Auch die Jugendherberge in Worpswede bekam die Auswirkungen abgesagter Klassenfahrten zu spüren. Foto: DJH Archiv |
Die vom Kultusministerium auferlegte zusätzliche Unterrichtsstunde für Gymnasiallehrer führte vor gut einem Jahr zum Boykott von Klassenfahrten. Nachdem das Oberverwaltungsgericht Lüneburg die Mehrarbeit für nicht rechtskonform befand, können bald wieder die Koffer gepackt werden.
Das Urteil des Oberverwaltungsgerichts Lüneburg ist eindeutig: Mit den Gymnasiallehrern eine Berufsgruppe herauszupicken und ihnen eine Wochenstunde Mehrarbeit aufzubürden, ist nicht rechtens. Über ein Jahr lang hatten die Pädagogen gegen die zusätzliche Unterrichtsverpflichtung protestiert und als Konsequenz Klassenfahrten ausgesetzt. Nun steht eine Wende bevor.
Lehrer scharren schon vorfreudig mit den Hufen
Das Kollegium des Lilienthaler Gymnasiums hält am Montag eine Personalversammlung ab, bei dem der künftige Umgang mit Klassenfahrten thematisiert werden soll. „Bis das Kultusministerium den Richterspruch juristisch abschließend anerkennt, bleiben wir bei unserer Linie“, sagt Schulleiter Wolfgang Jost. Und fügt an: „Natürlich scharren die Kollegen schon mit den Hufen, um wieder mit ihren Gruppen fahren zu können.“
Auch am Gymnasium in Osterholz-Scharmbeck wolle man abwarten bis alle rechtlichen Revisionsfristen abgelaufen sind. „Ich würde mich freuen, wenn wir danach wieder Klassenfahrten anbieten könnten“, so Schulleiter Stefan Stamp-Focke. Zuletzt waren an der Loger Straße alle Fahrten bis auf die Ski-Freizeit sowie Austausch-Angebote mit Italien, Frankreich und Polen ausgesetzt worden.
Schülern fällt „ein riesiger Stein vom Herzen“
„Es ist zwar nach wie vor blöd, dass der Konflikt auf unseren Schultern ausgetragen wurde, aber das Lüneburger Urteil war das Beste, was uns jetzt passieren konnte“, freut sich Alisa Anders, Vorsitzende des Osterholzer Kreisschülerrates. Nach Monaten des Kampfes für ihre Klassenfahrten sei der Schülerschaft „ein riesiger Stein vom Herzen gefallen“.
Ein ähnlicher Brocken dürfte auch Jan-Walter Feldmann vor die Füße gerummst sein. Als Leiter der Jugendherberge Worpswede hat er in den vergangenen Monaten miterlebt, was ein Klassenfahrten-Boykott nach sich zieht. „Wir hatten Einbußen von etwa 2.000 Übernachtungen im vergangenen Jahr. Die konnten wir so auch nicht auffangen.“
Denn es ist immer noch so, dass Schulklassen eine der wichtigsten Zielgruppen für Jugendherbergen sind. „Sie machen zirka 40 Prozent unserer Übernachtungen aus. Erst danach kommen beispielsweise Vereine oder Seminargruppen“, erklärt Oliver Engelhardt, Leiter Marketing und Vertrieb beim Landesverband Unterweser-Ems des Deutschen Jugendherbergswerks.
Worpsweder Jugendherberge verzeichnet erste Anfragen
Jan-Walter Feldmann von der Worpsweder Einrichtung ist „ganz stark erleichtert“, dass viele Gymnasien ihre Klassenfahrten offenbar in Kürze wieder aufnehmen wollen. Die Schulen buchten die Touren in der Regel sechs bis zwölf Monate vor Fahrtantritt. „Die ersten Anfragen sind jetzt schon reingekommen. In 2016 wird es dann wieder richtig losgehen“, ist Feldmann optimistisch.