Neue Mitglieder zu gewinnen, wird für viele Bremer Vereine immer schwieriger. Viele setzen deshalb verstärkt auf Angebote auch für Nichtmitglieder.
„Viele Menschen wollen sich nicht an einen Verein binden“, sagt Ute Brunzel. Sie ist seit 2008 Vorsitzende des TSV Osterholz-Tenever. Rund 2.400 Mitglieder hat der Breitensportverein. Viele Angebote des Vereins dürfen auch Nicht-Mitglieder besuchen, zum Beispiel Yoga-, Herzsport- und Krebsvorsorgekurse. „Berufstätige im Schichtdienst oder ältere Menschen, die häufiger verreisen, wollen flexibel sein“, erklärt Brunzel. „Das wird immer mehr.“
Steigende Fixkosten und Wettberwerbsdruck
Auch Andreas Vroom, Präsident des Landessportbunds, beobachtet diese Entwicklung. „Die Vereine reagieren darauf, dass Teilnehmer sich eher für flexiblere Kursangebote entscheiden“, sagt er. Rund 162.000 Mitglieder trainieren in 430 Sportvereinen im Land Bremen. Diese Zahl sei zwar seit Jahren relativ konstant. „Gerade wenn ein Verein aber eigene Immobilien hat, muss er mehr Mitglieder anstreben“, sagt Vroom.
Schließlich müssten die steigenden Fixkosten gedeckt werden. Der LSB-Präsident bestätigt, dass der Wettbewerbsdruck für Vereine ständig steigt: „Das kann man mit gutem Gewissen sagen. Die kommerzielle Konkurrenz wird mehr.“
In den meisten Sportvereinen ist das Angebot für Externe auf Gesundheits-, Fitness- und Tanzangebote beschränkt. Handballer, Fußballer und Co. sind weiterhin auch Vereinsmitglieder. „Im Wettkampfbetrieb macht das sonst keinen Sinn“, sagt Vroom.
„Ohne Kurse wird kein Verein überleben“
Bei Bremen 1860 gibt es schon seit 25 Jahren Kurse für Nicht-Mitglieder. Die Zahl der Angebote habe in den vergangenen Jahren aber „enorm zugenommen“, sagt Sebastian Stern, Assistent der Geschäftsführung. Im Traditionsverein werde eine gesunde Mischung aus Vereins- und Kursangeboten groß geschrieben. Stern ist aber überzeugt: „Ohne Kurse wird kein Verein überleben.“
Auch bei Werder Bremen gibt es Zehnerkarten für Kurse wie Pilates, Fitness, Jazzdance oder Nordic Walking. „Wenn Sie sich als Verein für die Zukunft rüsten wollen, müssen sie sich öffnen“, sagt Werder-Präsident Hubertus Hess-Grunewald. Er macht kein Geheimnis daraus, dass der Club mit dem Angebot auch ein anderes Ziel verfolgt: „Es soll die Möglichkeit eröffnen, die Teilnehmer langfristig als Mitglieder zu gewinnen.“ Werder solle schließlich ein traditioneller Verein bleiben.
ATS Buntentor auch ohne externe Angebote erfolgreich
Ganz anders sieht es beim ATS Buntentor aus. Dort spielen Angebote für Externe „gar keine Rolle“, sagt der Vorsitzende Jürgen Maly. Der Verwaltungsaufwand sei einfach zu groß. „Wir sind kein Dienstleistungsunternehmen“, betont Maly. Er führe den Verein stattdessen auf klassische Art, nämlich „selbstorganisatorisch“, also mit viel ehrenamtlicher Hilfe und wenig Verwaltungskosten: „Das finden unsere Mitglieder gut.“
Die Öffnung nach außen ist trotzdem auch beim ATS ein großes Thema, wird aber anders verstanden. So sind in den vergangenen Jahren im Verein Abteilungen für die Ballsportart Jugger und Parcours entstanden. Mitgliedersorgen habe der Verein nicht, sagt Maly. Seit seinem Amtsantritt sei die Zahl von unter 800 auf über 2.000 gestiegen.