„Das Leben dort war nicht mehr auszuhalten“

Von

Ammar Adil Salman (l.) und
Ali Hussein Ali

Ammar Adil Salman und Ali Hussein Ali sind aus dem Irak nach Deutschland geflohen – und jüngst in Verden angekommen. Die Männer sind vor bewaffneten Milizen, rassistischen Übergriffen und Bomben geflohen.


Weshalb er aus seiner Heimat geflohen ist, drückt Ammar Adil Salman in einfachen Worten aus: „Um ein ganz normales Leben führen zu können“, so sagt er. Im Irak hatte der 24-Jährige ein Studium der Naturwissenschaften absolviert, es aber kurz vor dem Abschluss vorerst beenden müssen.

Hilfe für Bedürftige „zu westlich“

„Ich musste arbeiten gehen, um meine Familie zu ernähren.“ Das entscheidende Ereignis, das in Amar dazu brachte, den Irak zu verlassen, trug sich ausgerechnet am Internationalen Tag des Friedens zu: Als Mitarbeiter einer Hilfsorganisation, die sich bei Bagdad um bedürftige Menschen und Flüchtlinge aus anderen Teilen des Landes kümmerte, war er einer der Organisatoren eines Friedensfestivals am 21. September.

Dieses in ihren Augen wohl „zu westliche“ Engagement passte einer Gruppe bewaffneter Milizen nicht, die das entsprechende Stadviertel beherrschten. Von einzelnen Mitgliedern der Gruppe war Amar schon vorher bedroht worden. „Aber an dem Tag richteten sich die Drohungen plötzlich gegen meine ganze Familie.“

Er habe um das Leben seiner Angehörigen gefürchtet, würde er noch länger vor Ort sein, erzählt der junge Iraker. Die Möglichkeit, nach Deutschland zu fliehen, habe sich ihm dann ganz kurzfristig geboten. „Ich musste mich sofort entscheiden.“ 15 Tage dauerte seine Flucht über die Türkei und Griechenland, Serbien, Slowenien und Österreich nach Deutschland, per Flugzeug, Booten und Fähre, in Zügen und natürlich zu Fuß.

Flucht aus der Hochburg des IS

Eine ähnliche Route, die ihn aber auch über Ungarn führte, hat Ali Hussein Ali genommen. Der 26-jährige Anwalt lebte nahe der umkämpften Rohstoff-Metropole Kirkuk und der IS-Hochburg Tikrit.

Viele rassistsiche Übergriffe, auch einen Bombenanschlag, habe er miterlebt. „Das Leben dort war einfach nicht mehr auszuhalten“, sagt Ali. Auch er hat seine Familie zurücklassen müssen. Das Erlebte scheint er erst einmal verarbeiten zu müssen.

Die beiden Männer aus dem Irak, die mit als Erste unter den neu in Verden eingetroffenen Flüchtlingen waren, haben sich inzwischen miteinander angefreundet.

Anlaufstelle der Stadt nutzen 

 

Ehrenamtliche Dolmetscher unterstürzen die Flüchtlinge in Verden bei der Kommunikation mit Behördenvertretern, Helfern oder auch der Presse.
Einer von ihnen ist der Lehrer Imad Irik, der an den BBS Physik unterrichtet. Viele herzliche, zufriedene Menschen erlebe er zurzeit täglich in den Erstunterkünften an seiner Schule. „Vor allem wollen viele so schnell wie möglich Deutsch lernen und fragen nach Kursen“, meint der Pädagoge.

Wer sich ehrenamtlich für die Flüchtlinge engagieren oder Spenden abgeben möchte, kann sich an die Anlaufstelle für Flüchtlingshilfe der Stadt Verden, Telefon (04231) 1 22 41, wenden. 
Von Henrik Bruns

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