Thomas Becker mit seinen Kollegen. Fotos: Bohlmann |
„Wir haben bei der Arbeit immer vier Augen hinten“, sagt Thomas Becker. Er ist Straßenwärter bei der Autobahnmeisterei Hemelingen und mit knapp 30 Kollegen für freie Bahn auf Bremers Schnellstraßen zuständig. Mehr Sorgen als Straßenschäden machen ihm aber die Autofahrer selbst.
„Zum Teil halten die extra an und beschimpfen uns als Arschlöcher, die ihre Steuergelder verschleudern“, erzählt Becker. Er schüttelt den Kopf, dann lacht er. „Das hältst du nur mit Humor aus.“
Seit 50 Jahren gibt es die Autobahnmeisterei Bremen, Becker ist schon viele Jahre dabei. „In letzter Zeit werden die Autofahrer immer aggressiver“ erzählt er. „Im Winter arbeiten wir die ganze Nacht, damit die Berufspendler morgens freie Bahn zur Arbeit haben. Wenn wir morgens dann mal einen Kaffee trinken, werden wir als faul beschimpft.“ Er wünscht sich mehr Verständnis für seine Arbeit, denn schließlich sorge er mit seinem Kollegen dafür, dass Bremens Autofahrer schnell und sicher ans Ziel kämen.
Bausenator Lohse dankt für die Arbeit der Straßenwärter
Gruppenbild mit Bausenator Lohse. |
Becker führt an diesem Morgen zusammen mit seinen Kollegen Bausenator Dr. Joachim Lohse (Grüne) über das Gelände. Der Politiker ist gekommen, um den Straßenwärtern für ihre Arbeit zu danken und zum „Geburtstag“ zu gratulieren. Die Meister der Autobahn nutzen die Gelegenheit, ihr Schaffen vorzustellen. Zerplatzte Autoreifen, verbogene Schilder, Unfälle, wuchernde Sträucher und zerbeulte Leitplanken sind das täglich Brot der Männer in Orange. „Ich danke Ihnen sehr für ihren wichtigen Beitrag, totz allem Risiko“, sagte Lohse.
Gesammelte Werke von der Bremer Autobahn. |
„Von Brinkum bis Uthlede kümmern wir uns um 79 Kilometer Autobahn, aber mal drei. Jede Autobahn hat ja zwei Seiten und die Mittelplanke“, erklärt Becker. Hinzu kämen die Anschlussstellen. Der Streckenwart fährt während seiner Schicht die A1 und die A27 ab und kontrolliert Fahrbahnen und Seitenränder. Eine der Hauptaufgaben: Gegenstände von der Straße nehmen, welche die Sicherheit der Autobahnfahrer gefährden. „Dazu müssen wir zu Fuß auf die Fahrbahn, zerplatzte LKW-Reifen können wir ohne Gerät von der Straße klauben“, sagt Becker. Der Mann mit dem grau-melierten Schnauzbart tritt gegen einen Gummireifen und schüttelt den Kopf. „Manchmal stehen wir dann eine dreiviertel Stunde auf der anderen Seite, bis wir wieder rüber können.“
Rücksichtslose Autofahrer bringen Arbeiter in Gefahr
Manchmal bringen auch die Warnschilder nichts. |
Die Männer erzählen begeistert Anekdoten aus ihrem Arbeitsleben. „Ein Kollege hat mal auf dem Standstreifen gestanden und nur einen lauten Knall gehört, dann kam von hinten ein zerplatzter Reifen auf ihn zu gerollt.“ Und besagter Kollege ergänzt: „Wenn du Glück hast, ohne Felgen, sonst tut das weh.“
Die Kumpel lachen. Doch hinter diesen komisch anmutenden Geschichten steckt ernst zu nehmende Sorge und Unverständnis für rücksichtslose Autofahrer. Insbesondere die LKW-Fahrer seien ein Problem. „Wir warnen zwei Kilometer vor der Baustelle, eigentlich können die uns gar nicht übersehen“, sagt Becker. Aber viele der Brummifahrer nickten während der Fahrt kurz ein. „Wenn die Augen zu sind, sind sie zu. Da kannst du noch so viel blinken.“ Becker hat auch schon erlebt, dass verärgerte Autofahrer mit Absicht auf die Autobahnarbeiter zu gefahren und erst im letzten Moment ausgewichen sind.
Winter ist die Hauptsaison der Autobahnmeisterei
Das Streufahrzeug bekommt Salz aus Silo. |
Besonders im Winter – der Hauptsaison der Autobahnmeisterei –
haben die Kumpel wenig Verständnis für manchen Autofahrer. „Dass man ein Streufahrzeug nicht überholen kann, steht sogar in der Straßenverkehrsordnung, aber viele wissen das nicht“, sagt Becker.
Er schildert, wie gefährlich das werden kann: „Das Fahrzeug schiebt vorne und hinten Schnee zur Seite, hinter ihm sind die anderen zwei Streufahrzeuge. Wenn das Auto jetzt von der Seite kommt, kriegt es die volle Ladung ab. Das schafft kein normaler Scheibenwischer.“ Sorge, dass die Autobahn gesperrt werden muss, haben die Kollegen nicht. „Wir haben alle Salzreserven aufgefüllt. So ein Winter wie 2009 passiert uns dieses Jahr nicht.“
Das ganze Jahr über arbeiten die Straßenwärter neben ihrer normalen Schicht auch auf Abruf. “ Sechs Leute müssen ausrückbereit sein, im Winter helfen die anderen dann meist noch mit“, sagt Becker. Auf die Frage, warum er seine Arbeit trotz allem gerne macht, antwortet er schulterzuckend: „Wir sind ein gutes Team, einer muss es ja machen.“