Volle Wartezimmer – hat Bremen genügend Ärzte?

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Ärztin in Bremen (Foto: WR)

Ein hartnäckiger grippaler Infekt grassiert seit rund drei Wochen in der Hansestadt. Laut Ärzten steigen die Krankheitszahlen, dementsprechend voll sind die Wartezimmer. Dabei soll es laut Statistik mehr Ärzte geben, als benötigt. Allerdings ist die Verteilung in den Stadtteilen höchst unterschiedlich.

„Die Deutschen, damit auch die Bremer, gehen durchschnittlich 18 Mal pro Jahr zum Arzt“, so Christoph Fox, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung (KVHB).

Während Krankheitswellen fallen natürlich noch mehr Behandlungen an Aktuell ist das der Fall. „Die Anzahl der grippalen Infekte steigt“, sagt Dr. Gisela Velde-Gestrich, Fachärztin für Allgemeinmedizin. Dementsprechend voll sind die Wartezimmer.

372 Hausärzte warten in Bremen auf Patienten

Dabei besagt die Statistik, dass wir im Stadtgebiet eine Überversorgung an Ärzten haben – und zwar in nahezu allen Bereichen. Gemäß Bedarfsplanung sollte es beispielsweise 332 Hausärzte in Bremen geben. Der Versorgungsgrad liegt mit 372 Medizinern besagter Sparte jedoch bei rund 112 Prozent.

Bei Frauenärzten, derer hierzulande 90 praktizieren, entspricht die Quote sogar 120 Prozent, bei Hautärzten (31 aktive) 122 Prozent und bei Urologen (20 gemäß rechnerischem Soll, 26 sind in Lohn und Brot, Versogungsgrad 132,6 Prozent)

Zahlen, an denen Kranke zweifeln. „Wenn es wirklich eine Überversorgung gäbe, warum muss man dann stets lange Wartezeiten in Kauf nehmen?“ ist gemeinhin die Reaktion auf die Werte. Das mag den Experten zufolge an der Verteilung im Stadtgebiet liegen, denn wer leidet, sucht Hilfe oft in seiner Nähe – beispielsweise über den digitalen Ärztescout der KVHB.

Gute Quoten in Schwachhausen und Walle

Die zirka 13.000 Einwohner aus Oberneuland finden dabei nur drei Hausärzte in ihrem Stadtteil, das wäre rechnerisch einer für über 4.300 Bürger. In Gröpelingen wiederum können die ungefähr 35.000 Personen 24 Medziner aufsuchen.

Relativ gut sind auch die Quoten in Osterholz (23 Hausärzte für 37.000 Einwohner), in Schwachhausen (28 Ärzte für 37.000 potenzielle Patienten) und Walle (24 Ärzte, 28.000 Bewohner). Schlechter steht es um Kranke in Hemelingen (18 Hausärzte für 41.000 Menschen) und die klassischen „Landärzte“ sucht man vergebens. In Strom und Seehausen gibt es keinen einzigen.

Viele haben kein gut organisiertes Personal

Ein weiterer Faktor, der zu überfüllten Wartezimmern führt, ist das Zeitmanagement der Sprechstundenhilfen. „Viele Kollegen haben einfach kein gut organisiertes Personal“, kritisiert ein Vertreter der Branche. Sein Rezept: „Termine bestenfalls im 15-Minuten-Takt vergeben. Dann kann man in der Regel immer Notfälle dazwischenschieben, weil gemeinhin nicht alle Patienten eine Viertelstunde Zeit beanspruchen.“

Jene mit besagtem grippalen Infekt bräuchten oftmals nur einen gelben Schein und Medizin. „An ihrer Arbeitsunfähigkeit ist dabei nicht zu zweifeln, das beeinträchtigt die Konzentration und das Wohlgefühl kolossal“, sagt der Fachmann. Und unter der Hand: „Dennoch wäre es manchmal für alle Beteiligten besser, solche Menschen könnten sich einfach nur so drei Tage zuhause auskurieren.“ Bettina Gößler

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