Der Platz vor dem Bremer Hauptbahnhof (Foto: WR) |
Die Kriminalität vor dem Bremer Hauptbahnhof soll gerade Nachts stark zugenommen haben. Alleine vergangenes Wochenende gab es vier Straftaten. Laut Polizeigewerkschaft und CDU fehlen die Beamten zudem an anderen Brennpunkten – etwa, um die Drogenkriminalität im Viertel zu bekämpfen. Das Innenressort widerspricht ebenso wie die Linke.
Polizeibeamte, die bisher im Ostertorviertel eingesetzt werden, müssen auf den Bahnhofsvorplatz verlegt werden, weil dort die Zahl der Straftaten zunimmt. Das berichtet Jochen Kopelke, Vorsitzender der Polizeigewerkschaft GdP, dem Weser Report. Die Drogenkriminalität könne nicht mehr so streng wie nötig geahndet werden.
Am Bahnhof käme es vermehrt zu Raubdelikten: „Handys und Schmuck, etwa Goldketten, stehen auf der Liste der Tatverdächtigen ganz oben“, sagt Kopelke. „Am Wochenende um vier Uhr morgens ist am Bahnhof wirklich etwas los: Dort warten junge Männer auf Menschen, die allein unterwegs sind, womöglich auch betrunken, um sie gezielt auszurauben.“ Auch laut CDU-Innenexperte Wilhelm Hinners sei es eine Tatsache, dass die Kriminalität dort steige.
„Sind nicht genug Polizeibeamte vor Ort?“
In zwei der vier Polizeimeldungen vom Wochenende benutzten die Tatverdächtigen Messer und Flaschen, die in der Waffenverbotszone nicht erlaubt seien. Kopelke: „Da stellt sich die Frage: Sind nicht genug Polizeibeamte vor Ort, um das zu kontrollieren?“ In der Discomeile setzte die Polizei schon einmal eine Hundertschaft ein, als dort die Lage ernst wurde.
Genau dieses Personal fehle jetzt. Die Schilderungen des Polizeigewerkschafters deuten auf ein strukturelles Problem hin: Sind Polizeibeamte im Viertel unterwegs, können sie nicht am Bahnhof sein – und umgekehrt.
Das Innenressort räumt ein, dass es mehr Polizeibeamte geben müsse, so Sprecherin Rose Gerdts-Schiffler. Sie sieht aber nicht, dass Kriminalität in Bremen nicht ausreichend bekämpft werden kann. „Die Polizei verschiebt ihre Schwerpunkte immer wieder. Wenn am Bahnhof mehr los ist, als im Viertel, gehen sie dort hin.“ Das sei nicht ungewöhnlich.
„Die Polizei kennt ja ihre Pappenheimer“
Auch die innenpolitische Sprecherin der Linken, Kristina Vogt, sieht das so. Sie habe unter anderem von Polizeipräsident Müller erfahren, dass „zielorientiert“ gearbeitet würde. „Die Polizei kennt ja ihre Pappenheimer und agiert dort, wo sie sich aufhalten.“ Vogt fügt hinzu: „Kurz vor der Haushaltsfestsetzung macht die GdP auf ihre Probleme aufmerksam. Mehr Auszubildende müssen eingestellt werden. Aber eine besonders ansteigende Kriminalität am Hauptbahnhof gibt es aus meiner Sicht nicht.“
„Das sehe ich anders. Die GdP muss auf Missstände hinweisen“, meint CDU-Mann Hinners. Die Polizei müsse in der Lage sein, an mehreren Brennpunkten einer Großstadt für Sicherheit zu sorgen. Er weist noch auf ein anderes Problem hin: Nicht zuletzt, um die Akzeptanz für Flüchtlinge in der Bevölkerung aufrecht zu erhalten, müssten Straftaten, die am Hauptbahnhof von bestimmten Personengruppen begangen werden, auch sofort geahndet werden. Hinners merkt an: „Hier bestimmte Probleme zu tabuisieren, ist fatal.“ Laura Bohlmann und Florian Hanauer