Dorothee Weihe (2. v. l.) wünscht sich in Bremen andere „Streikmodelle“, um ihren Kindern mehr Sicherheit geben zu können. (Foto: Schlie) |
Für die Eltern bedeutet der seit fast vier Wochen andauernde Kita-Streik Stress – was löst er aber bei den Kindern aus? Eltern und Erzieher wünschen sich andere „Streikmodelle“, um den Kleinen Sicherheit geben zu können.
„In Elterngesprächen erfahren wir immer häufiger, dass die Kinder in eigentlich schon längst abgelegte Verhaltensmuster zurück fallen, seitdem sie täglich in einer anderen Betreuungssituation sind“, berichtet Dorothee Weihe, deren Kinder in die Bremer Kita Betty Gleim Haus gehen.
Die Kinder könnten nicht verstehen, warum sie nicht mehr in ihren Gruppen mit ihren Freunden spielen dürfen. Das löse häufig ein klammerndes Verhalten und sogar Albträume bei den Kindern aus, die in der derzeitigen Situation Sicherheit bei ihren Eltern suchten, erklärt Psychotherapeut Christoph Schweigstill, ebenfalls Vater zweier Töchter im Kindergartenalter.
Kindern Sicherheit geben
„Eltern müssen, auch wenn sie selbst von der Situation genervt und gestresst sind, Verständnis für die Kinder haben und ihnen deutlich machen, dass sie keine Schuld daran haben und nicht für etwas bestraft werden, indem sie nicht mehr in die Kita dürfen“, so Schweigstill weiter.
„Dieser Streik wird auf dem Rücken der Kleinsten ausgetragen und hat bisher zu nichts geführt. Der Druck ist offenbar für die Arbeitgeber nicht hoch genug“, sagt Richard Günther, Elternsprecher im Betty Gleim Haus.
Streikpausen und „Tandem“ als Alternative
Eltern und Erzieher würden sich kreativere Modelle für den Streik wünschen, wie etwa bis zu 50 Prozent Notdienstbetreuung im „Tandem-Modell“ oder Streikpausen, in denen für die Kleinen wieder ein Alltag mit Freunden und Bezugspersonen entstehen kann.
„Das wäre für die Kinder einfacher zu verarbeiten als die jetzige unsichere Situation, die ja auch für uns Erwachsene schon schwer zu bewältigenist“, sagt Schweigstill.
Indes hat Sozialsenatorin Anja Stahmann (Grüne) jüngst angekündigt, die Grundlage für eine Erstattung der Kita-Beiträge vorzubereiten.
Derzeit sind in den Kitas des städtischen Trägers KiTa Bremen etwa 8.350 Kinderaufgenommen, für etwa zehn Prozent steht ein Notdienst zur Verfügung.