Hinter diesen Mauern sind noch Zimmer frei:
Die JVA Bremen Oslebshausen (Foto: Schlie)
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Während die Zahl psychisch kranker Straftäter zunimmt, wird es im „richtigen Knast“ leerer. Schon 127 Menschen sitzen in der Hansestadt im Maßregelvollzug ein, die Tendenz ist steigend. Auf der anderen Seite sind im „echten“ Gefängnis mehr und mehr Zellen frei, wie die neuesten Statistik-Daten für Bremen zeigen.
Im Maßregelvollzug sitzen Straftäter, die als schuldunfähig gelten – weil sie psychisch krank oder suchtgefährdet sind.
Wer hier „einfährt“, hat oft schwere Straftaten begangen. Jedes Jahr nimmt die Zahl der Täter, die so in Bremen eingewiesen werden, zu. 127 Personen sind laut Statistischem Landes derzeit im Maßregelvollzug. Vor zehn Jahren waren es gerade einmal 78 Insassen, vor zwanzig Jahren gar nur 32.
Das ist genau entgegengesetzt zu dem, was sonst im Bremer Strafvollzug passiert: Denn in der Justizvollzugsanstalt (JVA) geht die Zahl der einsitzenden Gefangenen Jahr für Jahr zurück. Aktuell sind dort 500 Personen untergebracht, wie die Daten des Statistischen Landesamt ebenfalls zeigen. Vor fünf Jahren waren das 557 Insassen, vor zwanzig Jahren gar noch 727. Aktuell sitzen in der Hansestadt 443 Männer und 18 Frauen ein und 39 männliche Straftäter, die zu einer Jugendstrafe verurteilt wurden.
Justizbehörde: Kein Bremer Trend allein
Kein Bremer Trend, wie die Justizbehörde erklärt, denn in allen Bundesländern gingen die Insassenzahlen zurück. Schließlich gebe es heute noch ganz andere Resozialisierungsangebote als in den achtziger Jahren. „Die Plätze und das Personal sind schon reduziert worden“, meint Ann-Marie Wolff, Referatsleiterin der der Justizbehörde.
Von einem Überangebot an Haftplätzen sei man deshalb in Bremen, anders als etwa in Hamburg, weit entfernt. Sie betont aber, dass die Daten des Statistischen Landesamtes nur eine Momentaufnahme zu einem bestimmten Sichttag seien.
Freiheitsentzug im Maßregelvollzug
Ganz anders eben der Maßregelvollzug: Von den 127 Patienten waren 77 im psychiatrischen Krankenhaus und 50 in der Entziehungsanstalt untergebracht. 19 Wiederholungsfälle sind darunter und die meisten Patienten gehören der Altersklasse zwischen 30 und 40 Jahren an.
Die „freiheitsentziehenden Maßregeln“, wie es im Juristendeutsch heißt, finden im Klinikum Bremen-Ost, und zwar in der besonders gesicherten Klinik für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie, statt. Bis Mitte der 1990er-Jahre, darauf weist auch das Statistikamt hin, wurden im Maßregelvollzug jährlich durchschnittlich weniger als 50 Straftäter therapiert.
Die Gesundheitsbehörde, die für diesen Bereich zuständig ist, erklärt, dass wiederum bundesweit die Plätze im Maßregelvollzug erhöht werden. In der Tat werden in ganz Deutschland mehr Menschen in den Maßregelvollzug eingewiesen und immer weniger entlassen.
Die „höhere Unterbringungsfreude“ der Gerichte
Warum es diesen Anstieg gibt, kann die Bremer Behörde nur mutmaßen – möglicherweise handhaben Richter die Unterbringung strenger als früher. Auch Strafrechtler sehen diesen Trend und sprechen von einer „höheren Unterbringungsfreude“ der Gerichte und Gutachter.
Noch hat die Hansestadt Kapazitäten, die diesem Trend entsprechen: Die maximal belegbare Zahl an Betten beträgt 137.