Was passiert in den kommenden Jahren mit dem Klinikum Ost? Foto: av |
Geplante Strukturveränderungen im Klinikum Ost (KBO) sorgten im Beirat Osterholz für erhebliche Verärgerung. „Wir werden verschaukelt“, sind sich Stadtteilpolitiker und KBO-Mitarbeiter einig. Unter anderem werde die Unfallchriurgie gestrichen. GeNo-Chefin Jutta Dernedde beteuert hingegen: „Eine Grund- und Notfallversorgung wird es in jedem Fall auch in Zukunft geben.“
Die Schar derer, die bis vor kurzer Zeit noch versprochen hatten, dass das KBO saniert wird, war bis vor der Wahl groß. Dazu gehörten unter anderem Finanzsenatorin Karoline Linnert (Grüne), Gesundheitssenator Dr. Hermann Schulte-Sasse (parteilos) und der gesundheitspolitische Sprecher der SPD, Winfried Brumma.
„Versprechen scheinen sich in Luft aufzulösen“
Diese Versprechen scheinen sich in Luft aufzulösen. Während im aktuellen Entwurf des Koalitionsvertrages von einer wirtschaftlichen Prüfung möglicher Strukukturveränderungen der Bremer Kliniklandschaft inklusive der Konzentration am KBO auf die Bereiche Psychiatrie, Geriatrie und neurologische Frührehabilitation die Rede ist, wurde zeitgleich die Streichung der dortigen Unfallchirurgie beschlossen. Zudem sollen laut Betriebsrat die Pneumologie, der onkologische Anteil der Inneren Medizin sowie später die gesamte Chirurgie an das Klinikum Mitte (KBM) verlegt werden.
„Das habe die Geschäftsführung der Gesundheit Nord (GeNo) in einer Nacht- und Nebelaktion kurzfristig angekündigt“, heißt es in einer Mitteilung des GeNo-Gesamtbetriebsrates.
Am Montag machten Politiker des Beirates Osterholz ihrem Ärger Luft. „Immer wieder hat man uns versichert, dass der Standort gesichert ist. Uns ist klar, dass die GeNo in schwerem Fahrwasser liegt. Der Verbund besteht aber aus vier kommunalen Kliniken. Es ist völlig unverständlich, dass die Sanierung der gesamten GeNo vom Osten getragen werden soll“, erklärte Beiratssprecher Wolfgang Haase (SPD). Es würden viele Fragen aufgeworfen. Beispielsweise ob die Grundversorgung gewährleistet und der Notarzt-Standort sowie der Hubschrauberlandeplatz erhalten bleiben würden. „Wir sind empört“, so Haase. Die Vorgehensweise der GeNo habe ihn in den vergangenen Tagen sprachlos gemacht.
Rohmeyer: „Es geht um Menschenleben“
„Allein die Tatsache, dass wir am Klinikum Ost einen Notarztwagen haben, garantiert für die Menschen im Bremer Osten eine notärztliche Versorgung. Das gilt nicht nur für Osterholz, sondern beispielsweise auch für Mahndorf und Oberneuland. So schnell kann kein Notarzt vom Klinikum Mitte in diese Stadtteile fahren. Das geht um Minuten und Menschenleben“, sagte der CDU-Abgeordnete Claas Rohmeyer und bezweifelte, dass die GeNo ein Konzept verfolgt.
Der KBO-Betriebsratsvorsitzende Markus Rohdenburg ist sauer auf die GeNo-Geschäftsführung. Foto: Kemp |
In der Belegschaft gebe es große Unruhe, berichtete der KBO-Betriebsratsvorsitzende Markus Rohdenburg: „Wir haben gewusst, dass unser Unfallchirurg das Klinikum verlässt und immer wieder dafür kämpft, dass diese Stelle nachbesetzt wird. Wir haben eine Ausschreibung gemacht und einen Arzt in einem Auswahlverfahren ausgesucht. Dieses wurde in der vergangenen Woche gestoppt.“
Die GeNo-Chefin, Jutta Dernedde, habe immer wieder gesagt, es müsse ein geordnetes Verfahren geben. „Das ist aber nicht der Fall. Das ist Chaos und verunsichert die Mitarbeiter. Viele Kollegen beschäftigen sich mit Abwanderungsgedanken“, so der Betriebsratschef. Es fehle ein Konzept und auch Zahlen. Die Verlegung der Geriatrie in den Osten sei „Quatsch“. Keiner wisse, wie das laufen solle. Ungewiss sei auch, was mit dem Lungenzentrum passiere. Für den Erhalt des KBO sei eine Unterschriften-Aktion bis 17. Juli geplant. „Wir wollen damit versuchen, Druck aufzubauen.“
Anspruch auf Beteiligung des Beirates
Ralf Dillmann (Grüne) bemängelte die nicht gegebene Beteiligung des Beirates an dem Prozess. „Wir haben einen Anspruch darauf. Soweit ich weiß, sind auch die Gremien der Bürgerschaft nicht an der geplanten Schließung der Unfallchirurgie beteiligt. Das ist ein Weg, der so nicht geht“, sagte Dillmann.
„Wir sind beschissen worden. Das ist doch unglaublich“, macht auch Susanne Kröhl, Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Osterholz, keinen Hehl aus ihrer Enttäuschung.
In einem fraktionsübergreifenden Antrag fordert der Beirat Osterholz einstimmig vom Senat und der GeNo, rechtzeitig vor künftigen wesentlichen Strukturveränderungen – das KBO betreffend – beteiligt zu werden. Es handele sich bei dem Klinikum um die größte öffentliche Einrichtung im Bremer Osten. Die Unfallchirurgie sei für das KBO von herausragender Bedeutung.
GeNo-Chefin: „Es werden keine Arbeitsplätze verloren gehen“
„Das Klinikum Ost ist als Standort gesichert. Eine Grund- und Notfall-Versorgung wird es in jedem Fall auch in Zukunft geben. Dazu gehört natürlich auch der Standort des Notarztwagens“, erklärt die Geschäftsführerin der Gesundheit Nord, Jutta Dernedde, auf Anfrage des Weser Reports.
GeNo-Chefin Jutta Dernedde |
„Es werden keine Arbeitsplätze verloren gehen. Was passieren kann, ist eine Verlagerung von Ost nach Mitte, aber auch umgekehrt“, so Dernedde. Tatsächlich werde die Unfallchirurgie verlagert, das sei aber nicht das Ende der Somatik im KBO. Es sei sehr wichtig, das Klinikum in Osterholz auf wirtschaftlich tragbare Füße zu stellen. Das sei unter anderem mit einer Verdoppelung der Betten für die neurologische Frührehabilitation möglich, für die es einen großen Bedarf gebe.
Schon 2014 habe das KBO nach zunächst wirtschaftlich guten Jahren rote Zahlen geschrieben. Das Klinikum Nord, ein einstiges GeNo-Sorgenkind, sei hingegen im Aufwärtstrend. „Das Problem des KBO ist, das wir keine Möglichkeit des Wachstums sehen, wenn wir das Haus nicht umstrukturieren. Wir arbeiten derzeit an einer medizinischen Neuausrichtung des GeNo-Verbundes, dem vier Kliniken angehören. Dazu gehören Bündelungen, die auch gerade hinsichtlich des Krankenhausstrukturgesetzes des Bundes, das im kommenden Jahr greifen wird, notwendig werden“, so Dernedde.
Sie verstehe die Unruhe in der KBO-Belegschaft, im Beirat und in der Bevölkerung, stellt aber auch klar: „Die Ängste, dass beispielsweise Notfälle im Osten nicht versorgt werden können, sind unbegründet.“