Drei Dinge muss jeder Kappadokien-Besucher in seinen Reisekoffer packen. Bequemes aber festes Schuhwerk, eine winddichte Jacke und einen funktionstüchtigen Wecker. Letztgenannten braucht jeder, der das versteinerte Märchenland vom Korb eines Heißluftballons aus genießen möchte, denn noch vor Sonnenaufgang gilt es aufzustehen.
Früh raus muss auch Mehmet Timur. Bevor das Boarding beginnt, haben der Pilot und sein Team alle Hände voll zu tun, um den Heißluftballon startklar zu machen. Wie im Flieger auch, gibt es nach dem Boarden zunächst eine Sicherheits-Einweisung für die Passagiere und gleich darauf werden die „Anker“ gelichtet.
Sicherheit wird groß geschrieben
Der Faktor „Sicherheit“ darf bei all der Romantik, die der „schwebende Ausflug“ mit sich bringt, nicht in den Hintergrund geraten. Dafür sorgt das Bodenpersonal, mit dem Timur während der Fahrt über Funk in Kontakt steht.
Mehmet Timur ist aber nicht nur Kapitän sondern auch Reiseleiter. Den „Zweitjob“ übt der 32 Jährige allerdings nur aus, wenn der Luftraum über der Märchenlandschaft es auch zulässt. Der Himmel über Kappadokien hängt nämlich voller Heißluftballons.
„Weltenbummler“ Mehmet Timur
„Ich habe schon Touristen mit dem Ballon den Grand Canyon und die Serengeti gezeigt, aber weder in Arizona noch in Tansania war die Nachfrage so riesig wie hier“, erzählt Timur voller Stolz. Er zeigt auf die in der Morgensonne rosa schimmernden Felsformationen des Rosentals, die vom Korb aus zum Greifen nah scheinen.
An die 100 Heißluftballons schweben täglich über die wilde Landschaft: Jede Menge Fotomotive von den auf- und absteigenden Riesen, die einem wie Farbkleckse am Horizont vorkommen.
Dazu das Licht der Morgensonne, das die Feenkamine und die anderen bizarren Felsformationen mit einem goldenen Schleier umhüllt, aber noch nicht stark genug ist, um die Ballonfahrer zu wärmen. Der Windbreaker erweist jetzt gute Dienste.
Fantasie kennt keine Grenzen
Ein märchenhaftes Feenland, ein versteinerter Wald aus Riesenpilzen oder etwa doch Schlumpfhausen? Der Blick von oben auf die einzigartigen Felsnadeln lassen der Fantasie freien Lauf.
Der Ballon nähert sich dem Burgfelsen von Uchisar, in dessen Höhlenlabyrinth einst an die 1.000 Menschen lebten, und der aus luftiger Höhe noch imposanter wirkt.
Mutter Natur hat mit Kappadokien im Herzen Anatoliens ein Meisterwerk geschaffen. Dazu ließ sie die beiden Vulkane Erciyes und Hasan ordentlich Asche über die Region regnen.
Wind, Wetter und die Zeit sorgten für den Rest. Und irgendwann kam der Mensch, der sich die Vorteile des weichen Tuffsteins zunutze machte.
Kappadokien auf der Weltkulturerbeliste
Es entstanden mehrstöckige unterirdische Städte wie die von Derinkuyu und Kaimakli und an die 1.000 Höhlenkirchen, die zwischen dem 4. und 11. Jahrhundert von den Christen gebaut wurden. Besonders schöne byzantinische Wandmalereien findet man in den Gotteshäusern im Tal von Göreme, das seit 1985 auf der Unesco-Weltkulturerbeliste steht.
Rund 2,5 Millionen Gäste aus aller Welt zieht es alljährlich nach Kappadokien. Manche kommen im Rahmen einer Türkei-Rundreise, andere urlauben an der Ägäis oder an der Türkischen Riviera und buchen einen Ausflug nach Zentralanatolien.
Ab Bremen über Istanbul nach Kayseri
Wer länger in der Region bleiben möchte – und das lohnt sich auf jeden Fall – kann mit Turkish Airlines ab Bremen – mit kurzem Zwischenstopp in Istanbul – nach Kayseri fliegen. Die Fahrt mit dem Auto vom Flughafen Kayseri nach Göreme dauert etwas mehr als eine Stunde.
Wer festes Schuhwerk im Koffer hat, kann die kappadokische Mondlandschaft auch sehr gut zu Fuß erkunden. Wer mit dem Heißluftballon über das Freilichtmuseum schweben möchte, sollte den Wecker stellen und auf ideale Wetterbedingungen hoffen. Stimmt die Thermik nicht, bleiben die Körbe am Boden – schließlich geht auch im Märchenland die Sicherheit der Passagiere vor.
Infos:
Unterkunft: Vier-Sterne-Hotel Burcu Kaya in Ortahisar-Göreme, buchbar bei Öger Tours
Flug: Turkish Airlines fliegt mehrmals wöchentlich von Bremen über Istanbul nach Kayseri