SuedLink-Trasse in Verden: „Bürgerprotest lohnt sich“

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 „Monstertrassen“ im Kreis Verden
nicht geplant.Foto: Schlie

Ein Berliner Kabinettsbeschluss hat konkrete Folgen für den Bau der SuedLink-Trasse vor den Toren Bremens, im Verdener Landkreis. Auch die Leitung Dollern – Landsbergen über Langwedel könnte teils unterirdisch verlaufen.

Was für viele Trassengegner nach einer guten Nachricht klingt, stößt im Landkreis auf ein geteiltes Echo. Sylke Bischoff, Sprecherin der Bürgerinitiative Kirchlinteln (BI) betrachtet Erdkabel zwar als „Schritt in die richtige Richtung“, doch die BI steht dem Projekt weiter kritisch gegenüber. Sie und ihre Mitstreiter wollen die Landschaft im Landkreis mit Mooren, Flussniederungen und Wäldern, die von der Erdverkabelung besonders betroffen sind, erhalten.

Tennet muss Streckenführung erneut planen

 

Dass bei Gleichstromtrassen „Erdkabel den Vorrang vor Freileitungen“ erhalten, verriet  der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel bereits nach einem Koalitionsgipfel im Juli. Ein Kabinettsbeschluss vom vergangenen Mittwoch bringt dieses Vorhaben nun weiter nach vorne, noch in diesem Jahr soll es in Gesetzesform gegossen werden. Die mangelnde Akzeptanz von Freileitungen in weiten Teilen der Bevölkerung zwang die Entscheidungsträger zum Umdenken.

Dies hat Einfluss auf den Zeitplan. Zwar soll die Energiewende zügig vonstatten gehen, aber die vom Netzbetreiber Tennet im Dezember 2014 vorgestellte Streckenführung ist hinfällig geworden: „Durch den Erdkabel-Vorrang müssen wir die Planungen neu ansetzen. Wir haben daher zurzeit keinen Trassenkorridor, den wir verfolgen“, sagt Michael Roth, Teilprojektleiter Kommunikation im SuedLink-Team bei Tennet. Wo die SuedLink-Trasse – wenn überhaupt – durch den Landkreis verläuft, ist also wieder offen.

Auch Dollern-Landsbergen-Ausbau unter die Erde? 

 

Nach Angaben des Bundestagsabgeordneten Andreas Mattfeldt (CDU) betrifft der Kabinettsbeschluss vor allem Gleichstromtrassen, also SuedLink. Die Leitung von Dollern nach Landsbergen, die zur 380-KV-Leitung ausgebaut werden soll, ist eine Wechselstromtrasse. Bei diesen Trassen ist ein Erdkabel-Einsatz aus technischen Gründen schwieriger, nach dem neuen Beschluss allerdings in Ausnahmefällen vorgesehen.
Eine solche Ausnahme könnte auf einen Teilbereich in der Nähe von Langwedel zutreffen, da dort „die Mindestabstände zur Wohnbebauung nicht eingehalten werden können“, so Mattfeldt. „Dort brauchen wir die Möglichkeit, das Kabel unter die Erde legen zu können.“

Dass die Bundesregierung SuedLink vorantreibt, während beispielsweise das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung eine „Überschätzung des Ausbaubedarfs“ erkennt, ist nur ein Aspekt, der die Kontroversen um den Trassenbau offenbart.

Bedenken bleiben bestehen 

 

Mit Blick auf SuedLink kristallisiert sich zudem heraus, dass allein die Erdkabel die Bedenken der Bürger nicht aus dem Weg räumen: „Trotz fehlender Erfahrung mit der großräumigen Erdverkabelung wird diese Methode von der Bundesregierung nun gesetzlich verankert“, sagt Bischoff. Sollte die neue Streckenplanung im Landkreis verlaufen, wäre wohl weiterhin mit Protest zu rechnen.

Und der findet auch bei Erdkabeln Nahrung: Schneisen in Wäldern, in denen danach keine tiefwurzelnden Bäume mehr gepflanzt werden könnten oder die Sorge der Landwirte, weiterhin die Äcker bewirtschaften zu können wären nur zwei Szenarien, welche die BI kritisch sieht. Und nach den jüngsten Entwicklungen stellte Bischoff fest: „Bürgerprotest lohnt sich“.

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