Menschen die Weihnachten alleine sind, fühlen sich verlassen, wissen Beratungsstellen. Foto: Schlie |
Unzufriedenheit, das Gefühl alleine gelassen zu sein, Einsamkeit. Nicht überall in Bremen ist Weihnachten das Fest der Liebe. Welche Schicksale es gibt, und wie man anderen Menschen helfen kann.
Weihnachten soll das harmonische Fest der Liebe sein. Doch dieses traditionelle Bild entpuppt sich in der Realität für viele Menschen nur als Klischee. Für manchen ist Weihnachten eine enorme Belastung.
In der Familie sind leiden oftmals die Frauen, die für das Wohlbefinden der Familie sorgen sollen. Beratungsstellen berichten, dass viele dann im Januar ihr Leben umkrempeln wollen.
Umdenken im Januar
„Frauen, in deren Familien es ohnehin kriselt, sind oft besonders bemüht, ihren Kindern ein schönes Weihnachtsfest zu bescheren“, sagt S. Eilers (Name der Redaktion bekannt) vom Frauenhaus in Vegesack. Sie erzählt, dass sich viele Frauen deswegen über Weihnachten zusammenreißen.
„Dahinter steht oft der Wunsch, dem alten Leben noch eine Chance zu geben“, so Eilers. Viele Frauen leideten auch unter dem gesellschaftlichen Druck. „Sie denken, bei allen anderen funktioniert ein harmonisches Weihnachtsfest, nur bei mir nicht“, erklärt die Expertin. Gelingt das Fest der Liebe nicht, würden sich diese Frauen oft selbst die Schuld geben.
Bei manchen finde danach aber ein Umdenken statt. „Im Januar kommen viele zu uns, die ihr Leben ändern wollen“, berichtet Eilers. Dahinter stehe oft Enttäuschung. „Die Frauen berichten uns, dass ihr Mann sich wieder nicht gekümmert habe, dass sie nicht entlastet worden sind“, so Eilers. Daraus entstehe Frust. Sie rate den betroffenen Frauen, ihre Wünsche und Bedürfnisse „klipp und klar“ zu äußern. „Wer die Schwiegereltern nicht sehen will, sollte das sagen“, betont Eilers.
Bahnhofsmission feiert nachmittags Weihnachten
Überhaupt Niemanden zu haben ist dagegen die Hauptsorge vieler Menschen, die in die Bahnhofsmission kommen. „Manche würden Weihnachten am liebsten ausfallen lassen“, sagt Ole Henke, ehrenamtlicher Mitarbeiter der Bahnhofsmission. Für Menschen, die auf der Straße leben, sei Weihnachten besonders schwer. „Zum Fest wollen viele noch irgendwo unterkommen“, erzählt er.
Wenn in der Innenstadt kaum noch Menschen unterwegs seien, könnten sie kaum noch Geld sammeln. „Die wollen dann alle in Bahnhofsnähe sein, wo noch ein bisschen was los ist“, so Henke. Deswegen gebe es in der Mission auch einen Gottesdienst um 11 Uhr, der Lions Club spendiere Geschenke und nachmittags werde mit Kaffee und Kuchen an Heiligabend gefeiert. Abends seien die meisten dann wieder auf sich alleine gestellt.
Weihnachtsfest für alle vom CVJM
Viele Menschen treiben sich einsam in der Innenstadt herum, wie Ulrich Leube, Leiter der Familien- und Lebensberatung der Bremischen Evangelischen Kirche, oft erzählt bekommt. „Einsamkeit an Weihnachten ist besonders schlimm“, sagt er. Es gebe in der Stadt zwar auch über die Feiertage ein gutes Angebot für Menschen, die niemanden haben, aber wem es besonders schlecht gehe, schaffe es nicht dorthin. „Diesen Menschen hilft vor allem das Gefühl, verstanden zu werden und die Gesellschaft von anderen“, sagt Leube.
Wer Menschen kennt, denen es an Weihnachten schlecht geht und ihnen helfen möchte, findet auch Unterstützung in folgenden Einrichtungen in Bremen: In der Birkenstraße 34 bietet der Christliche Verein junger Menschen (CVJM) eine „Offene Nacht von acht bis acht“ für alle ohne Anschluss an. Schlafplätze, Tee und Gesellschaft wird geboten.
Gesprächsbeistand gibt es bei der Telefonseelsorge der evangelischen Kirche rund um die Uhr unter der kostenlosen Nummer: (0800) 111 01 11.