Ganz im Süden vom Park Links der Weser, an der Grenze zu Stuhr, liegt ein unscheinbares kleines Waldgebiet mit Nadel- und Laubbäumen – der Hohe Horst. Schon bald könnte dieser Flecken Erde als Ort der Trauer besucht werden. Der Verein Park Links der Weser wird hier einen Ruhewald einrichten, an dem die Asche von Verstorbenen verstreut oder ohne Urne begraben werden kann.
„An den Gedanken, sich ohne Grabstein in einem Wald beerdigen zu lassen, muss man sich vielleicht erst einmal gewöhnen“, meint Kirsten Köster aus dem Leitungsteam des Parkvereins. Sie selbst aber könnte sich eine Bestattung im Park Links der Weser aber gut vorstellen – „der Park ist schließlich ein wichtiger Punkt in meinem Leben.“
Solange der Wald noch nicht zu voll ist, könnten auf den Grabstätten auch noch Bäumchen gepflanzt werden.
Gesetz erlaubt in Bremen Bestattung auf Privatgrundstücken
Eine große Mehrheit der Vereinsmitglieder hat für den neuen Ruhewald gestimmt. Der Verein darf seinen Plan umsetzen, weil Bremen Anfang 2015 sein Bestattungsgesetz geändert hat. Seitdem darf die Asche von Verstorbenenen auch auf Privatgrundstücken verstreut werden. Der Stadtstaat ist das einzige Bundesland mit einer solchen Regelung.
„Nicht jeder hat einen eigenen Garten“, gibt Heinrich Welke, der erste Vorsitzende des Parkvereins, zu bedenken. „Und wenn ein Grundstück eines Tages verkauft wird, können die Angehörigen die Ruhestätte nicht mehr besuchen.“ Das Gelände des Parks ist zwar auch im Privatbesitz des Vereins, aber für alle Bürger öffentlich zugänglich.
Ruhewald ist kein „Friedwald“ – die Bestattung ist umsonst
Neben Friedhöfen und Seebestattungen gibt es schon seit 1999 in Deutschland die Möglichkeit, Tote in einem Wald bei zusetzen. Die sogenannten „Friedwälder“ sind ein markenrechtlich geschütztes Konzept – eine Bestattung dort kann von knapp 300 bis über 5.000 Euro kosten.
Im Park Links der Weser ist die Bestattung hingegen umsonst. Nur das Geld für die Einäscherung im Krematorium und die Bearbeitungsgebühr für die Umweltbetriebe Bremen fallen an.
Die letzte Ruhe dort, wo man im Leben gerne war
„Ich glaube aber nicht, dass die meisten Anfragen wegen des Geldes kommen werden“, wiegelt Welke ab. „Die meisten wollen wohl einfach an einem Ort die letzte Ruhe halten, der auch zu Lebzeiten für sie wichtig war.“
Die ersten konkreten Anfragen für eine spätere Bestattung liegen schon vor, „von zwei Ehepaaren, die viel Zeit im Park verbringen“, so Welke. Auf dem Hohen Horst bestattet werden können nur Menschen, die vor ihrem Tod in Bremen gemeldet waren.
Vorbereitungen zu Lebzeiten treffen
Außerdem ist die Bestattungsform vorerst nur auf Mitglieder des Parkvereins beschränkt. Vereinsmitglied kann aber jeder werden – für Einzelpersonen kostet das 11 Euro pro Jahr, für eine Familie 16 Euro. Von den Geldern werden Pflegearbeiten im Park bezahlt. Derzeit unterstützen mehr als 1.180 Menschen auf diese Art den Parkverein.
Für jede Bestattung auf privatem Grund müssen vorher Vorbereitungen getroffen werden: Interessierte müssen zu Lebzeiten eine Bestattungsverfügung unterzeichnen, die die Angehörigen nach dem Tod bei den Umweltbetrieben Bremen abgeben müssen. Außerdem gibt Welke zu bedenken: „Da die Angehörigen später die sind, die einen Ort zum Trauern suchen, würde ich persönlich meine Entscheidung vorher mit ihnen absprechen.“