Initiatoren Kuntze und Holsten. (Schlie) |
Das Online-Klima hat sich verändert, zunehmend viele Nutzer machen im Netz ihrem Ärger Luft, beleidigen andere oder verbreiten gezielt Hassbotschaften. Dagegen hat die Initiative Zivilcourage jetzt Regeln aufgestellt.
Ein Junge, der mit Kopfhörern von einer Straßenbahn angefahren wurde, wird als „Depp“ bezeichnet, Politiker als „Assis“, Asylbewerber als „Pack, das man sofort abschieben sollte“ und Kriminellen sollte man „so richtig die Fresse polieren“. So rau ist aktuell der Ton in sozialen Netzwerken wie Facebook oder unter Online-Artikeln geworden.
„Grauenvoll aktuelles Thema“
„Es wird gerne mal behauptet, das Internet sei ein rechtsfreier Raum, dort gäbe es keine Regeln“, berichtet Cornelia Holsten, Direktorin der Bremer Landesmedienanstalt von ihrer Arbeit mit Jugendlichen. „In den vergangenen Wochen ist das Thema Hass im Netz grauenvoll aktuell geworden“, sagt sie.
Ein Grund für Holsten, dem etwas entgegen zu bringen. „Im Netz gelten die gleichen Regeln wie im wahren Leben“, so Holsten. Das sei aber nicht jedem Online-User bewusst. „Man kann sich in der anonymen Masse gut verstecken“, erklärt Holsten. Das führe auch dazu, schneller beleidigend zu werden, als in der Realität.
„Goldene Regeln fürs Netz“ sollen helfen
Ein Gefällt-mir-Klick unter einem Artikel mit fragwürdigem Inhalt sei schnell gesetzt, Informationen würden weniger überprüft, weil sie seriös wirkten. „Wir wollen uns deswegen für ein demokratisches und couragiertes Internet einsetzen“, sagt Holsten.
Gemeinsam mit Norbert Kuntze von der Initiative Zivilcourage und Markus Gerstmann vom Service Bureau Jugendinformation hat sie dafür jetzt ein Instrument geschaffen: Die „Goldenen Regeln fürs Netz“: „Schau nicht weg, zeig Respekt, steh Betroffenen zur Seite, bleib fair, bezieh Position und kein Hass“ lauten diese. Auf Plakaten, Aufklebern und natürlich im Internet sollen sie in Zukunft für das Thema sensibel machen.
Signalwirkung über Hansestadt hinaus
„Wir wollen Menschen helfen, nicht zum Opfer von Hass oder Beleidigungen im Internet zu werden und sie unterstützen, sollte es doch so weit kommen“, sagt Kuntze. Die orange-weißen Flyer sollen bald Bremer Busse oder Hochhäuser zieren und auch über die Hansestadt hinaus ihre Signalwirkung entfalten. „So können wir ein normales Miteinander ins Netz tragen“, hofft Holsten.