Nicht nur auf der gerade zu Ende gegangen Cebit war Industrie 4.0 ein Thema, auch in deutschen Unternehmen wird zunehmend auf die effizientere Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine gesetzt. Was aber ist eigentlich Industrie 4.0? Unter dem Schlagwort versteht man die digitale Vernetzung aller an der Wertschöpfungskette beteiligten Produktionseinheiten.
Hochschule Bremen treibt die Forschung voran
Dr. Richard Sethmann von der Hochschule Bremen berichtete beim Mittagsgespräch „kas kompakt“ der Konrad Adenauer Stiftung am 15. März, über seine Forschungen zu IT-Sicherheitskonzepten und wie man den Gefahren der Industrie 4.0 zu begegnen kann. Eines der Probleme sieht Sethmann in dem mangelnden Bewusstsein der Industrie für die Gefahren der Vernetzung. Dieses Problem kommt unter anderem auch daher, weil früher die Office-IT und die Produktions-IT strikt getrennt waren.
Aber Industrie 4.0 bedeutet eben, dass die Produktion auch über einen Internetzugang gesteuert werden kann. Dadurch entstehen neue Gefahren für die Produktions-IT, so kann zum Beispiel ein durch die Office-IT eingeschleppter Virus nun auch die Produktion befallen.
Hacker haben schon BMW angegriffen
Aber Industrie 4.0 hat nicht nur Vorteile, sie birgt auch Gefahren. Durch Anschluss der Produktions-IT an das Internet wird diese auch zum Ziel von Hackern. Nur wenige solcher Angriffe werden in der Öffentlichkeit bekannt. Der vielleicht bekannteste Angriff auf Industrieanlagen ist vermutlich der Stuxnet-Wurm, mit dem iranische Atomanlagen sabotiert wurden.
Ein anderer bekannt gewordener Hackerangriff wurde von einem Experten im Auftrag des ADAC auf ConnectDrive von BMW durchgeführt. Diese beiden Beispiele verdeutlichen die Probleme und Anfälligkeit von Industrie 4.0.
Großer Schaden durch Sicherheitslücken
Laut einer Studie von Bitkom vom letzten Jahr, dem Digitalverband Deutschlands, wurden mehr als die Hälfte (51 Prozent) aller deutschen Unternehmen Opfer digitaler Wirtschaftsspionage, von Sabotage oder Datendiebstahl. Dabei entstand ein Schaden von mindestens 51 Milliarden Euro. Besonders gefährdet sind mittelständische Unternehmen.
Dabei sei es heute nicht schwer, durch relativ einfache Maßnahmen für mehr IT-Sicherheit zu sorgen, meint Sethmann. Einfache Regeln innerhalb der Betriebe könnten die größten Gefahren abwenden.
„Es sollten zum Beispiel keine USB-Sticks benutzt werden, der Zugang zur Produktions-IT eingeschränkt und nur über eine verschlüsselte Verbindung von ausgewählten IP-Adressen ermöglicht, sowie die Passwörter regelmäßig geändert werden“, so Sethmann.
Kooperation mit der Bremer Wirtschaft
Sethmann und sein Team forschen aber nicht nur im Elfenbeinturm. Bei verschiedenen Forschungsprojekten arbeiten sie mit großen Wirtschaftsunternehmen zusammen. Im Forschungsprojekt „SPIDER“, bei dem Sicherheitskonzepte für Energieversorgungssysteme im Mittelpunkt stehen, kooperieren sie unter anderem mit RWE und Vattenfall. Aber auch das Bremer IT-Unternehmen DECOIT ist bei dem Projekt mit eingebunden.