Bremer Häuser sollen Platz für Wohnungen bieten. (Foto: WR) |
Es brodelt in der rot-grünen Koalition beim Thema Wohnungsnotstand in Bremen. Die Grünen wollen 70 freie Flächen für den Wohnungsbau nutzen, so Bauexperte Robert Bücking. Der Koalitionspartner widerspricht: Es stehen maximal 40 Flächen im Angebot. Doch die Grünen haben noch weitere ungewöhnliche Vorschläge auf Lager.
Im Prinzip wollen SPD und Grüne das gleiche – mehr bezahlbaren Wohnraum – für Flüchtlinge, Studenten und alle Bürger. Doch bei der Frage der Umsetzung sind sich die Parteien nicht ganz einig.
„Die Antwort ist so banal wie nur irgendwas“
Der baupolitische Sprecher der Grünen, Robert Bücking, fand am Freitag klare Worte: „Die Antwort für das Wohnungsproblem ist so banal wie nur irgendwas: Es braucht mehr Tempo und eine klare Entscheidung, die im Sinne der Integration der Flüchtlinge ist.“ Ganz so einfach scheint die Antwort jedoch nicht zu sein. Um neuen Wohnraum zu schaffen, braucht es Flächen und Gelder.
Die Grünen sprechen von 70 Flächen, die bereits für den Wohnungsbau eingeplant seien. Diese gebe es zum Beispiel in der Überseestadt, bei der Jacobs-Universität, in der Nachbarschaft der Uni, in der Gartenstadt Werdersee und den Geschosswohnungen der Gewoba. Allerdings sind laut Bücking manche dieser Flächen bereits für Gewerbetreibende verplant. „Hier müssen wir schnell Alternativen schaffen“, sagte Bücking.
SPD widerspricht den Grünen: Maximal 40 Flächen vorhanden
Der Koalitionspartner sieht das anders. „Ich widerspreche Robert Bücking ganz eindeutig. Wir haben maximal 40 Flächen, die für Wohnungen genutzt werden können“, sagt Jürgen Pohlmann, baupolitischer Sprecher der SPD. Er verweist auf ein Gutachten des Instituts Gewos, das den Wohnungsbedarf und die zur Verfügung stehenden Flächen in Bremen untersucht hat. Demnach fehle es an 19.000 Wohnungen. Der Bedarf der Flüchtlinge sei da noch gar nicht eingerechnet. Pohlmann: „Bremen kann im Moment aber nur maximal 5.000 Wohneinheiten zur Verfügung stellen.“
Die Gewerbetreibenden seien laut dem SPD-Mann für das soziale Gefüge der Gesellschaft wichtig und müssten genauso mit Flächen bedacht werden. „Wir müssen Neubau aktivieren, um Wohnungen zu schaffen. Dazu müssen wir Profis wie die Gewoba mit ihrem Wissen heranziehen.“
Weiter will die SPD mehr Reihenhäuser bauen, was auch im Koalitionsvertrag vereinbart wurde. „Wir müssen Arbeitnehmer dazu bewegen, sich langfristig bei uns anzusiedeln und nicht ins Umland abzuwandern“, sagt Pohlmann. Das sei neben dem sozialen Gefüge auch für Bremens Finanzhaushalt wichtig.
Grüne: „Reihenhauspolitik der SPD ist weltfremd“
Robert Bücking ist diese „Reihenhauspolitik weltfremd“. Es sei zwar verständlich, dass Menschen in ihrem Umfeld lieber kleine Häuser mit Apfelbaum haben wollen. Reihenhäuser haben laut Bücking aber nicht genügend Platz, um allen Menschen eine Wohnung anzubieten.
Robert Bücking von den Grünen will schnell Wohnungen zur Verfügung stellen. Foto: Schlie |
Er plädierte dafür, möglichst schnell den Bestand der Wohnungen zu untersuchen und entsprechend zu nutzen. Auch Neubau sei wichtig. „Das muss nur schneller gehen. In der Regel dauert ein Bauprojekt drei Jahre, ideal wäre es, schon 2016 neue Wohnungen anbieten zu können.“
SPD-Sprecher Pohlmann begrüßte diesen Vorschlag. Jetzt liege es aber am von den Grünen geleiteten Bauressort, Maßnahmen zu einer schnelleren Durchführung von Genehmigungen und Verfahren zu schaffen.
Einliegerwohnungen in ungenutzten Bremer Häusern
Die neueste Idee der Grünen, um Flüchtlinge schnell unterzubringen: Einliegerwohnungen in ungenutzten Bremer Häusern zu schaffen. „Wenn Oma auszieht, bauen die Enkel das Haus oft um und machen mehrere Wohnungen draus“, sagte Bücking. Mit einem Förderprogramm könne man dafür sorgen, dass den Eigentümer Zuschüsse für den Umbau erhalten.
Im Gegenzug müssten sie sich verpflichten, die Wohnung Mietpreisgebunden an Flüchtlinge zu vermieten. Diese Wohnungen könnten bei Bedarf auch Studenten angeboten werden. Die SPD findet diesen Vorschlag „interessant“, will ihn aber zunächst prüfen. Außerdem, betont Pohlmann, löse er das Kernproblem des Wohnungsnotstands in Bremen nicht.