Eine „Stand Up Paddlerin“ auf dem Werdersee (Foto: WR) |
In den Buchten beliebter Ferienziele sind sie seit Jahren mit ihren Boards unterwegs. In Städten wie Hamburg und Köln gibt es auch schon länger eine Szene. Doch jetzt sind die stehenden Paddler jedoch auch in Bremen angekommen – ein Selbstversuch.
Angekommen meint: Immer mehr gleiten über die Gewässer der Stadt. Auf Werdersee und kleiner Weser bieten vier von ihnen seit vergangener Woche sogar 90-Minuten-Einsteigerkurse an. Tessa Heyde gibt die erste Trainingsstunde.
Diese beginnt mit einer theoretischen Einführung, Trockenübungen und einer Überraschung: Die Boards müssen aufgepumpt werden. „Verpackt und zusammengerollt, kann man sie ganz praktisch in den zugehörigen Rucksäcken transportieren. Einer wiegt elf Kilogramm“, erklärt die ausgebildete SUP-Instruktorin. Dann geht’s los, ich pumpe, was das Zeug hält. Kaum sind die notwendigen 15 atü Luftdruck erreicht, ist bei mir erstmals die Puste raus.
Erst einmal vom Ufer wegpaddeln
Dennoch geht es weiter mit Aufwärmgymnastik an Land, bevor wir die schwimmenden Untersätze ins Wasser tragen. Tessa reicht uns die Paddel an und gibt Anweisungen: „Ihr kniet euch am Besten erst mal hin und rudert ein wenig vom Ufer weg.“ Gute Idee, zumal ich eh befürchte, mich stehend keine fünf Sekunden auf dem Board halten zu können.
Doch ums Aufrichten komme ich wohl kaum herum, und das geht (zweite Überraschung) recht einfach. Ich staune über mich selbst und merke dabei zunächst nicht, dass ich abtreibe. Also schnell zum Paddel gegriffen. Mein überstürzter Einsatz hat allerdings nicht den gewünschten Effekt, es läuft eher sprichwörtlich und buchstäblich ein bisschen aus dem Ruder.
„Arm gerade und das Ruder schön eng am Board entlang führen“, höre ich Tessa hinter mir. „Man muss das Gerät so anfassen wie es Leichtathleten beim Stabhochsprung tun.“
Allerdings kann ich auch so nicht behaupten, geradeaus zu fahren. „Du musst wechseln, versuch mal drei Schläge links und drei rechts“, empfiehlt die 29-Jährige, während sie souverän heranrauscht. Bei voller Konzentration und 15 Minuten später schaffe ich es, ohne Schwimmer oder Ruderer dabei mit dem Paddel zu enthaupten.
Schmaler hätte das Terrain nicht sein dürfen
Auf „offenem See“ üben wir dann die Drehungen mit „Halbmondschlag“. Schmaler hätte das Terrain dafür beim Erstversuch nicht sein dürfen. Der Wendekreis eines Lkw ist winzig, gegen das was ich mit dem Bord umzirkele. Die Trainerin beeindruckt ihre Schüler währenddessen mit professionellen Einlagen. Sie stellt sich ans Heck des Bords und vollführt quasi auf der Stelle eine Pirouette, um mit Vollgas von Dannen zu zischen. Natürlich kommt sie zurück und bringt ihre Schäfchen heile ins Trockene – mit Rückenwind geht das recht fix und es ist tatsächlich keiner von uns ins Wasser gefallen.
Gleichgewicht war nicht das Problem, dafür spüre ich Hintern, Oberarme und einen leichten Krampf in den Füßen. Ich gestehe es ungern ein, aber entspannt war ich bei der Premiere augenscheinlich nicht. Dennoch schließe ich mich dem positivem Fazit einer Mitstreiterin an.
Muskelkater ist nicht ausgeschlossen
Dzelila hat übrigens im sechsten Monat schwanger am Lehrgang teilgenommen, was für die Allgemeintauglichkeit der Sportart spricht. Die werdende Mutter fasst ihre Eindrücke wie folgt zusammen: „Es war super, eine wunderbare Auszeit vom Alltag.“ Eine Ergänzung meinerseits: „Aber immer dran denken, dass es Sport ist – Muskelkater nicht ausgeschlossen.“
SUPkultur ist ein Projekt von Nordstern Surffilmfestival (Julia Dreyer & Julie Maywald) und Ins Blaue ( Tessa Heyde & Jens Joost-Krüger). Einsteiger-Kurse, samstags und sonntags, 15 bis 16.30 Uhr, auf Werder- und Unisee. Anmeldung erforderlich unter info@sup-kultur-bremen.de Kosten für 90 Minuten (Nettozeit auf dem Wasser): 40 Euro. Boards kann man auch ausleihen – ab 10 Euro pro Stunde. Infos unter 0176-83 28 64 94. Bettina Gössler