In der Kirche könnten bald Flüchtlinge leben. Foto: Schlie |
Die St. Benedikt-Gemeinde in Woltmershausen will ihre Kirche in den Wintermonaten für die Flüchtlingsunterbringung zur Verfügung stellen. Die Stadt prüft zurzeit das Gebäude.
Pfarrer Johannes Sczyrba sieht die aktuelle Flüchtlingswelle mit Sorge. „Ich möchte nicht in der Haut der Verantwortlichen stecken, wenn der erste Flüchtling erfriert“, sagt Sczyrba. Deshalb will er „seine“ Kirche für die Wintermonate als Flüchtlingsunterkunft zur Verfügung stellen.
Gemeindemitglieder stehen hinter dem Angebot
Die Mitglieder der Woltmershauser Gemeinde stehen seinen Worten nach hinter dem Plan. „Nachdem ich das den Leuten vorgestellt habe, haben sie gesagt: Das ist genau das richtige, auch wenn es uns weh tut. Darauf bin ich stolz.“
Auf Gottesdienste in ihrer Kirche müssten die Gemeindemitglieder nämlich dann vorerst verzichten. Zwischen 20 und 60 Katholiken besuchen die Messen an der Straße Auf dem Bohnenkamp regelmäßig. Sie würden in den Wintermonaten dann wahrscheinlich ins Pfarrheim umziehen. „Dann machen wir es uns eben kuschelig“, sagt Sczyrba.
In acht Tagen von der Kirche zur Flüchtlingsunterkunft
Rund 280 Quadratmeter Platz bietet die Kirche. Rund acht Tage Zeit, schätzt Sczyrba, bräuchte es, die Kirche auszuräumen. Die Kirchenbänke müssten raus. Wie mit dem Altarraum umzugehen wäre, diskutieren die Verantwortlichen noch. Die ursprüngliche Idee, diesen liturgisch wichtigen Ort abzutrennen und ungenutzt zu lassen, hat einen Nachteil.
„Genau neben dem Altar sind die Heizungsschächte“, sagt Sczyrba. Er lässt durchblicken, wo seine Prioritäten liegen. „Lithurgie ist eine Feier, die Existenz von Menschen steht darüber.“ Im Innenhof der Kirche stehe Platz zur Verfügung, um Container mit sanitären Einrichtungen aufzustellen, sagt Sczyrba.
Pfarrer: „Ich will ein klares Votum der Stadt“
Bevor die Vorbereitungen in Woltmershausen beginnen, muss aber erst die Behörde prüfen, ob sie das Angebot annehmen will. „Bevor ich was in Bewegung setzte, will ich ein klares Votum der Stadt“, stellt der Pfarrer klar.
Am Montag hat es eine Begehung der Stadt gegeben. Das Ergebnis konnte Dr. Bernd Schneider, Sprecher des Sozialressorts, noch nicht mitteilen. Grundsätzlich sei eine Kirche zwar nicht leicht nutzbar, aber die Voraussetzungen seien auch nicht so schlecht. „Die Sozialsenatorin freut sich über die Bereitschaft, ungewöhnliche Wege zu gehen.“
Vergleichbares Angebot in Bramsche wurde abgelehnt
In Bramsche ist eine Kirche, die wie die Kirche St. Benedikt zum Bistum Osnabrück gehört, mit ihrem Angebot gerade abgeblitzt. „Die Begründung war, dass die Zahl der Flüchtlinge dort deutlich zurückgegangen ist und so große Räume nicht optimal zu nutzen seien“, sagt Bistums-Sprecher Hermann Haarmann. Für die Gemeindemitglieder sei das frustrierend gewesen. „Die wollen ja schließlich was tun.“