Der klimaneutral produzierte Stahl, auf dessen Entwicklung Bremen gesetzt hatte, soll vor dem Aus stehen. Der Konzern ArcelorMittal verfolge die Transformation der Stahlindustrie vorerst in Europa nicht weiter und wolle sein Bremer Werk nicht umrüsten. 250 Millionen Euro wollten der Senat und die CDU-Opposition ermöglichen. Der Bund hatte 600 Millionen angeboten.
Bürgermeister Andreas Bovenschulte: „Es ist vor allem ein schwerer Schlag für die Beschäftigten und ihre Familien. Wir werden die Stahlbosse nicht aus der Verantwortung lassen.“ Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt erwartet, dass ArcelorMittal „schnell einen klaren Plan für den Standort Bremen auf den Tisch legt.“ CDU-Fraktionschefin Wiebke Winter: „Seit Jahren steht die CDU-Fraktion solidarisch an der Seite des Stahlwerks und seiner Beschäftigen. Gemeinsam mit dem Senat haben wir alles getan, um den Standort zu unterstützen.“
Negative Meinungen aus allen Richtungen
Auch Sofia Leonidakis, die Vorsitzende der mitregierenden Links-Fraktion meint: „Die Entscheidung des Konzerns ist fatal in gleich mehrerer Hinsicht: Für das Klima, denn die Stahlproduktion verursacht erhebliche Treibhausgase, ganz egal, wo sie stattfindet. Für die Beschäftigten, die nun um die Zukunft des Standorts und ihre Arbeitsplätze fürchten.“
Der Fraktionsvorsitzende der FDP Bremen, Thore Schäck, sucht Fehler: „250 Millionen Euro neue Schulden für ein Projekt ohne endgültige Zusage des Unternehmens – das ist der Preis rot-grün-linker Träumereien.“ Jörg Müller-Arnecke vom Wirtschafstrat findet, „die Absage der Stahlwerke zur Umrüstung auf eine CO₂-arme Produktion ist ein verheerendes Zeugnis für die rot-grüne Wirtschaftspolitik in Bremen und im Bund. Von Anfang an war absehbar, dass das Vorhaben in dieser Form scheitern wird.“
Gewerkschaft und Betriebsrat wollen streiken und reden
Michael Gerdes, Gewerkschaftssekretär IG Metall Bremen stellt in den Raum: „Mit der Entscheidung des ArcelorMittal-Konzerns, weder eine Direktreduktionsanlage noch einen Elektrolichtbogenofen im Bremer Stahlwerk zu bauen, sind viele Fragen verbunden.“ Die Gewerkschaft und der Betriebsrat laden deswegen am Montag die wirtschaftspolitischen Sprecher und Fraktionsvorsitzenden der demokratischen Parteien zu einem ersten Austausch ins Gewerkschaftshaus ein.“ Am Dienstag ist ein Streik geplant, bei dem der Bürgermeister reden soll.
Alter Betriebsrat beschwört Zusammenhalt
Michael Breidbach kennt die Stahlwerke schon seit 1970, als 350.000 Menschen in der deutschen Stahlindustrie arbeiteten. Heute seien es noch etwa 80.000. Von 1996 bis 2008 war er auch Betriebsratsvorsitzender: „Seit der Klöckner-Pleite 1992 gibt es eine gute, vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen der Belegschaftsvertretung, dem Betriebsrat, der IG Metall und dem Management.“
Führungskräfte und Belegschaft haben in schwierigen Situationen zusammengestanden. Oft habe auch die Bremer Politik geholfen. Das habe die Bremer Hütte durch einige existenzbedrohende Krisen getragen. Er warnt nach dem „Rückschlag“ für den Stahlstandort Bremen: „Man darf sich aber nicht entmutigen lassen. Ich vertraue auf die Innovationskraft von Management und Belegschaft.“ Er hält es für keine Option, „schwarze Särge durch Bremen zu tragen.“