Diese Kastanie auf dem Stadtwerder ist dem Bakterium schon zum Opfer gefallen. |
Wenn die Mitarbeiter des Umweltbetriebs Bremen in diesen Tagen Bäume fällen, gerät besonders eine Baumart ins Visier der Kettensägen. Experten sagen ein Kastaniensterben voraus.
„Es ist wirklich heftig“, sagt Iris Bryson. Als Referatsleiterin Bremen-Süd ist sie beim Umweltbetrieb Bremen für die Bäume Links der Weser zuständig. Fünf bis zehn Kastanien müsse die Stadt allein in diesem Bereich inzwischen jährlich fällen. „Früher war es gefühlt höchstens mal eine in der ganzen Stadt.“
Leuchtende Kastanienblätter im Herbst und gemeinschaftliches Kastaniensammeln mit den Kindern werden aller Voraussicht nach auch in Bremen in einigen Jahren der Vergangenheit angehören. „Man kann mittlerweile von einem Kastaniensterben sprechen“, sagt Iris Bryson.
Pseudomonas-Bakterien sind verantwortlich
Ursache dafür sind Bakterien der Spezies Pseudomonas syringae. „Sie sind zum ersten Mal in den 1970er-Jahren in Indien aufgetreten“, sagt Bryson. 2007 wurden auch die ersten Fälle in Deutschland bekannt, seit 2011 treiben sie ihr Unwesen auch verstärkt in Nordwestdeutschland. Zu erkennen sei der Befall an einem schwarzen Ausfluss. „Außerdem hebt sich die Rinde ab und Kronenteile sterben“, erklärt Bryson.
Wie viele Kastanien es insgesamt in Bremen gibt, kann der Umweltbetrieb nicht sagen. Erfasst sind dort nur die Straßenbäume. Viele Kastanien stehen aber auch in den Bremer Grünanlagen, wie zum Beispiel im Bürgerpark, in Knoops Park in St. Magnus oder den Neustadtswallanlagen.
Hilfe für „blutende Kastanien“ gibt es nicht
Eine Medizin für die „blutenden Kastanien“ gibt es laut Bryson nicht. „Außerdem werden Straßenbäume bis auf ganz wenige Ausnahmen ohnehin grundsätzlich nicht gespritzt.“ Das sei weder aus finanziellen noch aus praktischen Gründen umsetzbar.
Bryson setzt ihre Hoffnung eher darauf, dass sich resistenze Kastanienarten gegen die Pseudomonas syringae durchsetzen. Dass Züchter sich darauf konzenrieren, sei jedoch eher unwahrscheinlich. „Die Kastanie ist für die Forstwirtschaft nicht besonders interessant.“ Bryson glaubt trotzdem: „Es wird hier und dort Kastanien geben, die durchkommen.“
Viele Fällungen, kaum Neupflanzungen
Bis dahin wird der Umweltbetrieb aber noch viele befallene Kastanien fällen müssen. „Das tut auch uns weh“, betont Iris Bryson. „Wir pflanzen lieber als dass wir fällen.“ Besonders gefährdet seien junge Bäume. „Das dauert manchmal kein Jahr.“
Häufig können dort, wo Kastanien oder auch andere Bäume aus Verkehrssicherheitsgründen gefällt werden, nicht ersetzt werden. „Vergangenes Jahr gab es kaum Neupflanzungen“, sagt Bryson. Dem Umweltbetrieb fehlten dafür die Mittel.