Rücksicht versus Freiheit: Macht ein Böllerverbot Sinn?

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Morgen ab 18 Uhr wird das neue Jahr auch in Bremen in guter alter Tradition mit Feuerwerk, Knallern und Getöse gefeiert. Doch gerade letzteres hat in der Öffentlichkeit für Diskussionen gesorgt. Die Forderung nach einem Böllerverbot wurde laut. Das hat Vor- und Nachteile. Zwei Stimmen aus der Redaktion in unserem Pro und Contra.

Frage: Sollen Böller an Silvester verboten werden?

Pro: Rücksicht wichtiger als Vergnügen

Sie sind laut, stinken und gefährlich sind sie obendrein. Der Sinn von Böllern zu Silvester bleibt mir gänzlich verborgen. Natürlich, das neue Jahr soll gebührend begrüßt werden. Raketen knallen zwar auch, bieten aber wenigstens noch eine optische Freude. Böller hingegen haben nur den einen Zweck: Krach.

 Und der ist vor allem Stress.  Nicht nur für Passanten, die das Feuerwerk genießen wollen, aber Angst haben müssen, von halbstarken, alkoholisierten und damit unvorsichtigen Knallerfreunden verletzt zu werden. Auch Tiere haben durch die lauten Dinger nur Panik. Umweltschutzorganisationen wie der Nabu plädieren deswegen schon lange für ein Böllerverbot.

Doch es gibt auch und insbesondere in diesem Jahr Menschen, für die Bölleraktionen an Silvester eine emotionale Herausforderung ist. Flüchtlinge, die vor Krieg geflohen sind oder Menschen, die aus Kriegsgebieten kommen, werden durch die Böller unmittelbar in die Kriegssituation zurückversetzt. Die Geräusche der Knaller funktionieren wie Trigger, die Traumata wieder auslösen oder verstärken. Für diese Menschen ist der Jahreswechsel so überhaupt nicht feierlich. Rücksicht auf diese Menschen sollte wichtiger sein, als das kurze Knallvergnügen. Ein Böllerverbot ist deswegen absolut sinnvoll und notwendig.

Laura Bohlmann, Online Redaktion

Contra: Mehr Freiheit statt immer neue Verbote

An Silvester wird buntes Feuerwerk geschossen und es werden Böller gezündet. Das macht nicht nur Freude. Es ruft Bedenkenträger auf den Plan, die teils gewichtige, teils freudlose Argumente anführen, warum Böllern verboten werden soll. Da müssen Pflanzen, Tiere, Gebäude, die Sicherheit und das Klima und schließlich Menschen als Zeugen des Leides herhalten. Und weil man „das Geld für die Böller“ viel besser für „sinnvollere Dinge“ einsetzen könnte.

Gewiss – nicht jeder mag laute Böller und grelle Raketen und es wird viel Unfug mit Knallkörpern getrieben. Doch dort, wo es drauf ankommt, in der Nähe von Krankenhäusern etwa, ist Feuerwerk ohnehin verboten. Dort, wo geböllert wird, ist verantwortungsvoller Umgang gefragt.

Eigentlich geht es um mehr als Böller. Es geht darum, dass besorgte Bürger das, was ihnen nicht gefällt, untersagen möchten. Allzu oft wollen Gruppen Partikularinteressen der Mehrheit aufdrängen, mit einem gesetzlichen Verbot als Höhepunkt der Aktivistenarbeit.
Damit ist nichts gewonnen. In einer freiheitlichen Gesellschaft überlassen wir es bitte jedem Einzelnen – solange er sich an die Spielregeln hält und niemanden gefährdet – ob er Silvester eine Rakete anzünden möchte oder nicht.

Florian Hanauer, Chefredakteur

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