Kinderfotos bei Facebook können leicht missbraucht werden. Foto: Bohlmann |
Fotos im Netz sind nicht privat und können missbraucht werden. Das berichten Bremer Experten. Anlass ist eine Warnung der Polizei, keine Kinderfotos bei Facebook zu veröffentlichen.
„Facebook kann nicht garantieren, dass Fotos nur von Freunden des eigenen Profils gesehen werden“, sagt Dr. Imke Sommer, Datenschutzbeauftragte der Stadt Bremen. Profile zu hacken, also sich illegalen Zugang zu ihnen zu verschaffen, sei gar nicht schwer. „Selbst das Profil von Marc Zuckerberg, dem Facebookgründer ist schon gehackt worden“, sagt Sommer. Abgesehen davon sammle Facebook sämtliche Daten und verkaufe sie an Unternehmen weiter. „Ein verantwortungsvoller Umgang der Eltern mit Fotos ihrer Kinder ist deswegen notwendig, leider aber oft nicht vorhanden“, sagt Sommer.
Pädophile haben es leicht im Netz
Die Polizei in Hagen hatte vor der Veröffentlichung von Kinderfotos im Netz gewarnt und damit bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Alleine auf Facebook wurde der Post knapp 265.000 mal geteilt. „Wir begrüßen den Aufruf der Polizei Hagen“, sagt Kirsten Dambek von der Bremer Polizei. Eltern würden es Pädophilen leicht machen, wenn sie Fotos ihrer Kinder auf Facebook veröffentlichen. Zudem sagt sie, dass der Wille und Schutz des Kindes auch bei der Veröffentlichung von Fotos im Vordergrund stehen sollte.
Der Professor für Informationsrecht an der Universität Bremen, Benedikt Buchner warnt auch vor der Veröffentlichung von Kinderfotos. Pädophile Menschen könnten die Bilder missbrauchen. „Sie müssen im Internet immer vom schlimmsten Fall ausgehen. Alles andere wäre blauäugig“, unterstreicht Buchner.
Es sei wichtig, bei den Eltern Bewusstsein zu schaffen, dass Fotos ihrer Kinder bei Facebook nicht mehr privat sind. Sie seien auch nicht nur für Freunde sichtbar. „Facebook nutzt alle Daten für sich“, sagt Buchner. Außerdem sei das Risiko, dass Fotos trotz eingeschränktem Profil im Netz erscheinen, nicht kalkulierbar.
Eltern sind für Kindeswohl verantwortlich
Daneben sieht Buchner noch ein Problem: „Die Vermarktungsinteressen der Eltern stehen über dem Kindesschutz bei Facebook“, sagt Buchner. Eltern würden ihren Kindern die Möglichkeit nehmen, selbst zu entscheiden, wie sie online dargestellt werden. „Das Persönlichkeitsrecht regelt die Veröffentlichung von Fotos, ist aber schwammig. Kinder könnten erst selbst über ihre Fotos im Netz entscheiden, wenn sie die Folgen einschätzen könnten. „Da gibt es keine Altersbegrenzung. Solange sind die Eltern die rechtlichen Vertreter“, sagt Buchner. Und die hätten eine Verantwortung für das Wohl ihres Kindes.