Im Linoleum-Zimmer im Stadtmuseum Delmenhorst stellte Franz-Reinhard Ruppert sein reichbebildertes Buch der Presse vor. Foto: Lehner
DLW

Ein „Bilderbuch“ über Linoleum

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Franz-Reinhard Rupperts spannende Spurensuche zur Delmenhorster Geschichte

„Der Linoleum-Artikel erfreut sich immer größerer Aufnahme, zumal die Herren Ärzte und Architekten den wahren Wert derselben zur Genüge erkannt haben und solchen allgemein empfehlen!“ – Mit diesen Worten wurde der Bodenbelag im Jahr 1893 beworben. „Delmenhorster Linoleum“ war ein Qualitätsbegriff und trug, genauso wie die Jute und die Norddeutsche Wollkämmerei und Kammgarnspinnerei, zum Erfolg der Delmenhorster Industriegeschichte bei.

Drei Linoleum-Werke in Delmenhorst

Zwischen 1882 und 1898 entstanden in Delmenhorst drei Werke, die „Deutsche Linoleum-Werke Hansa AG“, die „Delmenhorster Linoleum-Fabrik AG, Anker Marke“ und die „Bremer Linoleum-Werke Delmenhorst AG, Schlüssel-Marke“.

Während die textile Großindustrie der Jute und Wolle verschwunden ist, wird Linoleum nach wie vor hergestellt. Lediglich der Besitzer hat sich geändert. Aus dem Deutschen Linoleum-Werk (DLW) wurden Armstrong DLW und Flooring. Seit 2018 leitet Gerflor DLW das Unternehmen, inklusive der letzten noch aktiven Linoleumfabrik in Deutschland.

Leidenschaftlicher Historiker

Der gebürtige Delmenhorster Franz-Reinhard Ruppert ist mit dem typischen Linoleum-Geruch nach Leinöl in der Nase aufgewachsen. Als leidenschaftlicher Historiker hat er sich schon mehrfach mit der Stadtgeschichte beschäftigt. In vielen Jahrbüchern des Heimatvereins Delmenhorst findet man Beiträge von ihm.

Vor drei Jahren begab sich Ruppert auf Spurensuche nach einem Denkmal für jene Mitarbeiter der Linoleum-Werke, die Opfer in einem der beiden Weltkriege wurden. Eingeweiht wurde es am Volkstrauertag 1958. Den meisten Delmenhorstern völlig unbekannt, fand Ruppert es zur Freude und Überraschung in einem gepflegten Zustand auf dem DLW-Gelände vor. Doch er fand noch mehr: eine aufgeschlossene Firmenleitung und freundliche Mitarbeiter, die ihm Zugang zum Werksgelände und zum Firmenarchiv gewährten. Damit war bei dem 83-Jährigen das Interesse geweckt. Kurzerhand entschloss er sich, der Geschichte der Linoleumproduktion in der Stadt nachzugehen.

Auf Spurensuche im DLW-Archiv

Zwar gibt es bereits wissenschaftliche Literatur zum Delmenhorster Linoleum, unter anderem vom ehemaligen Leiter des Nordwestdeutschen Museums für Industriekultur, Gerhard Kaldewei. Doch Ruppert stieß bei seiner Recherche auf zahlreiche Unterlagen und Dokumente, die bislang völlig ungenutzt in den Archiven vor sich hinschlummerten.

Für den Delmenhorster Stadtarchivar, Christoph Brunken, sowie Dr. Carsten Jöhnk, Leiter des Nordwolle-Museums, hat die Recherche einen positiven Nebeneffekt. Franz-Reinhard Rupperts Buch „Linoleum aus Delmenhorst. Bilder, Dokumente und Nachrichten von den Delmenhorster Linoleumwerken“ ist für das Museum ein wichtiges Nachschlagewerk geworden. Zusätzlich gehen große Teile des DLW-Archivs an das Archiv der Stadt Delmenhorst über. „Und zwar der Teil von der Firmengründung bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs“, freut sich Brunken.

Weitere Unterstützer für sein Buchprojekt fand der Autor im Oldenburger Landesverein. Er fungiert als Herausgeber. „Das Werk ist ein Bilderbuch im besten Sinne“, schwärmt Jürgen Herold, zweiter Vorsitzender des Oldenburger Landesvereins. „Die Texte schließen sich an die Bilder an, nicht umgekehrt“, freut er sich. „Es ist mir wichtig gewesen, die Dokumente zu zeigen“, sagt Ruppert.

Verlegt hat den 80 Seiten umfassenden, handlichen Band der Oldenburger Isensee Verlag. Das reich bebilderte Buch ist im Buchhandel zum Preis von 14,90 Euro erhältlich.

Im Delmenhorster Stadtmuseum auf der Nordwolle kann man sich mit der Linoleum-Produktion in Delmenhorster beschäftigen und schöne Linoleum-Schätze bewundern, wie diesen Bodenbelag in Teppich-Optik. Foto: Lehner

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