Einbrüche gehen zurück, andere Straftaten nehmen zu – dieses Bild zeichnet die aktuelle Kriminalstatistik für 2015 in vielen deutschen Städten, etwa in Berlin oder Hannover. Auch in Bremen soll die Statistik dem Vernehmen nach einen Rückgang bei der Einbruchskriminalität und eine moderate Zunahme bei anderen Straftaten ausweisen. Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) will die Zahlen mit Polizeipräsident Lutz Müller am Donnerstagmorgen präsentieren.
Gewerkschaft prangert geringe Aufklärungsquote an
Doch der Vorsitzende der Bremer Polizeigewerkschaft, Jochen Kopelke, sieht das anders: „Bremen hat ein unglaublich hohes Einbruchsniveau. Selbst wenn die Zahlen gesunken sind, wir sind das Einbruchsland in Deutschland.“ Das Pikante sei dabei: „Die Aufklärungsquote ist hier besonders niedrig.“
Im vergangenen Jahr habe sie bei lediglich 4,9 Prozent gelegen. Im Vergleich: Oldenburg weist die gleiche Quote für dieses Jahr mit 13 Prozent aus und bewertet das als sehr gering.
In diesem Jahr erwartet der Gewerkschaftsvorsitzende für Bremen keine wesentlich bessere Aufklärungsquote, denn: „Wir können nur wenige der Einbrecher dingfest machen“, sagt Kopelke. Das läge vor allem an der hohen Arbeitsbelastung der Polizisten. „Wir können einfach nicht effektiv arbeiten“, bemängelt Kopelke.
Kriminalitätssituation am Hauptbahnhof schlägt auf Statistik
Großstädte seien generell attraktiv für kriminelle Banden. „Dem können wir nur mit einem besseren gesellschaftlichen Zusammenhalt begegnen“, glaubt Kopelke. „Wenn der Nachbar sieht, dass nebenan eingebrochen wird, sollte er sofort die Polizei rufen und nicht weiter schlafen“, so Kopelke. Dann könnten auch die Beamten schneller reagieren.
Eine Zunahme von anderen Straftaten, hat auch Kopelke beobachtet: „Es gibt einen starken Anstieg bei den Raub- und Taschendiebstahls-Delikten.“ Die Kriminalitätssituation vor dem Hauptbahnhof werde sich auch in der Kriminalstatistik widerspiegeln, ist er sich sicher.
Ein Problem sieht Kopelke zudem in der öffentlichen Wahrnehmung dieser „Antanzdiebstähle“: „Das ist Raub, der wird vor Gericht als Verbrechen gehandelt, mit tanzen hat das wenig zu tun“, sagt er.
Er wünscht sich eine bessere Zusammenarbeit mit der Justiz, sodass die Täter schneller gefasst und verurteilt werden könnten. Weil ein Teil dieser Räuber unter kriminellen minderjährigen Ausländern vermutet wird, begrüßt Kopelke die jetzt beschlossene geschlossene Unterbringung für diese Jugendlichen. „Das wird die Polizei entlasten und der Kriminalität entgegen wirken.“
Personal muss umverteilt werden
Auch extremistische Gewalt hat in Bremen zugenommen, weiß Kopelke. „Das geht von Rechts- über Linksextremismus bis hin zu Salafisten“, sagt er. Die Polizei sei im Moment also auf vielen Feldern extrem gefordert.
„Mehr Personal wird es aber erstmal nicht geben“, sagt er. Deswegen müssten die Beamten ihre Aufgaben jetzt anders verteilen. „Dann wird es vielleicht keinen Kontaktpolizisten mehr geben, weil der am Hauptbahnhof gebraucht wird“, mahnt Kopelke.