Die Kunsthalle Bremen stellt Videokunst aus. E.S.Mayorga in einem seiner Videos über die mexikanische Mafia, das die Kunsthalle Bremen zeigt. Foto: Schlie
Kunsthalle Bremen

Videokunst über die Mexikanische Mafia

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Außergewöhnliche Videokunst zeigt die Kunsthalle Bremen unter dem Titel "The Role of Fear". Der mexikanische Künstler E.S. Mayorga verarbeitet mit seiner Kunst seine gruseligen Erlebnisse mit der mexikanischen Mafia.

Für ihn ist der Horror alltäglich: E.S. Mayorga war Kleinkrimineller, glaubt an Telekinese und kämpft gegen das organisierte Verbrechen in seiner Heimat Mexiko. Dunkle Räume, verstörende Szenen, unheimliche Fratzen:  wer sich auf diese Ausstellung einlässt, verfällt ihrem Horror – dem fiktiven und dem realen. In den verschiedenen Video-Arbeiten von E. S. Mayorga, die jetzt unter dem Titel „The Role of Fear“ in der Kunsthalle Bremen zu erleben sind, spiegelt sich die Angst.

„Schnell verdientes Mafia-Geld“

Ursprünglich war es ein abstraktes Forschungsobjekt für den 1975 in Mexiko geborenen Mayorga: „Horror“. Sein Studium am Centro Nacional de las Artes finanzierte er als Kleinkrimineller im Dienste einer Mafia-Familie.

„Das war schnell verdientes Geld, für das ich mir Kameras und andere Studienutensilien kaufte.“ Beeinflusst wurden seine Filme durch paranormale Phänomene, die er erlebte. Auch an sich selber: „Telekinese kann man entwickeln, wenn man daran glaubt. Am besten geht das noch im Jugendalter.“

Politisch engagierte Schwester entführt

Der Künstler E.S. Mayorga im Gespräch.

Der Künstler E.S. Mayorga im Gespräch.

Ganz realen Horror erlebt er seit 2012: In dem Jahr ver­schwand seine jüngere Schwes­ter. „Bis dahin hatte ich Angst vor nichts. Jetzt kann ich eine Liste machen. Aber die größte Angst habe ich davor, noch mehr Familienmitglieder zu verlieren.“

Und diese Sorge ist nicht unberechtigt: Seine für eine linke Partei politisch engagierte Schwester verschwand mit zwei Freunden in einer Region, in der „Drogenkartelle, Bundespolizei und Regierung unter einer Decke stecken.“ Und „wenn du zu lange Fragen stellst, stirbst du auch.“

Mayorga selbst war zu diesem Zeitpunkt in Deutschland, als Meisterschüler an der Hochschule für Künste in Braunschweig. „Hier konnte ich mehr tun, als dort“, sagt er. „Ich habe mit der UNO und Amnesty International zusammengearbeitet und ein wenig Aufmerksamkeit auf die Verhältnisse lenken können.“

Kunsthalle Bremen zeigt gruselig reale Arbeiten

Der Preis, den er dafür zahlt: Sein Vater wird verfolgt und der Sohn des Nachbarn, der ihm ähnlich sah, verschwand. Er selber kann vorerst nicht zurück, weil sein Leben in Gefahr ist. Er mag nicht einmal seinen vollen Namen veröffentlicht wissen, aus Angst, dass „mich Suchmaschinen aufspüren“.

All das hat seine Arbeiten beeinflusst. „Die Realität ist gruseliger als die Fiktion. Realität ist Krieg und Terrorismus. Aber nicht die laute Version davon, sondern das, was in den Nachrichten nicht gebracht wird, weil es nicht im Interesse einflussreicher Firmen oder Institutionen liegt. Wenn man anfängt zu recherchieren, stellt man fest, dass man Medien nicht mehr trauen kann. Alles ist zensiert.“

Die Kunsthalle präsentiert bis zum 1. Mai die zwei Preisträger des 23. Videokunst Förderpreises: E. S. Mayorga hat für „The Role of Fear“ 5.000 Euro erhalten. Den zweiten Preis über 1.500 Euro erhielt Sharlene Khan für ihr Projekt „When the moon waxes red“.  Mehr Infos gibt es online.
Bettina Meister

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