Die Freilichtbühne, die in diesem Jahr seit 40 Jahren besteht, hat sich für das sommerliche Abendprogramm etwas Besonderes ausgesucht. Ein Klassiker von Friedrich Dürrenmatt: „Die Physiker“. Die Komödie in zwei Akten kommt ab dem 27. Juni auf die Bühne.
Die Geschichte spielt in einem Irrenhaus, oder etwas vornehmer gesagt: in einer Nervenheilanstalt. Die etwas skurrile Komödie wird auch als Drama bezeichnet und verspricht viel Spannung und absurde Komik.
Spionage in der Psychiatrie
Der Bühnenbildner Gianni Brontesi verwandelt die Bühne, neuerdings mit zwei Ebenen und Treppe in der Mitte ausgestattet, in ein realitätsnahes, tristes Klinikzimmer mit typischen Details einer Nervenklinik. In der Klinik leben drei vermeintliche Wissenschaftler. Zwei von ihnen, Newton und Einstein, sind im wirklichen Leben Geheimdienstler, die Johann Wilhelm Möbius, dem einzig echten Wissenschaftler, die Formel für die Weltherrschaft entreißen und ihren Geheimdiensten übergeben wollen.
Das Ganze erfährt eine gewisse Komik, als sich die betreuenden Krankenschwestern unsterblich in die Wissenschaftler verlieben. Sie werden von den Patienten getötet, um nicht aufzufliegen.
Ein skurriler Kommissar kommt in die Klinik, um die drei Morde aufzuklären. Für ihn ist es ein Verwirrspiel in der Klinik, „es ist nicht immer klar, wer hier verrückt ist und wer nicht“. Die Rolle des Kommissars Voß übernimmt Matthias Ziekesch, der schon viele Hauptrollen auf der Freilichtbühne spielte. Für die Menschen vernichtende wissenschaftliche Formel interessiert sich auch die Klinikärztin Dr. von Zahnd.
Spiel mit der Glaubwürdigkeit
Wie ernst sind die beiden Patienten zu nehmen, die sich selbst als Einstein und Newton ausgeben, und welche Rolle hat die Chefärztin der Anstalt? Schafft es schließlich jemand, an Kernphysiker Möbius, Entdecker einer furchtbaren und gefährlichen Formel zum Bau einer Atombombe, zu gelangen und damit die Weltherrschaft an sich zu reißen, oder kann das Unglück verhindert werden?
Die Geschichte von Dürrenmatt entstand 1962. Sie war geprägt vom Kalten Krieg zwischen den Großmächten der Vereinigten Staaten und der Sowjetunion. Bereits in der Schule befassten sich Regisseur Felix Sommer und der Vorsitzende des Vereins Freilichtbühne Lilienthal mit diesem Werk Dürrenmatts. Sichtlich betroffen berichtete Sommer, „das Stück hat wieder eine furchtbare Aktualität bekommen, denn wir sind wieder in einer Bedrohungslage“.
Anspruchsvoll für Darsteller und Publikum
„Es verlangt von uns Schauspielern viel“, sagte Lennart Baumbach, der den Newton spielt. Trotzdem verspreche die Aufführung jede Menge tolle Unterhaltung und absurde Komik. „Es wird amüsant für das Publikum durch die Überforderung des Gehirns“, fügte Regisseur Sommer schmunzelnd hinzu. Dürrenmatt führe dem Publikum in seinem Stück vor Augen, dass die Welt ins Chaos stürzen kann, wenn wissenschaftliche Erkenntnisse in die falschen Hände geraten.
Musikalisch begleitet Marcus Schirmer die Aufführung. Die Komödie in zwei Akten wird für Jugendliche ab 12 Jahren empfohlen. Zur Premiere habe sich bereits eine Oberstufenklasse angemeldet, war im Gespräch zu erfahren.
Nach der Premiere am 27. Juni, 20 Uhr, folgen bis zum 15. September zwölf weitere Aufführungen. Nähere Informationen unter fblilienthal.de