So wie der Tod zum Leben gehört, ist die Trauer um verstorbene Angehörige ein Thema, das Menschen buchstäblich immer begleiten wird. Trotzdem wird dem Gefühl durch Erwartungsdruck – sowohl von innen als auch von außen – oft zu wenig Raum gegeben.
Mit einem Pop-Up des gemeinnützigen Vereins Trauerland soll Kindern und Jugendlichen in den kommenden fünf Monaten ein niedrigschwelliges Begleitungs- und Beratungsangebot im Viertel ermöglicht werden.
Trauer drückt sich auf unterschiedliche Art und Weise aus
„Es dauert so lange wie es dauert. Trauer ist so individuell wie wir Menschen selbst es sind“, betont Antje Wicke, pädagogische Leitung des Trauerlands. Trotzdem gibt es erdrückende Vorstellungen davon, wie getrauert werden sollte und wann auch wieder in den Alltag zurückgekehrt werden müsste. „Um Stärke zu beweisen, fängt man dann auch schnell an, eine Rolle zu spielen“, führt die Leiterin aus. Die Möglichkeit, bei der temporären Anlaufstelle mit einem unbeteiligten und stabilen Gegenüber zu sprechen, kann eine wertvolle Gelegenheit sein, ergänzt Pressesprecherin Silke Boos.
Regulär sitzt das Trauerland in Schwachhausen. Um mögliche Hürden wie eine vorherige Terminvereinbarung oder auch einen Zaun abzubauen, wurde ein vorübergehender Standort im belebten Ostertorsteinweg gewählt, so Jens Böttger aus dem Vorstand. Ohne Termin und kostenfrei können Betroffene oder Angehörige einfach reinschauen und Fragen stellen. Sich außerdem mit anderen im selben Alter austauschen und verschiedene Angebote vor Ort ausprobieren.

Die Räumlichkeiten im Ostertorsteinweg 16 sind klein aber gemütlich. Foto: Trauerland
Sich im Pop-Up vom Trauerland austauschen
„Wir wollen das Thema noch mehr öffnen und zeigen, dass das Gefühl und der persönliche Umgang damit seine Berechtigung hat“, sagt Boos. Erfahrungsgemäß wirkt es entlastend, sich dem Thema mit einer neuen Perspektive zu nähern, mit anderen in derselben Lage zu sprechen und so gemeinsam ein tiefes Verständnis zu entwickeln, erklärt die Leiterin.
Das Team beobachtet in den vergangenen Jahren außerdem eine wachsende Offenheit. Nicht zuletzt durch Corona und Social Media rücke eine Auseinandersetzung mit Trauer mehr in den Fokus der Aufmerksamkeit. Im Trauerland-Pop-Up können sich Kinder und Jugendliche dem Thema unverbindlich und im eigenen Tempo annähern – egal, ob es um die persönlichen Gefühle oder die Unterstützung von Angehörigen geht.
Das Trauerland am Ostertorsteinweg 16 gibt es noch bis zum 14. März 2026. Geöffnet ist es immer dienstags bis freitags von 14 bis 19 Uhr und samstags von 12 bis 17 Uhr. Je nach Feedback und Kosten könnte es zukünftig weitere Pop-Ups für die Trauerbegleitung in anderen Stadtteilen geben.






