Das Haus der Bürgerschaft am Abend: Die Hektik ist gewichen – jetzt wird auf das offizielle Ergebnis gewartet (Foto: flo) |
Die Bürgerschaftswahl in Bremen beschert der regierenden SPD herbe Verluste. Sie muss mit den Grünen, die ebenfalls kräftig Stimmen verloren haben, um die Fortsetzung der rot-grünen Koalition bangen. Gewinnen konnte dagegen die CDU und besonders die FDP, die wohl in die Bürgerschaft einziehen wird – wenn denn das Ergebnis feststeht. Lesen Sie unser Protokoll zu einem spannenden Wahlabend.
22:26 Uhr: Wir warten aufs Ergebnis
Durch die Verzögerungen im Landeswahlamt kann noch kein Ergebnis und keine amtliche Hochrechnung präsentiert werden. Aber wir kennen die Trends, wissen, dass die SPD herbe Verluste hinnehmen musste (32,4 Prozent nach der jüngsten Prognose, 38,6 Prozent waren es bei der Wahl 2011), dass die Grünen auch verloren haben (15,5 Prozent nach 22,5 Prozent), die CDU sich verbessern konnte (23 Prozent von 20,4 Prozent), die Linke auch (9,5 Prozent statt 5,6 Prozent). Und wir wissen, dass die FDP sicherlich in die Bürgerschaft kommt (6,5 Prozent nach 2,4 Prozent), während es für die AfD knapp wird (5 Prozent).
Alles weitere gibt es morgen, am Montag, beim Weser Report zu lesen – denn wir setzen die Online-Berichterstattung fort. Wir danken unseren Leserinnen und Lesern, hoffen, dass es informativ war und Ihnen auch Spaß gemacht hat. Und wir bedanken uns bei der Bremischen Bürgerschaft für ihre Gastfreundschaft – inklusive der Technik, die dann noch noch rund lief. Eine gute Nacht!
Das Rathaus am späten Wahlabend: Hier wird sich Bürgermeister Jens Böhrsen am Montag das Ergebnis ansehen (Foto: flo) |
21:50 Uhr: Die Gewinne und Verluste nach der Prognose
Hier die Gewinn- und Verlustrechnung von Infratest dimap im Auftrag der ARD. Die Grafik zeigt, basierend auf der jüngsten Prognose, wie sich die Parteien entwickelt haben.
Vergleich Prognose 2015 mit Wahl 2011 (Quelle: tagesschau.de) |
21:43 Uhr: Stromausfall beim Landeswahlleiter
Jetzt kommt der Grund dafür ans Licht, warum die Ergebnisse so lange auf sich warten lassen: Im Landeswahlamt Bremen gab es einen Stromausfall. Die Mitarbeiter konnten keine Daten mehr eingeben. Es ist im Moment noch nicht klar, wann es die erste Hochrechnung geben wird. Jetzt kommt die Ansage: Der Landeswahlleiter wird am Abend nicht mehr vor die Medien treten.
Stromausfall im Landeswahlamt. WR-Redakteur Dr. Hauke Hirsinger dementiert den Stecker gezogen zu haben. #satire Foto: im |
21:35 Uhr: Die ersten Ergebnisse lassen weiter auf sich warten
Im Pressezentrum flimmert der Bildschirm des Landeswahlamtes: 16 von 458 Wahlbezirke sind ausgezählt. Dabei führt die SPD noch mit 33,38 Prozent. Das ist aber nicht repräsentativ wohlgemerkt. Die ersten Ergebnisse lassen noch weiter auf sich warten.
21:05 Lencke Steiner tritt in die FDP ein
Die FDP ist eine der Gewinnerinnen der Bürgerschaftswahl. Sie kommt ja nach den Prognosen auf 6,5 Prozent. Grund genug für die Spitzenkandidatin Lencke Steiner ihre Zurückhaltung aufzugeben: Sie will jetzt in die FDP eintreten, wie sie am Abend erklärt.
20.50 Uhr: Ein Rundgang durch das Haus der Bürgerschaft
Folgen Sie uns auf einem kleinen Spaziergang durch das Wahlzentrum in der Bürgerschaft – per Video, versteht sich.
20.29 Uhr: Fünf-Stimmen-System braucht Zeit
Der Monitor des Wahlamts im Presseraum zeigt in Echtzeit, wie weit die Auszählung vorangeschritten ist. Foto:im |
Erst ein Bezirk von 458 ist ausgezählt. Zehn sind bereits teilerfasst. 447 sind bislang noch nicht erfasst. Die Wahlhelfer haben viel zu tun. Eine Hochrechnung wird erst für 21.30 Uhr erwartet – das amtliche Endergebnis erst Dienstag oder Mittwoch.
20:10 Uhr: Die Stimmung ist entspannt oder doch nicht?
An diesem Tisch im Herzen der Bürgerschaft hat die Mannschaft des Weser Reports neben anderen Printmedien Platz genommen. Dabei sind wir heute Abend ja gar kein Printmedium, sondern wir bloggen live. Die Stimmung ist momentan entspannt, denn nach den Prognosen lassen die ersten Ergebnisse ganz klar noch auf sich warten.
Am Tisch der Printmedien (Foto: flo) |
Ganz anders sieht es im Foyer des Plenarsaals aus, wo die beiden großen Fernsehsender ihre Studios aufgebaut haben. So viele Menschen, die nervös und aufgeregt durcheinanderlaufen und schwatzen, sieht man selten aufeinander. Dabei wird gerade die Runde der Spitzenkandidaten für die Tagesschau live übertragen. Das sieht dann so aus:
Das Studio der ARD – hier wird nichts dem Zufall überlassen (Foto: flo) |
19.54 Uhr: Die jüngste Prognose im Vergleich
Hier einmal der Vergleich der Wahlergebnisse der vergangenen Jahre mit der aktuellen Prognose. Das lassen sich die Ab- und Aufwärtstrend deutlich erkennen.
19.43 Uhr: Grüne Einsicht: „Denkzettel auch ohne Fukushima“
Dr. Matthias Güldner (Grüne): „Das ist ein schlechtes Ergebnis, auch ohne Fukushima. Ein Denkzettel. Wir werden uns jetzt dringend auf die Suche nach den Gründen machen müssen. Dennoch ist es unser festes Ziel, Rot-Grün weiterzuführen. Aber wir müssen jetzt abwarten, was der Abend bringt.“
19.40 Uhr: Linke wollen keine Steigbügelhalter für die SPD sein
Glücklich mit dem Wahlergebnis: Kristina Vogt Foto:Hirsinger |
Kristina Vogt (Linke): „Jens Böhrnsen hat Rot-Rot-Grün eben schon eine Absage erteilt. Wir wollen aber auch keine Steigbügelhalter für die SPD sein. Es kommt aber auch darauf an, ob die AfD ins Parlament einzieht. Wir hoffen, dass sie es nicht tut. Insgesamt freuen wir uns über unser Wahlergebnis.“
19:20 Uhr: Der „bittere Wahlabend“ für Jens Böhrsen
Der Bürgermeister tritt vor die Medien. „Die SPD hat sicherlich schon schönere Abende gehabt“, beginnt Jens Böhrnsen seine Erklärung noch zurückhaltend. „Wir haben zwar mit Verlusten gerechnet, aber nicht mit einem derartigen Dämpfer. Sicherlich hat auch die geringe Wahlbeteiligung dazu beigetragen. Zudem wurde viel darüber spekuliert, ob AfD oder FDP es in die Bürgerschaft schaffen. Das ist sicherlich kein gutes Umfeld, um SPD-Wähler dazu zu bringen, ihre Stimme abzugeben.“
Doch dies als Erklärung allein wäre zu kurz gesprungen, fügt er hinzu. „Ich verstehe das Wahlergebnis als Herausforderung, als Aufforderung, in den Bereichen Bildung, Arbeitslosigkeit und gutes Wohnen noch härter zu arbeiten.“ Dennoch: Die SPD sei nach wie vor die stärkste Kraft und habe einen „klaren Regierungsauftrag“. Für ihn stehe an erster Stelle, Rot-Grün in Bremen weiterzuführen.
Böhrnsen stellt klar: „Rot-Rot-Grün ist keine Option. Doch wir müssen abwarten. Entscheidend wird sein, ob die AfD reinkommt oder draußen bleibt.“
Jens Böhrnsen am Wahlabend: Enttäuscht (Foto: Hirsinger) |
18.58 Uhr: „Bitteres Ergenis“
Björn Tschöpe (SPD): „Da kann man nichts schönreden. Das ist ein bitteres Ergebnis. Wir müssen in den kommenden vier Jahren auf den Gebieten Bildung, Arbeitsmarkt und innere Sicherheit noch härter arbeiten. Ich hoffe, dass wir Rot-Grün fortführen können. Wir werden später sehen, ob es dafür reicht.“
18.55 Uhr: „Trend gesetzt“
Hans-Jürgen Lahmann (FDP): „Am wichtigsten ist, dass nach dem überraschenden Ergebnis der Hamburg-Wahl heute in Bremen ein Trend gesetzt worden ist. Wir sind froh, dass Lenke-Steiner als Spitzenfrau gezogen hat.“
18.50 Uhr: Hickel erstaunt
Wirtschaftswissenschaftler Dr. Rudolf Hickel: „Ich bin über das Ergebnis und über das Abschneiden der SPD sehr erstaunt. Interessant wird die Analyse sein, warum die Sozialdemokraten ihre Wähler nicht mobilisieren konnten.“ Ebenso erstaunt ist Hickel über das Ergebnis der FDP: „Mit einer Frontfrau so viele Simmen zu ziehen ist beachtlich.“
18.40 Uhr: Die Prognose zur Sitzverteilung
83 Sitze hat die Bremische Bürgerschaft, der Landtag. Und so würden sie sich aufteilen nach der derzeit aktuellsten Prognose:
18.35 Uhr: Jens Böhrnsen zeigt sich kämpferisch
Jens Böhrnsen (SPD): „Natürlich haben wir heftige Verluste erlitten. Jetzt ist es an uns herauszufinden, woran es gelegen hat. Vielleicht haben die Menschen geglaubt, es gehe alles so weiter, wie bisher und sind deshalb nicht zur Wahl gegangen. Dennoch sind wir mit zehn Prozentpunkten Abstand die stärkste Partei. Das ist für mich ein klarer Regierungsauftrag, den wir annehmen. Wir werden uns jetzt erst recht weiter für gerechtes Wohnen und faire Arbeit einsetzen.“
18.31 Uhr: Maßlose Enttäuschung über die Wahlbeteiligung
Der Präsident der Bremischen Bürgerschaft, Christian Weber, kommt bei uns im Pressezentrum vorbei. Der Kollegin Annette Kemp sagt er, dass er „maßlos enttäuscht“ über die Wahlbeteiligung sei. Diese lag am Ende nicht ganz so niedrig wie erwartet, aber es waren doch nur 51,0 Prozent der Wahlberechtigten, die ihre Stimme abgaben.
Christian Weber im Gespräch |
18.22 Uhr: Gewimmel in der Bürgerschaft ist riesig
Vor den Studios in der Lobby der Bürgerschaft ist im Augenblick die sprichwörtliche Hölle los. Nachdem die ersten Prognosen auf dem Markt sind, laufen viele Bremische Spitzenpolitiker aufgeregt von Fernsehstudio zu Fernsehstudio, um ihre O-Töne los zu werden.
18:20 Uhr: Motschmann meint Rot-Grün sei „geknackt“
Sieht Rot-Grün am Ende: Elisabeth Motschmann Foto: Hirsinger |
„Wir wollten Rot-Grün knacken und das hat nach meinen Informationen wohl geknackt“, sagt jetzt die Spitzenkandidatin der CDU, Elisabeth Motschmann.
18:15 Uhr: FDP nennt das ein „Wahnsinnsergebnis“
Die Spitzenkandidatin der FDP, Lencke Steiner, ist kaum zu bremsen: „Wir haben gearbeitet wie verrückt. Ich danke allen, die mitgeholfen haben.“ Wolfgang Kubicki, Vize-Bundeschef der Liberalen, meint: „Wer jetzt sagt, wir hätten nur mit dem Äußeren der Kandidatin gepunktet, tut unseren Wählern Unrecht. Wir haben mit Inhalten überzeugt und sie ist eine kompetente Spitzenkandidatin. Bremen hat es verdient.“
18:14 Uhr: Linke freut sich über „gutes Ergebnis“
Kristina Vogt, Spitzenkandidatin der Linken, meint angesicht der ersten Prognose: „Ich habe mit einem guten Ergebnis gerechnet. Wir haben konstruktive Oppositionsarbeit geleistet und haben so die Menschen erreicht. Wir werden jetzt versuchen, alles gegen eine weitere Spaltung der Gesellschaft zu tun.“
18:08 Uhr: Grüne – „Wir wissen noch nicht, ob wir weiter regieren“
Die ersten Prognosen (siehe unten) sorgen für Erstaunen unter den Bremer Spitzenpolitikern, die im Wahlzentrum in der Bürgerschaft versammelt sind. Besonders mit dem schwachen Abschneiden der SPD hatte niemand gerechnet. Die grüne Bürgermeisterin Karoline Linnert: „Wir wissen nicht, ob wir weiterregieren können.“ Der Landesvorsitzende der Grünen, Ralph Saxe, meint: „Das ist ein brutales Ergebnis für die SPD.“ CDU-Mann Thomas Röwekamp meint: „Rot-Grün hat keine Mehrheit mehr. Wir haben unser Wahlziel erreicht.“ Sein Parteikollege Claas Rohmeyer: „Wir haben uns konsolidiert und haben das Wahlziel 23 Prozent erreicht. Da sieht man, was passiert, wenn man die bürgerliche Mitte vernachlässigt.“
18.00 Uhr: die erste Prognose kommt
17.50 Uhr: die Spannung steigt:
Die ARD Datenzentrale in der Lobby der Bürgerschaft |
Die Vorbereitungen für die Wahlsendungen von ARD und ZDF laufen auf Hochtouren. Hinter den Kulissen arbeiten zahlreiche Experten, um die ersten Hochrechnungen pünktlich um 18 Uhr auf die Sender zu schicken.
Der ARD-Moderator Jörg Schönenborn kurz vor der Sendung |
17.31 Uhr Wir sind bereit:
Dreiviertel des Weser Report Teams bei der Arbeit. Foto: Hirsinger |
Im Pressezentrum der Bremischen Bürgerschaft hat das Weser Report Team seine Arbeitsplätze bezogen. Es wird sicherlich ein spannender Abend.
Nebenbei: Sorry, die Netzwerkverbindung ist unterirdisch, aber liebe Leserinnen und Leser, wir tun alles, um durchzukommen mit unseren drei Latops.
Oben ist eine Menge los, dort sind die Fernsehstudios aufgebaut. Wir zeigen Ihnen gleich einige Einblicke.