Umsonstladen in der Neustadt öffnet wieder

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Joachim Bergmann (l.) und Jörg Stamm
vom Umsonstladen. Foto: Niemann

Nach nur wenigen Monaten am neuen Standort war der Umsonstladen an der Neustädter Gastfeldstraße im Mai plötzlich wieder geschlossen. Jetzt aber soll es weitergehen.

Interne Unstimmigkeiten bei den ehrenamtlichen Betreibern waren der Grund dafür, dass sich im Umsonstladen monatelang nichts getan hat – zumindest aus der Sicht von Nutzern, die Kleidung, Bücher, Spielzeug oder Haushaltsbedarf abgeben oder selbst im Angebot stöbern wollten. Hinter den Kulissen hat der Umsonstladen die Ehrenamtlichen allerdings sehr wohl in Atem gehalten. „Wir hatten manchmal mehr zu tun als während der Öffnungszeiten“, sagt Mona.

Um interene Streitigkeiten zu beseitigen, sind die Ehrenamtlichen ein langwieriges Mediationsverfahren durchlaufen. Fragen zur Ausrichtung und Philosophie des Geschäfts an der Gastfeldstraße 104 mussten geklärt werden. Nicht alle Aktiven sind dabei geblieben, aber diejenigen, die auch weiterhin den Umsonstladen betreiben wollen, haben einen gemeinsamen Nenner gefunden.

„Teileregelung“ gibt es in Zukunft nicht mehr

Eine „Teileregelung“, die Besuchern vorschreibt, wie viele Teile sie mitnehmen dürfen, soll es so in Zukunft nicht mehr geben. „Wir wollen die Leute nicht kontrollieren“, betont Jörg Stamm vom Umsonstladen-Team. Und Mona ergänzt: „Wir wollen stattdessen mehr mit den Menschen reden und ihnen das Konzept des Ladens erklären.“ Denn auch ohne Teilregelung gelte: Menschen, die nur Flohmarktware suchen, um sie selbst zu verkaufen, sind auch weiterhin nicht Zielgruppe des Umsonstladens. Mona ist optimistisch, dass auch sie das Konzept akzeptieren werden, wenn sie es erklärt bekommen. „Ich habe damit ein besseres Gefühl.“ Die starre Teileregelung hingegen konterkariere das Projekt. „Wenn die Mutter einer Großfamilie kommt, ist klar, dass sie mehr Sachen braucht.“

Gruppenabende und Kleinkunstkonzerte

Aber auch die Dynamik des Ladens soll sich grundsätzlich verändern. „Wir wollen den Raum vielfältiger öffnen“, erklärt Jörg Stamm. Rollbare Regale, die zur Seite geschoben werden können, sollen es ermöglichen, dass im Umsonstladen auch Gruppentreffen, Filmabende und Kleinkunstkonzerte stattfinden können. Ebenfalls soll so Platz entstehen für eine anarchistische Bibliothek.

Stamm geht es beim Umsonstladen um mehr als nur um die Weitergabe kostenloser Kleidung, Bücher und anderer Waren, nämlich um alle „Strukturen ohne Verrechnung“. „Das, was früher Nachbarschaftshilfen waren“, erklärt er. Auch solche Strukturen will das Team schaffen.

 

Alternative zum Kapitalismus

Unverändert ist geblieben, dass sich das Angebot an alle Menschen richtet – und gerade nicht ausschließlich an Bedürftige. „Wir wollen nicht der Kitt sein, wenn etwas schief läuft, sondern Alternativen zum Kapitalismus schaffen“, betont Jörg Stamm. Ganz ohne Geld funktioniert allerdings auch der Umsonstladen nicht. Um Miet- und Nebenkosten zu stemmen, sucht der Förderverein Soziales Zentrum Bremen Unterstützer.

Mit einem Fest feiert der Umsonstladen am Freitag, 16. Oktober, jetzt aber erst einmal seine Wiedereröffnung. Ab 16 Uhr gibt es unter anderem die Möglichkeit, Jonglage-Pois selbst zu basteln. Ein Geschichtenvorleser ist vor Ort und es gibt ein veganes Büfett. Geöffnet ist der Laden in der Anfangszeit dann immer montags von 20 bis 22 Uhr sowie freitags von 16 bis 18 Uhr.

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