Die Polar 6 ist am Flughafen Bremen gelandet. Foto: Gehrmann |
Die Neustadt ist um eine fliegende Attraktion reicher: Das Forschungsflugzeug Polar 6 hat am Bremer Flughafen eine neue Heimat gefunden. Aus Bremerhaven musste die Maschine weichen.
Der Bremerhavener Flugplatz Luneort muss dem geplanten Offshore-Terminal Bremen weichen. Deshalb brauchte auch das Forschungsflugzeug Polar 6 vom Albrecht-Wegener-Institut (AWI) einen neuen Standort. Den haben die Forscher jetzt in Bremen gefunden.
Polar 6 erstmals am Flughafen Bremen gelandet
Am Montag ist die Polar 6 das erste Mal am Flughafen in der Neustadt gelandet. Dort hat der Forschungsflieger seine neue Heimat. Und die zu finden, war gar nicht so einfach. „Das Flugzeug hat eine Spannweite von 29 Metern“, erklärt Dr. Daniel Steinhage, der beim AWI unter anderem für die Koordination der Forschungsflugzeuge zuständig ist.
Ausreichend Platz für die Maschine habe es nur in Bremen und in Nordholz gegeben. Letztlich fiel die Wahl auf die Hansestadt. Dort hat die Polar 6 ab sofort einen 1.400 Quadratmeter großen Hangar direkt am Ryanair-Terminal als neues „Zuhause“.
Gerade in Kanada neues Radarsystem erprobt
Normalerweise ist die Maschine in Sachen Gletscherforschung unterwegs. Foto: Gehrmann |
Die Polar 6 ist jetzt über Zwischenstopps in Keflavik (Island) und Schottland aus Muskoka, Kanada, eingetroffen. Dort hatten AWI-Mitarbeiter gemeinsam mit der Firma Lake Central unter anderem ein neues Radarsystem für die Vermessung von Gletschern und Meereis erprobt.
Es soll noch dieses Jahr in der Arktis zum Einsatz kommen – eine typische Aufgabe für die AWI-Forschungsflugzeuge: Gletscherforscher werden dort mit Hilfe des modernen Eisradars mit großer Genauigkeit die Dicke grönländischer Gletscher messen. Diese Daten gleichen sie mit Satellitenmessungen und Eisbohrungen vor Ort ab und wollen so herausfinden, wie stark sich die Eiskappen im Zuge der Erwärmung in der Arktis zurückziehen.
Andere Einsatzbereiche der Flugzeuge sind beispielsweise die Untersuchung des Meereises oder die Erforschung der polaren Atmosphäre.
Flugbetrieb läuft über Kanada
Die Polar 6 gehört zwar dem Bremerhavener AWI. Den Flugbetrieb gewährleistet aber die kanadische Firma Kenn Borek Air aus Calgary. „Der Maschinentyp wird in Deutschland kaum genutzt“, erklärt Steinhage. Deshalb habe man die Kanadier beauftragt, die selbst den gleichen Flugzeugtyp in ihrer Flotte haben.
Instituts-Mitarbeiter hatten schon seit Oktober daran gearbeitet, es der Polar 6 in der Neustadt „schön“ zu machen. Sie haben sich schon einmal im Hangar eingerichtet und Messelektronik sowie Ersatzteile untergebracht. Etwa fünf Leute koordinieren von Bremen aus die Einsätze der Maschinen und rüsten Polar 6 und auch die Schwestermaschine Polar 5, die zum ersten Mal Ende April in Bremen erwartet wird, für die Forschung aus.
Günthner begrüßt Standort-Entscheidung
Dass die Polarflieger dem Land Bremen erhalten bleiben, sorgt unter anderem bei Wirtschaftssenator Dr. Martin Günthner (SPD) für Begeisterung. „Die Forschungsflugzeuge am City Airport starten und landen zu sehen, macht die Flughafengäste darauf aufmerksam, dass Bremer Wissenschaftler weit über die Landesgrenzen hinaus für ihre Forschung unterwegs sind“, sagte er. Und auch Flughafenchef Jürgen Bula freut sich über das „neue Gesicht“ am Airport: „Wir sind stolz, jetzt das erste Polarforschungsflugzeug bei uns begrüßen zu können.“
Polar 5 und Polar 6 sind Basler BT-67, also umgebaute Maschinen vom Typ DC-3. Sie sind für die Flüge unter den extremen Umweltbedingungen der Polargebiete und für die polaren Forschungsaufgaben speziell ausgerüstet und besonders gut geeignet. Auf Beton-, Schotter- und Schneepisten können die Flieger mithilfe eines kombinierten Ski- und Radfahrwerks starten und landen.
In Deutschland kennt man den Flugzeugtypen in erster Linie als Rosinenbomber, mit denen die US-Amerikaner nach dem zweiten Weltkrieg Berlin über eine Luftbrücke versorgt haben.