Die Grafik zeigt Daten zur Altersarmut in Bremen (Grafik: Stuttgarter Lebensversicherung) |
Ohne ausreichende Rente können viele Menschen ihren Ruhestand nicht genießen – es droht das Abrutschen in die Altersarmut. Dabei sind Bremens Senioren besonders betroffen. Das Sozialressort rät zur Vorsorge, am Besten natürlich durch eine geregelte Arbeit. Doch die muss auskömmlich sein.
Jeder fünfte Bremer Rentner (21,9 Prozent) ist von Altersarmut betroffen. Das sind mehr als in allen anderen Bundesländern oder Stadtstaaten (Hamburg: 14,7 Prozent, Berlin: 17 Prozent). Auf Bremen folgen Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und das Saarland. Das zeigt eine Untersuchung des Meinungsforschungsinstituts „YouGov“ im Auftrag der Stuttgarter Lebensversicherung.
Ein beträchtlicher Teil der Befragten (40 Prozent) muss Verzicht üben: Am häufigsten werde an Urlauben und Ausflügen (27 Prozent) gespart, oftmals aber auch an sozialen Aktivitäten (10 Prozent) oder gar an medizinischer Versorgung (neun Prozent). Im Rahmen der Untersuchung wurden im Juni und Juli 2015 repräsentativ 1.120 Rentner und Pensionäre nach ihren Lebensumständen befragt.
Den Lebensstandard nicht mehr finanzieren können
Altersarmut heißt, dass die Pensionäre mit der gesetzlichen Rente ihren Lebensstandard, den sie im Berufsleben noch gewohnt waren, nicht mehr finanzieren können. Noch schlimmer sei es, wenn Rentner mit dem staatlichen Minimum auskommen müssen, was laut Statistischem Bundesamt in Bremen auch häufiger passiert als in anderen Ländern.
„Altersarmut ist nicht allein Thema zukünftiger Rentner-Generationen. Schon heute betrifft dies jeden sechsten Rentner in Deutschland“, erklärt Dr. Linda Dahm von der Stuttgarter Lebensversicherung. Die gesetzliche Rente allein reiche nicht aus.
Altervorsorge erst mit einem auskömmlichen Einkommen
Auch das Bremer Sozialressort mahnt, fürs Alter vorzusorgen. Voraussetzung sei natürlich, eine geregelte Beschäftigung zu finden, auch wenn dies nicht immer einfach sei. Erst mit einem auskömmlichen Einkommen könne man eine betriebliche oder private Altersvorsorge abzuschließen, sagt Sprecher Dr. David Lukaßen.
„Man sollte sich aber genau informieren, welches Produkt das richtige ist.“ Finanzexperten mahnen übrigens, dass die Angst vor Armut auch zu einer „Überversicherung“ führen könnte.
Wer aber kurz vor dem Ruhestand steht oder mitten drin ist und bei dem sich abzeichnet, dass er mit seiner Rente nicht hinkommt, der kann laut Lukaßen zumindest im Rahmen der Altenhilfe unterstützt werden, etwa in den Seniorenbegegnungsstätte. So gebe es für bestimmte Gruppen beispielsweise Zuschüsse zu Seniorenreisen.
Die Sozialbehörde setzt sich mit dem Thema Altersarmut auch im Armuts- und Reichtumsbericht auseinander, der sich noch in der Abstimmung befindet. Ein Entwurf steht bereits online, unter: www.soziales.bremen.de