Sportwettbüros wie diese sind der Bremer SPD ein Dorn im Auge. Foto: Schlie |
Sportwettbüros schießen derzeit auch in Bremen wie Pilze aus dem Boden. Die SPD will diese Entwicklung mittels einer zusätzlichen Steuer eindämmen. Experten halt dies, insbesondere in Hinsicht auf Jugendschutz und Sucht-Prävention, für nicht ausreichend.
Sie heißen Tipico, X-Tip oder Cashpoint. Derzeit entstehen immer neue Sportwettbüros in der Hansestadt. Dort kann man sogenannte Live-Wetten unter anderem auf Spielergebnisse der Bundesliga oder weitentfernte Ligen abschließen sowie Pferdewetten platzieren. Aufgrund der ständigen Spielmöglichkeit, anders beispielsweise als beim klassischen Lotto und Toto, warnen Experten vor den Suchtrisiken.
SPD will Wettbürosteuer einführen
Dies ist auch der Bremer SPD ein Dorn im Auge. In Ihrer heutigen Klausurtagung wird deshalb über einen Beschluss-Antrag entschieden, der die Einführung eines „Ortsgesetzes zur Erhebung der Wettbürosteuer im Gebiet der Stadtgemeinde Bremen“ vorsieht.
Der innenpolitische Sprecher Sükrü Senkal hält insbesondere Stadtteile in Bahnhofsnähe oder auch solche, die aus anderen Gründen – wie etwa einem hohen Menschenaufkommen auf der Straße oder günstigen Mieten – für besonders betroffen: „Nicht nur hat sich vielfach das Straßenbild verändert, sondern auch die dort wohnenden Menschen werden zum Wettkonsum verführt.“
Kritik kommt von Seiten der FDP
Um diese Entwicklung zu bremsen und etwas für die Staatskasse zu tun, sollen die Betreiber je nach angebotenen Wetten und Größe des Wettlokals zur Kasse gebeten werden. So sollen folgende Beträge monatlich je angefangene 20 Quadratmeter fällig werden: Vermittlung von Pferdewetten 100 Euro; Vermittlung von Sportwetten 200 Euro; Vermittlung von Pferde- und Sportwetten 200 Euro.
Kritik kommt seitens der FDP. „Das ist ein Schnellschuss, um die Steuereinnahmen zu erhöhen, der am Ziel vorbeigeht. Wir sind für eine bundeseinheitliche Regelung für Wettbüros, um die Suchtprävention zu optimieren.“
Psychologe hält Steuer für nicht ausreichend
Auch der Bremer Suchtpsychologe Dr. Tobias Hayer ist skeptisch: „Wenn es wirklich um Jugendschutz und Suchprävention geht, dann ist die reine Erhebung einer zusätzlichen Abgabe nicht hinreichend.“ Seiner Meinung nach müsse mittels einer Neuregelung des Glücksspielstaatsvertrags die rechtliche Grauzone, in der sich die Büros heutzutage befänden, aufgelöst werden. Hayer: „Am effektivsten wäre ein staatlich gelenktes Wettmonopol.“ Senkal hält eine Extra-Abgabe dennoch für zielführend: „Keinem Stadtteil tut es gut, ein Wettbüro neben dem anderen zu haben, zumal sich in der unmittelbaren Umgebung oftmals auch Automatenkasinos ansiedeln, die eine ganz ähnliche Problematik aufwerfen.“