„Der Wandel ist im Gange. Die Frage ist, ob wir ihn aktiv nutzen, um die Zukunft zu gestalten“, so die Schlussworte von Monika Schnitzer, Vorsitzende des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, bei ihrem Vortrag anlässlich des 37. Bremer Unternehmerforums.
Die Wirtschaftsweise war angetreten, um Bremer Unternehmern und Gästen aus der Politik Strategien für eine krisenfeste und zukunftsfähige Wirtschaft angesichts einer veränderten Weltordnung aufzuzeigen. „Die Schnelligkeit, mit der das Fiskalpaket verabschiedet wurde zeigt, wie dringend die Lage ist“, stellte Schnitzer gleich zu Beginn klar.
Zusätzlichkeit der Investitionen als Bedingung für Schulden
Um die geschaffenen finanziellen Möglichkeiten bestmöglich zu nutzen, empfahl sie nachdrücklich bei den Ausgaben auf Zusätzlichkeit und zukunftgerichtete Investitionen zu achten. Mütterrente, Agrardiesel-Subventionen und die Erhöhung der Pendlerpauschale nannte sie hingegen „Wahlkampfgeschenke“.
Ein weiterer Rat in Richtung Politik dürfte niemanden überrascht haben: Die Bürokratisierung müsse gesenkt werden. Hierzu gelte es Genehmigungsfiktionen einzuführen und ineffektive Regelungen zu hinterfragen.
Schnitzer übt Kritik an schleppender Verwaltungsdigitalisierung
Sie kritisierte die schleppende Digitalisierung der Verwaltung und warb für bundeseinheitliche Lösungen: „Wenn jede Kommune das für sich selber regelt, wird es kompliziert.“ Außerdem forderte sie die Einführung strukturierter Managementsysteme zur Stärkung der Effizienz in der Verwaltung.
Schnitzer nahm aber auch die Wirtschaft in die Pflicht. Um sich auf den Strukturwandel einzustellen, der von weniger Welthandel, Digitalisierung, Dekarbonisierung und demographischem Wandel getrieben werde, riet sie, auf zukunftsfähige Geschäftsmodelle zu setzen. „Die Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz und der digitalen Transformation werden in den Unternehmen nicht ausreichend genutzt“, meint sie.
Hohe Verwaltungskosten in Unternehmen
Durchschnittlich 16 Prozent der Kosten in Unternehmen seien Verwaltungs-und Gemeinkosten, die vielfach kritisierten hohen Energiekosten machten hingegen durchschnittlich nur 3,5 Prozent und etwa in der Autoindustrie sogar nur ein Prozent aus.
Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels gelte es, Menschen von administrativen Tätigkeiten zu entlasten und die Innovationskultur zu stärken. „Transformation erfordert Reorganisation“, erläuterte sie. Es gelte, die aktuelle Krise zu nutzen, um sich wieder wettbewerbsfähig aufzustellen.