„Als Werder Bremen aufgestiegen ist, wollte ich das einzige Mal wirklich nach Hause“, scherzt Johann Waldmann bei seiner Willkommensparty am vergangenen Wochenende. Nach über drei Jahren kehrt er von seiner Walz – auch Wanderschaft oder Gesellenwanderung – zurück nach Stuhr und wird herzlich am Ortsschild Moordeich in Empfang genommen. Im Garten seines Vaters stehen Zelte, Bierzeltgarnituren und Gartenstühle, ein Lagerfeuer brennt. Zahlreiche Reisekameraden, gekleidet in die typische Kluft, feiern seine Ankunft.
Auf Wanderschaft in der ganzen Welt
Nur mit Schlafsack, Arbeitskleidung und einigen Wechselklamotten trampte der Zimmermann unter anderem durch Südamerika, Russland, Thailand, Spanien, Irland, Italien, England und Dänemark: „Mit 28 Jahren habe ich so viel gesehen, wie viele andere wahrscheinlich im ganzen Leben nicht.“ Trotzdem ist die derartige Form der Weiterbildung für Ausgebildete von Handwerksberufen heutzutage eine Seltenheit geworden. Ein Höhepunkt der Reise sei der Aufenthalt in den Anden in Südamerika in einer katholischen Einrichtung gewesen. Neben mehreren Kleinarbeiten habe Johann dort ein größeres Vordach gebaut. Auch die Schweiz habe es ihm angetan.
Kontakte knüpfen während der Walz
Während der Wanderung sei der „Rolandsbruder“ höchstens drei Monate am selben Ort geblieben – je länger man bleibe, desto schwieriger werde es zu gehen. Freundschaften und zahlreiche Kontakte auf der ganzen Welt bleiben jedoch erhalten: „Menschen sind gut und wollen helfen. Das habe ich gelernt, entgegen der allgemeinen Vorstellung, dass die Leute immer unfreundlicher werden“, betont Johann. So sei er der einen oder anderen Nacht im Parkhaus, im Stadtpark oder auf einer Raststätte entgangen, da fremde Leute ein Hotelzimmer spendierten – oder Verpflegung. „Es ist ein wildes Leben auf der Straße: Mal schön, mal ein Kampf ums Überleben“, führt der „einheimische Geselle“ aus.
Ein Kapitel geht zu Ende
So wunderschön die vergangenen Jahre auch waren, er freue sich über den Abschluss dieses Kapitels. Besonders eine Dusche, ein Bett und frische Wäsche wisse er an einem „normalen Leben“ sehr zu schätzen. Dazu komme die Nähe zur Familie, deren Abwesenheit besonders während der Weihnachtszeit ein Gefühl von Heimweh in ihm hervorrief. Ein Handy habe er dagegen weniger vermisst, trotzdem stehe es auf der Liste für Besorgungen.
Als nächstes begleite Johann noch seinen „besten Reisefreund“ Philipp nach Hause, der während der Wanderung nahezu durchgängig an seiner Seite gewesen war.