Das Interesse der Woltmershauser an der geplanten Flüchtlingsunterkunft war groß. Fotos: hh |
Das Sozialressort sucht überall in der Stadt nach Unterbringungsmöglichkeiten für Flüchtlinge. Voraussichtlich ab Mitte Juli werden einige vorübergehend auf dem Gelände der ehemaligen Tabak-Fabrik einziehen.
Selten waren Einwohnerversammlungen im Stadtteil so gut besucht, wie die jüngste. Das Ortsamt hatte für vergangenen Montag in die Evangelische Freikirche geladen, um die Bürger über die Einrichtung einer Flüchtlingsunterkunft in Woltmershausen zu informieren.
Nach den Plänen des Sozialressorts sollen ab Mitte Juli 200 erwachsene Flüchtlinge und Familien in einem Eckgebäude auf dem Gelände der ehemaligen Tabak-Fabrik Brinkmann an der Hermann-Ritter-Straße untergebracht werden. Rund zwei Stunden debattierten etwa 180 Bürger mit Vertretern des Sozialressorts, des Ortsamts, des Trägers und der Polizei. Die Meinungen waren geteilt.
Notunterkunft nach dem Konzept „Messehalle“
Die Flüchtlinge sollen zukünftig von insgesamt acht Mitarbeitern des Trägers AWO betreut werden. Dr. Petra Kodré aus dem Sozialressort erklärte: „Die Notunterkunft wird nach dem Konzept ‚Messehalle‘ eingerichtet. Das bedeutet, dass die großen Räume durch Stellwände in kleinere Bereiche unterteilt werden. Das Essen wird angeliefert. Außerdem wird es Sprachunterricht geben.“
Die Notunterkunft soll auf dem Gelände der ehemaligen Tabakfabrik entstehen. |
Neben großem Zuspruch für das Projekt waren auch kritische Stimmen unter anderem in Zwischenrufen und deutlich hörbarem Gemurmel zu hören. Dabei klangen Befürchtungen zu Sicherheit und Vandalismus an. Daraufhin ergriff der Woltmershauser Künstler Joachim „Bommel“ Fischer das Mikrofon und warb sehr grundsätzlich für Verständnis für die geflüchteten Menschen: „Bevor die Debatte hier in eine komische Richtung kippt, muss ich betonen, dass ich davon ausgehe, dass die Menschen, die kommen werden, keine Kriminellen sind. Ich finde es ist das Mindeste, dass wir sie nach all den Strapazen bei uns im Stadtteil willkommen heißen.“
Revierleiter Oltmann: „Ich sehe dieser neuen Einrichtung im Stadtteil sehr zuversichtlich entgegen.“
Der Leiter der Polizeiinspektion Süd Gerrit Becker betonte ebenfalls: „Es gibt in Bremen bislang keine Probleme in der Nähe von Flüchtlingsunterkünften. Die Vorstellung, das könnten Horte der Kriminalität sein, ist absolut falsch. Lassen Sie die Menschen doch ersteinmal ankommen.“
Die Flüchtlinge sollen in einem Eckgebäude des ehemaligen Fabrik-Komplexes untergebracht werden. |
Sein Revierleiter Werner Oltmann ergänzte: „Ich sehe dieser neuen Einrichtung im Stadtteil sehr zuversichtlich entgegen. Wir werden unsere Personalstärke im Revier deshalb ganz sicher nicht verstärken müssen.“ Vergleiche mit dem umstrittenen Hotel Luley in Strom ließen die beiden Ordnugshüter nicht gelten: „Das ist eine unglückliche Situation dort, aber in keinem Fall mit dieser Einrichtung vergleichbar“, so Becker.
Ab September sollen die Flüchtlinge zusammen mit dem Trägerpersonal in das Containerdorf am Niedersachsendamm in Huckelriede umziehen. Anschließend werden neue Flüchtlinge in das Gebäude auf dem ehemaligen Brinkmann-Gelände einziehen.
Kodré: „Wir haben die Immobilie für zwei Jahre gemietet. Die Unterbringung von Flüchtlingen ist jeweils nur für kurze Zeit als Übergangslösung gedacht.“