeldeten Vögel immer weiter abnimmt, ist für Nabu-Vogelkundler Florian Scheiba keine Überraschung. „Neben Einzeleffekten wie die Verbreitung von Krankheiten für bestimmte Arten haben viele Populationen, die in unsere Städte und Dörfer kommen, mit fehlender Nahrung, Hitze, Trockenheit und anderen Problemen zu kämpfen“, sagt Scheiba. „Wenn es weniger Biodiversität in Gärten, auf unseren Äckern und am Waldrand gibt, fehlt immer mehr Vögeln die Nahrung, der Nistplatz, der Lebensraum.“

Bei der Gartenvogelzählung stand diesmal auch die Amsel genannte Schwarzdrossel besonders im Fokus. Durch den Usutu-Virus wurde ihr Bestand deutlich reduziert. Foto: Bollmann
Es wurden 25 Prozent weniger Amseln gezählt
Bei der Zählung stand die Amsel besonders im Fokus. Hier bestand der Verdacht, dass das in einigen Regionen im vergangenen Sommer wieder stark aufgetretene Usutu-Virus sich bei den Sichtungen bemerkbar machen könnte. „Das scheint sich leider zu bewahrheiten“, so Scheiba. „Im vergangenen Jahr wurden vor allem aus Norddeutschland mehr Verdachtsfälle zu Infektionen mit dem Virus gemeldet als bisher. So wurden auch in Bremen etwa 25 Prozent weniger Amseln gesichtet.“
Die Schwarzdrossel ist besonders vom Usutu-Virus betroffen
Eine Infektion mit dem tropischen Virus verläuft bei Amseln häufig tödlich, was den Bruterfolg im Vorjahr deutlich beeinflusst haben kann und sich nun offenbar in den verminderten Sichtungen niederschlägt. Negativer Spitzenreiter ist Schleswig-Holstein mit 31 Prozent weniger Amseln im Vergleich zum Vorjahr. In Niedersachsen sind es 27 Prozent weniger Amselsichtungen, ebenso wie in Mecklenburg-Vorpommern.
Besonderes Augenmerk auf die Schwalben gelegt
Der Nabu Bremen hatte zudem zur Zählung von Schwalben aufgerufen. Erfreulicherweise nahm deren Anzahl zu. „Das gute Wetter und damit verbundenen guten Flugbedingungen haben den Flug der Schwalben begünstigt“, erklärt Scheiba.
Die Vogelzählung des Nabufand bereits zum 21. Mal statt. Die Nabu-Ornithologen können sich dank der zahlreichen engagierten Teilnehmenden ein gutes Bild der Bestandtrends über die Jahre machen. Bei der diesjährigen „Stunde der Gartenvögel“ haben insgesamt über 57.000 Menschen mitgemacht und Vögel aus mehr als 39.000 Gärten und Parks in ganz Deutschland gemeldet. mb