In enger Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde wurde der historische Lehm­putz des Speichers von 1722 ausgebessert. Foto: Gut Dauelsberg
Stadthistorie

Der Timmermann-Speicher

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Ein mehrere hunderte Jahre altes Gebäude auf Gut Dauelsberg wird ganz praktisch genutzt

Foto: Gut Dauelsberg

Im Jahr 1884 kaufte der private Verein „Oldenburgisch-Bremische Arbeiterkolonie Gut Dauelsberg“ für 70.000 Reichsmark einen Gutshof von Familie von Seggern auf. Nach dem Vorbild von Pastor von Bodelschwingh nahm die Arbeiterkolonie Wohnungslose auf.

Unter dem Motto „Kein Mensch ist unnütz auf dieser Welt“ wohnten und arbeiten sie auf Gut Dauelsberg. Die Landwirtschaft spielte im Arbeitsalltag von Beginn an eine große Rolle. Mit der Leitung wurde das Hauselternehepaar Schwake beauftragt.

Die „Blauthsche Ära“

1937 übernahm der Diakon und Landwirt Eugen Blauth mit seiner Ehefrau Elisabeth die Leitung. Ein Jahr später ging das Gut Dauelsberg als Schenkung vom Verein „Oldenburgisch-Bremische Arbeiterkolonie Gut Dauelsberg“ auf den Landesfürsorgeverband Oldenburg (seit 1974 Bezirksverband Oldenburg) über. Die „Blauthsche Ära“ endete trotzdem erst 2021. Nach Eugen und Elisabeth Blauth leiten ab 1955 Otto und Else Blauth das Gut. 1987 nahm Sohn Helmut Blauth die Leitung des Gutes in seine Hände.

Die ältesten Gebäude Delmenhorstes

Seit 2021 leitet Carsten Sauerwein, langjähriger Mitarbeiter des Bezirksverbands Oldenburg (BVO), die Einrichtung. Dort wird Wohnungslosen und Menschen mit seelischen und Mehrfachbehinderungen geholfen und es gibt vor Ort eine vollstationäre Pflege.
Einige Bereiche der modernen Komplexeinrichtung stehen Besuchern offen. Und das ist auch gut so, denn auf dem Gelände befinden sich die ältesten Gebäude Delmenhorsts: Eines davon ist ein kleines Speicherhaus; im Jahr 1722 in Fachwerkweise gebaut. Auf einem der Balken steht der Name Timmermann, weshalb sich der Name „Timmermann-Speicher“ durchgesetzt hat. Mehr dazu findet man in der Chronik der Arbeiterkolonie Dauelsberg von 1984.

Undatierte Aufnahme des Timmermann-Speichers.
Foto: Gut Dauelsberg

Demnach war ein Cord Timmermann früher Schulmeister von Iprump. Möglicherweise hat er in dem Gebäude gewohnt oder dort unterrichtet. Allerdings verstarb er bereits 1681 „in Cord Timmermanns Spieker“. Demnach müsste es schon vorher an dieser Stelle ein Gebäude gegeben haben.

Auf die Frage, warum es den Speicher immer noch gibt, antwortet Carsten Sauerwein mit Blick auf die Chronik: „Er diente als Putenstall, später als Lager.“ Zum 75-jährigen Bestehen des Gut Dauelsberg machten sich die Einrichtungsleitung, die Mitarbeitenden und die Bewohner ein besonders schönes Geschenk. Sie renovierten den Timmermann-Speicher. Sauerwein: „1966 wurde der Speicher zu einer Kaffeestube.“

Speicher wird zum Hofladen

Im vergangenen Jahr wurde das Gebäude, in enger Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde, aufwändig saniert. Der BVO investierte über 52.000 Euro in die Erhaltungsmaßnahmen. Seit Kurzem beherbergt der Timmermann-Speicher einen Hofladen. Demnächst soll ein Café hinzukommen.

Hofladen

Der Hofladen auf Gut Dauelsberg an der Syker Straße 369 hat montags bis freitags von 8 bis 15 Uhr geöffnet. Es gibt Überlegungen, die Öffnungszeiten später wochentags bis 17 Uhr auszuweiten sowie sonnabends zu öffnen. Im Hofladen erhält man saisonale und regionale Produkte, wie Wurst- und Käsewaren, Eier, Gemüse, Marmeladen und Säfte.

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