Die St.-Martini-Gemeinde um Pastor Olaf Latzel hat erneut den Unmut der Leitung der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK) auf sich gezogen. Anlass ist unter anderem eine Rede des Journalisten Peter Hahne (ehemals ZDF), die dieser im Rahmen einer Jubiläumsveranstaltung unter dem Titel „500 Jahre protestantische Verkündigung“ Ende August gehalten hatte. Wie auf einem Youtube-Video der Gemeinde zu sehen ist, beschäftigte sich Hahne dabei mit dem Thema Bibeltreue und kritisierte moderne Auslegungen. „Ob das die jüngere Hakenkreuz-Religion war oder die moderne Regenbogen-Religion – wenn ich weggehe vom Kern des Evangeliums, bricht alles in sich zusammen“, so Hahne.
Hahne: „All dieser Irrsinn“
Er lobte die Sprache Luthers: „Ohne Sprachpolizei, ohne Gendergaga, frei von der Leber“, erklärte er. „All dieser Irrsinn, der uns heute von Kanzeln und Kathedern (Anm. d. Red.: Stehpult, Rednerpult) zugemutet wird, ist Bildungsnotstand“, so der 72-Jährige weiter. „Ganze Theologien – vor allem die sogenannte ‚moderne‘ – sind Verschwörungstheorien in sich: feministische Theologie, queere Theologie, die deutschnationale des Dritten Reiches, die Befreiuungstheologie sind eine Ansammlung von Schwurbelei und Fake-News.“ Dem stehe Luther seit 500 Jahren mit kompromissloser Klarheit entgegen. Luther bezeichnet Hahne dann noch als einen „Kreuz- und Querdenker“.
BEK lehne jede Form von Diskriminierung ab
Nachdem im christliche Medienmagazin PRO und dem Portal queer.de Kritik an Hahnes Äußerungen aufkam, sah sich die BEK zu einer Stellungnahme veranlasst. In einer Mitteilung erklärt ihr Kirchenausschuss dazu: „Die Bremische Evangelische Kirche steht für ein respektvolles Miteinander in Vielfalt und für die Gleichstellung aller Menschen. Sie lehnt jede Form von Diskriminierung entschieden ab und setzt sich für eine gleichberechtigte Teilhabe am kirchlichen wie gesellschaftlichen Leben ein.“
Die Kirchenleitung distanziere sich ausdrücklich von Redebeiträgen, die im Rahmen einer Veranstaltung der Gemeinde St. Martini Bremen am 23.08.2025 gehalten und anschließend von der Gemeinde im Internet veröffentlicht wurden. „Diese Beiträge widersprechen den verfassungsmäßigen Grundsätzen der Bremischen Evangelischen Kirche.“
St.-Martini-Sprecher: „Erneut Hass und Hetze“
Die BEK erklärt aber auch: „Die Gemeinden der Bremischen Evangelischen Kirche verfügen über eine weitreichende Selbstständigkeit; für die Veranstaltung sowie die Veröffentlichung der Beiträge trägt allein die Gemeinde St. Martini die Verantwortung.“ Der Kirchenausschuss der Bremischen Evangelischen Kirche missbillige aufs Schärfste jede Form diskriminierender Äußerungen sowie die Verbreitung gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit.
Auf die öffentliche Distanzierung der der BEK reagierte die St. Martini Gemeinde nach eigenen Angaben mit einer E-Mail. „Die E-Mail vom 5. September ist von Seiten der BEK bis heute unbeantwortet geblieben“, teilt Jürgen Fischer vom Vorstand der St. Martini Gemeinde mit. „Weder hat man uns im Vorfeld informiert noch sich im Nachgang erklärt.“ In der Mail an die BEK steht unter anderem: „Die Verbreitung solcher nebulöser Anschuldigungen in der Öffentlichkeit ist dazu geeignet, erneut Hass und Hetze gegen die St. Martini Gemeinde und ihre Mitglieder zu erzeugen.“ Man erwarte eine Aufklärung, welche Redepassagen gemeint sind und warum „gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“ verbreitet werde.






