Wem „schlichte Wohnungen“ in Bremen helfen können

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Joachim Barloschky (v.l.), Manfred Meyer (Diakonie),
Bertold Reetz, Jonas Pot d‘or. Foto: Bollmann

200 sogenannte Schlichtwohnungen gibt es derzeit noch in Bremen. Das Aktionsbündnis Menschenrecht auf Wohnen will diese Quartiere in Walle, Oslebshausen und Sebaldsbrück erhalten – und hat eine neue Nutzung im Sinn.

Die Schlichtwohnungen wurden schon vor etlichen Jahrzehnten errichtet und lange als Belegwohnungen nach dem Ortspolizeirecht genutzt. Mittlerweile steht ein Großteil der Behausungen allerdings leer.

Angesichts der Wohnungsnot sei das ein „himmelschreiender Widerspruch“ findet Joachim Barloschky, Sprecher des Aktionsbündnisses Menschenrecht auf Wohnen, und fordert die Häuser dem Wohnungsmarkt wieder zur Verfügung zu stellen.

Ins Visier des Aktionsbündnisses ist vor allem die Wohngesellschaft Vonovia gerückt, in deren Bestand sich sämtliche Schlichtwohnungen befinden. Der Vorwurf: Das Unternehmen (sowie Bremische und Deutsche Annington als Vorgänger) hätten eine „Entmietungspolitik“ betrieben und Instandsetzungen ausgesetzt.

„Wohnungen vergammeln“

„Es sind etwa 200 Wohnungen die belegt werden könnten. 400 bis 500 Menschen leben auf der Straße, aber die Wohnungen vergammeln oder sind nicht belegt“, ärgert sich Bertold Reetz vom diakonischen Verein für Innere Mission Bremen.

Gegenwärtig seien nur noch 31 der Wohnungen bewohnt. Daher fordert das Aktionsbündnis, dass am besten die Stadt die Wohnungen aufkauft, einfach saniert und wieder Bedürftigen zur Verfügung stellt. Schließlich seien gerade Obdachlose und nicht „geschossfähige“ Personen bislang in den Häusern untergekommen.

Innere Mission als Zwischenmieter

Dabei reiche es aber nicht, „den Menschen nur einen Schlüssel in die Hand zu drücken“, meint Streetworker Jonas Pot d‘or. Daher begrüßt er auch den Vorschlag der Inneren Mission. Die könnte als Zwischenmieter auftreten, mit den Bewohnern einen Mietvertrag abschließen und zugleich etwas Betreuung anbieten, meint Reetz.

Bei der Stadt sieht man sich allerdings weder im Bau- noch im Sozialressort in der Pflicht, da sich die Schlichtwohnungen im Privatbesitz befänden.

Bei der Vonovia ist man sich des Problems unterdessen bewusst. „Von den 209 Wohnungen sind derzeit noch 61 vermietet“, so Unternehmenssprecherin Bettina Benner. Aufgrund des nicht mehr marktgerechten Zustandes würden keine Neuvermietungen mehr durchgeführt, eine Wiederherrichtung nicht wirtschaftlich. In enger Abstimmung mit dem Bauressort wolle man an den Standorten Neubauten für Familien errichten.

Wohnraum für Bedürftige

Allerdings kommt Vonovia den Vorstellungen des Bündnisses etwas entgegen: „Es gibt weitere Überlegungen, einen Teil des Wohnungsbestandes zu erhalten, um entsprechenden Wohnraum für Bedürftige zur Verfügung stellen zu können“, erläutert Benner.

Am Wochenende will das Aktionsbündnis wieder für ausreichenden und bezahlbaren Wohnraum demonstrieren und dabei zugleich auf leer stehende Häuser aufmerksam machen. Die Demo beginnt am Sonnabend, 14 Uhr, am Bahnhof Walle.

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