Thorsten Gries (l.) und Emre Aydin tauschten den Dienst. |
Wie unterscheidet sich die Polizeiarbeit in Bremen und Niedersachsen? Wo gibt es Knackpunkte? Thorsten Gries vom Polizeirevier in der Vahr und Emre Aydin vom Revier in Achim gingen diesen Fragen während eines Rollentausches nach. Eine Erkenntnis: „Bremer stehen der Polizei häufig sehr kritisch gegenüber:“
„Das ist insgesamt die zweite Hospitation. Wir hoffen, diesen Austausch in den nächsten Jahren verstetigen zu können“, sagt Nicolai Roth, Leiter der Polizeiinspektion (PI) Ost. Gemeinsam mit seinem Kollegen, Thorsten Strier, Leiter der PI Verden/ Osterholz, misst er dem Personaltausch zwischen den beiden Dienststellen große Bedeutung bei. „Wir alle können viel voneinander lernen. Diebe machen auch vor Bundesland-Grenzen keinen Halt. Für die Zusammenarbeit zwischen Niedersachsen und Bremen ist der Tausch gut“, so Roth.
„Auf dem Land werden Polizisten mehr respektiert“
Das bestätigten die beiden betroffenen Polizeikommissare. Der Bremer Thorsten Gries schob in den vergangenen 15 Wochen seinen Dienst in Achim, während Emre Aydin in der Hansestadt zur Tat schritt. „Es war sehr interessant. Es gibt aber schon große Unterschiede. Das beginnt bei den Leuten in den jeweiligen Städten. Ich habe das Gefühl, auf dem Land werden Polizisten mehr respektiert“, sagt Aydin. Gries stimmt ihm zu: „Bremer stehen der Polizei manchmal sehr kritisch gegenüber.
Die Vorgesetzten der beiden „Tauschpolizisten“: Nicolai Roth (l.) und Thorsten Strier Fotos: Schlie |
Das gilt besonders für Brennpunkt-Stadtteile, aber beispielsweise auch für Stadtteile wie Schwachhausen. Wenn dort jemand eine Verwarnung bekommt, weil er extrem falsch geparkt hat, kommen andere Anwohner und schimpfen auf die Polizei.“
In Achim gibt es solche Reaktionen kaum. Dort werden polizeiliche Maßnahmen nicht dermaßen in Frage gestellt.“ Gleiches gilt für Familienstreitigkeiten. „In Bremen scheinen mir die Menschen in Brennpunktgebieten wesentlich aggressiver zu sein“, so Aydin.
Lange Anfahrtswege zum Einsatzort für Achimer Polizisten
Unterschiedlich seien auch Methoden, beispielsweise bei der Unfallaufnahme und der Spurensicherung. „In Achim übernehmen wir die manchmal, in Bremen wird das nicht so gehandhabt.“ Ein Grund für Unterschiede ist der häufig lange Anfahrtsweg für die Achimer Polizisten. Ihr Einsatzgebiet reicht von Oyten bis Ottersberg und Riede. „Da ist man nicht so schnell am Tatort“, erklärt Wollborn.
Grundsätzlich anders ist auch die jeweilige Software für die Eingabe von Fällen und Einsätzen. „In der ersten Woche hatte ich keine Ahnung und musste mich erst an die Eingabemasken gewöhnen“, so Aydin. Niedersachsen arbeite mit einem etwas älteren System.
Einen Höhepunkt während der Arbeit gab es für beide nicht. „Die Hospitation an sich war das Highlight. Der Kontakt zwischen beiden Dienststellen ist viel besser geworden. Da kann man sich auf dem kurzen Dienstweg auch einmal schnell anrufen“, so das grenzüberschreitende Polizisten-Duo einhellig. Das betreffe beispielsweise auch Einsätze am Weserpark.
„Wir wollen die Zusammenarbeit noch ausweiten – auch auf den Ermittlungsdienst“, sagt Roth. Grundlagen dafür wurden mit entsprechenden Kooperationsvereinbarungen zwischen der Polizeidirektion Oldenburg und Bremen geschaffen. Weitere Hospitationen sind ebenfalls geplant. „Vielleicht schon im Herbst“, so Wollborn. Freiwillige gebe es genug. Die Tausch-Zeit müsse nur mit Urlauben abgestimmt sein.