Kristina Vogt wirft der Bildungsbehörde vor, nicht genügend Schulplätze zu schaffen. Foto: WR |
2.000 schulpflichtige unbegleitete minderjährige Flüchtlinge leben derzeit in der Hansestadt. Aber: Lediglich 803 von ihnen gehen zur Schule. Die Linken werfen der Behörde vor, nicht genügend Schulplätze zu schaffen.
Die Linken haben eine Anfrage zur schulischen Situation von Flüchtlingskindern und unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen an den Senat gestellt. Sie wollten wissen, wie viele von ihnen in Bremen zur Schule gehen.
Laut einer Vorlage für die Senatssitzung am kommenden Dienstag gehen weniger als die Hälfte der unbegleiteten minderjährigen unbegleiteten Flüchtlinge in der Hansestadt in schulische Vorkurse. Diese werden von 68 Lehrkräften unterrichtet. 42 von ihnen sind bei freien Trägern angestellt. 26 sind direkt für das Ressort tätig.
„Die Hälfte der Verträge der ‚freien Lehrer’ sind befristet“, sagt Annette Kemp, Sprecherin der Bildungsbehörde. Das sei so, weil das Ressort keine ausreichenden finanziellen Mittel habe. „Das sind keine Lehrer, sondern Studenten, denen das Referendariat noch fehlt“, sagt Kemp. Sie seien aber ausreichend qualifiziert.
Flüchtlinge laut Bildungsbehörde schwer zu fassen
Kristina Vogt, bildungspolitische Sprecherin der Linken sieht das anders. „Ich habe vom Schulpersonalrat erfahren, dass das wenig qualifizierte Quereinsteiger sind, die vielleicht die Muttersprache sprechen, aber wenig deutsch.“ Außerdem fehle es ihnen an didaktischen Grundlagen. „Die muss die Bildungsbehörde bereitstellen“, sagt Vogt.
Hinsichtlich der geringen Zahl der Flüchtlinge in den Schulen erklärt Kemp: „Damit unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in den Vorkurs gehen können, müssen sie gemeldet sein.“ Das wäre aber nicht bei allen Flüchtlingen der Fall. „Viele sind außerdem schwer zu fassen. Manche wollen weiter reisen und hier gar nicht zur Schule gehen.“ Für die Flüchtlinge in der Notunterkunft gäbe es Hausbeschulungen. Laut Bildungsbehörde aber nur an fünf Standorten in ganz Bremen.
Linke: Behörde hat „gepennt“
„Dass die Zahlen der unbegleiteten minderjährigen steigt, wissen alle seit zwei Jahren, die sind nicht vom Himmel gefallen“, sagt Vogt. Das Bildungsressort habe „verpennt“, genug Schulplätze zu schaffen. Sie wisse von Betreuern in den Flüchtlingsunterkünften, dass die Jugendlichen zum Teil drei bis vier Monate in Bremen seien und trotzdem nicht zur Schule gehen könnten. „Das ist für alle Seiten frustrierend“, sagt Vogt.
Sie wirft dem Bildungsressort vor, so lange zu warten, bis die Flüchtlinge 18 Jahre alt seien, und man sich so dem Problem der Schulpflicht entledige. Da die meisten der Flüchtlinge aber in Bremen bleiben wollten, verlagere man das Problem damit nur in die Zukunft.