Zuhörer bei Krankenhausfrust: Der Patientenfürsprecher

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Michael Jorczyk hört sich Sorgen der Patienten
im Klinikum Links der Weser an. Foto: PV

Ein Krankenhaus-Aufenthalt ist selten angenehm. Umso ärgerlicher ist es, wenn es dann noch einen Grund zur Beschwerde gibt. Viele Patienten wissen gar nicht, dass es für Probleme einen unabhängigen Ansprechpartner gibt.

Als 2012 sogenannte Patientenfürsprecher in allen Bremer Krankenhäusern eingesetzt wurden, war Michael Jorczyk einer der ersten, die dieses Ehrenamt übernahmen. Seitdem ist er im Klinikum Links der Weser Ansprechpartner für Patienten, die mit ihrer Behandlung oder Pflege unzufrieden sind.

„Oft ist es so, dass ein Gespräch viel bewegen kann“, sagt Jorczyk. „Zuhören – das reicht manchmal schon.“ Das zeigt auch die Statistik des vergangenen Jahres. 152 Mal haben Patienten sich mit den Fürsprechern der 14 Kliniken im Land Bremen zusammengesetzt. Fast 30 Probleme waren durch bloßes Zuhören erledigt. Rund 50 weitere konnten durch ein einfaches Gespräch geklärt werden.

Patientenfürsprecher unterliegt der Schweigepflicht 

„Am Anfang dachte ich, die meisten Beschwerden kommen bestimmt über das Essen“, sagt Jorczyk schmunzelnd. Das sei tatsächlich aber nur ganz selten Thema. Worüber sich die Patienten im Detail beschweren, verrät der 69-Jährige nicht. Schließlich unterliege auch seine Tätigkeit der Schweigepflicht.
Die Statistik zeigt aber: Das Gros der Patientenkritik dreht sich um Versogungsabläufe, das Personal und die medizische Versorgung. 117 Beschwerdefälle betreffen diese Bereiche.

Oft melden sich die Betroffenen nicht während ihres Klinikaufenthalts, sondern danach bei den zuständigen Patientenfürsprechern. „Es könnte sein, dass sie sonst Nachteile befürchten“, mutmaßt Jorczyk.
Dabei können alle Beschwerden auch anonym geäußert werden. Der Hastedter fragt jedes Mal, ob er den Namen des Patienten nennen darf, wenn er kritisierten Missständen im Klinikum nachgeht. Meistens lautet die Antwort „nein“.

 

Unabhängigkeit vom Krankenhaus schafft Raum für Kritik

Trotzdem gehen die Patientenfürsprechern allen Beschwerden nach. Sie sprechen mit Stationsleitern und Ärzten und vermitteln auch Klärungsgespräche zwischen Patienten und Krankenhausmitarbeitern. „Und dann gehen wir die Sache durch“, erklärt Jorczyk. Gerade ältere Mediziner seien häufig nicht darin geschult, mit Patienten behutsam zu sprechen. „Die sprechen dann nicht Mensch, die sprechen Medizin.“ Patientenfürsprecher versuchen, zwischen beiden Parteien zu vermitteln.

Wichtig ist Jorczyk besonders seine Unabhängigkeit vom Krankenhaus. „Ich gehöre nicht dazu“, betont er. „Ich bin nicht weisungsgebunden.“ Deshalb hätten Patienten auch weniger Berührungsängste, glaubt er.
Zu seinem Amt ist der Hastedter übrigens zufällig gekommen. Als der ehemalige Telekom-Mitarbeiter in den Ruhestand ging, begann er ein Ehrenamt auf der Palliativ-Station des Klinikums Links der Weser. Als 2012 die ersten Patientenfürsprecher berufen wurden, hakte die Geschäftsleitung der Klink bei ihm nach. „Wenn ich schon im Haus bin, kann ich das auch machen“, findet Jorczyk.

Patientenfürsprecher haben sich bewährt

Es gibt nur zwei Sachen, die den Ehrenamtler stören. Zum einen hätte er gern einen Stellvertreter. „Wenn ich um Urlaub bin, hören Patienten nur den Anrufbeantworter“, beklagt er. Außerdem wünscht er sich einen geeigneten Raum, den er für die Gespräche nutzen kann. Sein Telefon steht zurzeit nämlich in einem Büro, in dem Klinikmitarbeiter ihrer täglichen Arbeit nachgehen.

Trotzdem ist Michael Jorczyk von seiner Arbeit als Patientenfürsprecher überzeugt. „Ich glaube, meine Tätigkeit macht sich schon positiv bemerkbar“, sagt er. Dass er es in seinem Ehrenamt nur mit Beschwerden zu tun hat, störe ihn nicht. „Wenn ich das bearbeite, weiß ich, dass ich Dinge zum Besseren verändern kann.“
Auch Gesundheitssenatorin Eva Quante-Brandt ist überzeugt: „Die Patientenfürsprecher haben sich bewährt.“ Die Zahl der Beschwerden habe durch ihre Präsenz aber nicht zugenommen.

Michael Jorczyk ist für Patienten des Klinikums Links der Weser unter der Nummer 879 15 04 oder per Mail an patientenfuersprecher@klinikum-bremen-ldw.de zu erreichen. Alle anderen Patientenfürsprecher sind hier zu finden. Sonja Niemann

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