Nach Kirchenasyl und Ausweisung: Guwani besucht Bremen

Von
Erhard Siedler und Klaus Buschmann (hinten v.l.)
sowie ihre Frauen Christel (l.) und Hella (r.) haben
Guwani (M.) nach elf Jahren zum ersten Mal
wiedergesehen.Foto: Niemann

Zwischen 2000 und 2002 lebte Guwani Thenuwara aus Sri Lanka für die Öffentlichkeit nahezu unbemerkt im Kirchenasyl in Blumenthal. Trotzdem musste sie später mit ihrer Familie Deutschland verlassen. Jetzt gab es ein ungewöhnliches Wiedersehen.

Klaus Buschmann kann sich noch genau an den Moment erinnern, als sich vor elf Jahren am Frankfurter Flughafen die elfjährige Guwani, ihre Mutter Ranjana und Bruder Sandun ein letztes Mal umdrehten, bevor sich die Türen hinter ihnen schlossen. „Das werde ich nie vergessen“, sagt der Blumenthaler. Weil die Behörden einen Aufenthalt in Deutschland untersagten, hatte ein Rechtsanwalt dringend zur Ausreise der Familie geraten. „Das war ein Schock. Aber wären sie nicht freiwillig gegangen, hätten sie nie wieder nach Deutschland einreisen dürfen“, erklärt Buschmann.

Wie auch Erhard Siedler gehörte er Anfang der 2000er dem Kirchenvorstand der Paul-Gerhard-Gemeinde in Rönnebeck-Farge an, als aus Hude die Anfrage kam, ob die Gemeinde eine Familie aus Sri Lanka ins Kirchenasyl aufnehmen könne. „Kurz vorher hatten wir im Vorstand beschlossen, dass wir so eine Anfrage positiv beantworten würden“, sagt Buschmann.

Angst vor Entdeckung im Kirchenasyl

Im Jahr 2000 nahm die Gemeinde Familie Thenuwara auf, die vor dem Bürgerkrieg zwischen Singhalesen und Tamilen geflohen war, und fortan in einer kleinen Wohnung in der Blumenthaler Kirche lebte. „Wir sind öfter zusammen einkaufen gewesen“, erinnert sich Christel Siedler und drückt Guwanis Hand. „Aber das war immer heikel.“ Außerhalb des Kirchengebäudes schwang immer die Angst mit, entdeckt und abgeschoben zu werden. Vorübergehend brachte der Unterstützerkreis aus Blumenthal die Familie sogar in Schleswig-Holstein unter. „Der Boden war hier zu heiß geworden“, sagt Buschmann.

Obwohl die Familie nach dem Kirchanasyl sogar einige Zeit in einer eigenen Wohnung in Bremen lebte, konnten die Blumenthaler am Ende nicht verhindern, dass die Familie ausreisen musste.
Nach der Trennung von ihrem Mann war Mutter Ranjani mit ihrer Tochter und einem behinderten Sohn außerdem auf sich allein gestellt. „Wir haben uns überlegt: Das kann es ja nicht sein“, erzählt Buschmann.

Bremer und Huder halfen auch nach Ausreise weiter

Gemeinsam mit weiteren Unterstützern aus Hude reifte folgender Plan: Die Huder wollten das Schulgeld für Guwanis bis zum Abschluss übernehmen, damit sie irgendwann ihre Mutter unterstützen kann. Aus Blumenthal sollte das Geld für den Lebensunterhalt kommen. Rund 45.000 Euro sind so in zehn Jahren nach Sri Lanka geflossen Für die deutschen Helfer war das oft eine ungewisse Zeit. „Das war Vertrauen gegen Vertrauen“, sagt Buschmann.

Guwani aber hat sich oft bei ihren deutschen Helfern gemeldet. „Sie hat jedem von uns zum Geburtstag und zu den Feiertagen geschrieben“, sagt Erhard Siedler begeistert. Im vergangenen Jahr flatterte dann Guwanis Abitur-Zeugnis von der Royal International School in Deutschland ein.

Guwani kann ihre Familie heute selbst unterstützen

Inzwischen hat die 22-Jährige eine Stelle am Check-in-Schalter am Doha-Airport in Katar, viereinhalb Flugstunden von Mutter und Bruder entfernt. Drei Flüge im Jahr darf sie zu stark vergünstigten Preisen unternehmen. „Ich wollte immer wiederkommen, aber konnte es bisher nicht“, sagt die 22-Jährige. Jetzt konnte sie eine fünftägige Reise nach Deutschland unternehmen. Gern wäre auch ihre Mutter mitgekommen, um die Helfer und Unterstützer aus Bremen und Hude zu besuchen. Dafür aber reichte das Geld nicht.

Die Blumenthaler sind mächtig stolz auf Guwani. Und die Erinnerungen an den Frankfurter Flughafen sind für Klaus Buschmann ist jetzt auch eine bessere. „Als wir Guwani abgeholt haben und sich die Türen öffneten, haben wir sie sofort wiedererkannt.“

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