„Wir wollen über die immer größer werdende Diskrepanz zwischen landwirtschaftlichen Erzeugerpreisen und dem, was an der Ladentheke zu zahlen ist, sprechen“, sagt Stephan Warnken. Gestern hatte er zusammen mit anderen Landvolk-Mitgliedern im Grasberger Edeka-Markt Böschen einen ganz besonderen Frühstückstisch gedeckt. Die Produkte zum Reinbeißen waren mit Preisschildern versehen, die Bauern den Appetit verderben: „Nur 2 Cent für ein Brötchen landen beim Bauern, bei der 250-Gramm-Portion Butter sind es 4 Cent, und 5 Cent verdient der Landwirt am Kilo Käse.“
Alle halbe Jahr würden die Molkereien mit den Handelsketten Preisverhandlungen führen, und die nutzen die Misere der Landwirte gnadenlos aus, sagt Warnken. Weil die Politik das Russland-Embargo durchgesetzt habe, fehle ein wichtiger Absatzmarkt, für die gleichbleibende Milchproduktion ständen die Anbieter dadurch in einer schlechten Verhandlungsposition. Zu viel Milch auf dem Markt gebe es auch, weil wirtschaftliche Krisen in China und den erdölexportierenden Ländern zu einem weiteren Nachfragerückgang führten. Politik und Verbraucher seien es auch, die für Agrarprodukte eine immer höhere Qualität verlangten und zusätzlich die Auflagen für den Tierschutz erhöhen. Nur kosten dürfe es die Verbraucher nichts. Warnken rechnet vor: „Von einem Frühstück mit zwei Brötchen, einem Croissant, Butter, Marmelade, Käse, Wurst, Müsli und Milchkaffe bekäme der Landwirt gerade einmal 1,07 Euro in seine Tasche, unverhältnismäßig wenig im Vergleich zum gezahlten Preis an der Theke.“
Niedrige Erzeugerpreise führen zu Höfesterben
Landwirt Dieter Helmke warnt vor einem Höfesterben, das passiere nicht abrupt, aber es werde bereits schwierig, Nachfolger für einen landwirtschaftlichen Betrieb zu finden. Der Osterholzer Landvolkverband beteiligt sich gerade an einer bundesweiten Kampagne der Bauernschaft und sucht bei weiteren Aktionen das Gespräch mit Verbrauchern. Bei Edeka in Grasberg kam auch Inhaberin Heike Böschen zu Wort: „Wenn wir allein die Preise anheben, nützt es auch nichts, dann kaufen die Kunden nebenan.“