Der Bundestagsabgeordnete Carsten Sieling (SPD) aus Bremen soll auf Jens Böhrnsen als Bürgermeister folgen. Dies hat SPD-Landeschef Dieter Reinken am Abend bekannt gegeben. Koalitionsgespräche sollen mit den Grünen aufgenommen werden.
Favorisiert Rot-Grün: Carsten Sieling soll die Nachfolge
Jens Böhrnsens antreten (Foto: Archiv)
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Am Montagabend war in Bremen der Landesvorstand der SPD zusammengekommen. Entscheidender Punkt auf der Tagesordnung: Die Nachfolge von Jens Böhrnsen (SPD), des Bürgermeisters und Ministerpräsidenten des Landes Bremen, der nach der Bürgerschaftswahl seinen Rückzug bekannt gegeben hatte. Die SPD hatte die Wahl zwar gewonnen, dabei aber massive Stimmverluste erlitten.
Erstaunlich schnell war man sich einig
Landeschef Dieter Reinken stellte dem 17-köpfigen Gremium das Ergebnis der Gespräche vor, die er seit Anfang vergangener Woche geführt hatte. Erstaunlich schnell soll man sich nach Weser Report-Informationen einig gewesen sein, dass Carsten Sieling der richtige Mann für das Amt ist. Der Beschluss fiel einstimmig.
Um 19.31 Uhr trat Reinken dann in der Parteizentrale vor die Medien, um das Ergebnis öffentlich bekannt zu geben. Der 56-jährige Carsten Sieling war schon mit dabei. Die Entscheidung muss noch vom Landesparteitag Anfang Juni bestätigt werden – Reinken ist sich sicher, dass dies mit großer Mehrheit geschehen wird.
„Man muss Respekt davor haben“
Dann griff Sieling selbst zum Mikro. Erst verteidigte er das Wahlergebnis der SPD, die immer noch zehn Prozent vor der CDU liege. „Wir haben einen Auftrag gekriegt.“ Zu seinem neuen Amt sagt er: „Es ist eine schöne Aufgabe, aber man muss Respekt davor haben. Ich werde das mit viel Energie und Leidenschaft machen.“
An Themen widmete er sich zuerst dem Arbeitsmarkt: Man müsse auf die hohe Dauerarbeitslosigkeit Bremens sofort reagieren. Hier wolle er die Anstrengungen von Jens Böhrnsen fortsetzen. „Wir müssen das Signal setzen, wir kümmern uns.“
Zweites Thema ist für Sieling die Bildung. „Wir müssen auch Strukturen anfassen. Bremen wird nicht in der Lage sein, aus einem Füllhorn alle Notwendigkeiten zu finanzieren. Ich habe vorgeschlagen, dass wir den Bereich Kindergärten und Bildung zusammenlegen und aus einer Hand machen.“
Bremen ist eine „wachsende Stadt“
Drittens nannte Sieling, Bremen benötige schnelle Maßnahmen in Punkto Stadtentwicklung. „Bremen ist eine wachsende Stadt.“ Er will den Wohnungsbau, auch in der Osterholzer Feldmark, vorantreiben, hier habe Bremen Nachholbedarf.
In Punkto Koalition positionierte sich Sieling für die Grünen: Nach Pfingsten werde seine Partei Sondierungsgespräche mit den Grünen aufnehmen, erklärte er. „Diese Gespräche werden aber nicht einfach werden.“ Man wolle feststellen, wo die unterschiedlichen Schwerpunkte seien.
Andere Sondierungsgespräche nicht ausgeschlossen
„Dann wollen wir das bewerten und in die Verhandlungen gehen.“ Er schloss aber nicht aus, dass die SPD, wenn es zu Differenzen mit den Grünen komme, andere Gespräche führen werde. Damit meint er, ohne sie zu nennen, die CDU. Denn mit den Linken will Sieling nicht ausdrücklich koalieren, da diese nicht „regierungsfähig“ seien.
Auf die Frage, dass Bremen jetzt einen Bürgermeister erhalte, der ja in der Wahl gar nicht angetreten war, antwortete Sieling: „Das ist überhaupt nicht ungewöhnlich und auch völlig normal. Mein Votum muss ich bekommen von meiner Partei, dann muss meine Fraktion sagen, dass sie mich unterstützt und dann muss ich eine Mehrheit in der Bürgerschaft bekommen.“
Die SPD kennt er in allen Einzelheiten
Noch ein wenig zur Biografie: Sieling ist ein erfahrener SPD-Politiker. Im September 2009 hat er, der zuvor vier Jahre Chef der SPD-Fraktion in Bremen war, das Amt des Bundestagsabgeordneten für den Wahlkreis 54 übernommen. Er ist auch Mitglied im Finanzausschuss des Deutschen Bundestags.
Sieling gehört dem linken Flügel seiner Partei an. Deshalb ist es nur allzu logisch, dass er die Sondierungsgespräche zuerst mit den Grünen führen will, wenngleich er weitere Gespräche nicht ausschließt – was den Druck in den Verhandlungen auf den möglichen Koalitionspartner kräftig erhöht.
Seine Bremer SPD kennt er in allen Einzelheiten, schließlich hat er auch schon das Amt des Landesvorsitzenden ausgeübt, von 2004 bis 2006. Und er gehört der Bremischen Bürgerschaft seit 1995 an. Sielings Familie, er ist verheiratet und hat drei Kinder, lebt in Bremen. Auch ein Grund für den Sozialdemokraten, aus Berlin in seine Heimat zurück zu kommen.
Lesen Sie ausführliche Analysen und ein Portrait des neuen Bürgermeisters im Weser Report.
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