Betreungskollaps psychisch kranker Menschen befürchtet

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Das Klinikum Ost        Foto: av

Einrichtungen für Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen aus dem Bremer Westen schlagen Alarm. Seit Schließung einer Station im Klinikum Ost befänden sich Träger und Patienten in einer unhaltbaren Situation.

Schizophrenie, Bipolare Störung, Depression – Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen brauchen eine besonders intensive Betreuung. Diese sieht die dafür im Westen verantwortliche Bremer Werkgemeinschaft GmbH derzeit gefährdet. Geschäftsführerin Dr. Katrin Steengrafe: „Nach der Schließung der Station 3a im Klinikum Ost ist die Situation für alle Beteiligten untragbar. Wir befürchten einen Betreungskollaps.“

 „Zusammenarbeit geht teilweise gegen Null“

Dort wurde hauptsächlich Menschen aus Gröpelingen und Oslebshausen in seelischen Krisen und bei psychischen Erkrankungen geholfen. Dieser Schritt ist Teil der beschlossenen Weiterentwicklung der Psychiatrie-Reform in Bremen. Diese hat unter anderem zum Ziel: den Ausbau der ambulanten Betreuung und die Intensivierung der Kooperation zwischen ambulanten Trägern und Kliniken.
Doch: „Die Zusammenarbeit mit der Klinik, insbesondere der Informationsfluss geht teilweise gegen Null“, so Lutz-Uwe Dünnwald, ebenfalls Geschäftsführer der Bremer Werkgemeinschaft.

So sollen allein im Westen sieben psychisch Kranke, laut Steengrafe, nicht aufgenommen oder zu früh entlassen worden sein: „Eine Frau mit einer bipolaren Störung kam unangekündigt in die Wohngemeinschaft zurück, wo es zu massiven Problemen kam, die bis heute andauern.“
Zudem soll ein Mann mit einer paranoid-halluzinatorischen Psychose mit Wahnsymptomatik in der Klinik als unauffällig eingestuft worden sein, der nach seiner Entlassung in seiner Wohngruppe ebenfalls für „erhebliche Unruhe“ gesorgt haben soll.

„Vertraute Strukturen haben sich verändert“

Das Gesundheitsressort sieht ebenfalls eine enge Zusammenarbeit mit ambulanten Trägern als unerlässlich für eine gute Versorgung der chronisch psychisch kranken Patienten.  Doch: „Durch die Schließung der Station 3a und den Aufbau einer neuen tagesklinischen Versorgung haben sich vertraute Strukturen und Ansprechpartner in der Zusammenarbeit verändert. Es ist bedauerlich, wenn dadurch der Eindruck entstanden ist, dass die Kooperation nicht mehr funktioniert“, so Sprecherin Christina Selzer.

Bedenken kommen auch aus anderen Regionen. Gabriele Ravenborg-Natur von der Inneren Mission, die für den Bereich Mitte zuständig ist: „Auch wir haben ähnliche Einzelfälle. Der Schritt raus der Klinik ist richtig, aber dafür muss die ambulanten Versorgung ausgebaut werden. Die Ideen dafür sind in der Schublade und müssen nun umgesetzt werden.“

Bettenabbau schneller als der Aufbau der Ambulanz

Der Geschäftsführer des für den Bremer Osten verantwortlichen Arbeiter Samariter Bundes, Wolfgang Rust, bewertet die Situation ähnlich: „Der Abbau der Betten ging schneller als der Aufbau der Ambulanz. An der ein oder anderen Stellen hatten auch wir Schwierigkeiten. Ich vermute, dass dies an den Umstrukturierungen liegt.“

Das Ressort verspricht indes Besserung: „Das Klinikum Bremen-Ost nimmt diese Kritik sehr ernst und wird das Gespräch mit den Institutionen suchen“, so Selzer.

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