Der Tweet, der den Stein ins Rollen brachte, auf dem "Fake-Account". Foto: WR Der Tweet, der den Stein ins Rollen brachte, auf dem "Fake-Account". Foto: WR
Chat mit Organisator

Der AfD-Satire-Tweet „ist ein bisschen eskaliert“

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Die Satire-Seite „AfD Bremen-Nord“ sorgt für Furore. Ist das ein gelungener Spaß oder ein strafbarer „Identitätsdiebstahl“? Der Betreiber löschte den Fake-Account „AfD Bremen-Nord", hat aber vorher mit uns gechattet.

Der fingierte Twitter-Account der AfD Bremen-Nord sorgte bundesweit für Schlagzeilen. Höhepunkt war der an die ZDF-Sendung „Heute Show“ gerichtete Tweet: „macht euch ruhig lustig über uns… eure Sendung setzen wir als 1. ab“.

Schnell wurde klar, dass es sich um einen Satire-Account handelt. Doch wer steckte dahinter? Per Twitter-Direktnachricht kontaktieren wir die Macher. „Hallo. Aber gerne…“ kommt als Antwort. Der oder die Initiator/in berichtet über den Start des Accounts, über mehrere Retweets offizieller AfD-Seiten, „um authentisch zu wirken“ und von dem gewaltigen Echo auf eigene Nachrichten, insbesondere die oben zitierte an die „Heute Show“: „Damit konnte keiner rechnen. Aber es lief alles perfekt. Und dann ist es ein bisschen eskaliert.“

Der Betreiber muss ein Böhmermann-Fan sein

Im Chat mit dem unbekannten Betreiber. Foto: WR

Im Chat mit dem unbekannten Betreiber des Satire-Accounts. Foto: WR

Spätestens nach einem vermeintlich empörten Tweet über die richtige Schreibweise des Namens der AfD-Europa-Abgeordneten Beatrix von Storch („Strolch“) steht die Seite im Mittelpunkt des Interesses: „Ab da begann das Rätseln, ob die AfD so dumm ist oder ob es einfach nicht ernst sein kann, also Satire sein muss“, sagt der Betreiber, der ein großer Fan von TV-Moderator Jan Böhmermann sein muss.

Mehrfach wird in unserem Chat auf die Sendungen des gebürtigen Bremers hingewiesen. Der findet die Satire übrigens alles andere als gelungen. „Keine Pointe der Welt ist geil genug, als dass man dafür das großflächige Verbreiten des hohlen Rassismus der populistischen Sorgenbürger in Kauf nehmen sollte“, sagte Böhmermann auf seiner Facebook-Seite.

Strafrechtliche Relevanz nicht ausgeschlossen

Die Staatsanwaltschaft will zumindest nicht ausschließen, dass der Fall strafrechtlich relevant sei, schließlich wurde die Satire über einen falschen Account verbreitet. Der Bremer Fachanwalt Stefan Lutz meint, die Angelegenheit sei „juristisch unschön“, und man könne dagegen vorgehen. Die AfD Bremen Nord hatte angekündigt, gegen den Facebook-Spaßvogel juristische Schritte einzuleiten. Für Lutz leidet aber vor allem die Glaubwürdigkeit sozialer Netzwerke unter solchen Aktionen.

Weitere Tweets der AfD-Bremen-Nord wird es übrigens nicht geben. Die letzte Nachricht, die wir erhielten, lautete: „Wollt Ihr noch was wissen? Ansonsten würden wir den Account jetzt löschen.“ Was dann auch geschah. Alexander Kuhl und Florian Hanauer

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