Es ging groß los: Drei Flugzeuge werde man in Bremen stationieren, 150 neue Arbeitsplätze schaffen, und jährlich über eine Million Passagiere abfertigen, verkündete Ryanair 2007. CEO Michael O‘Leary versprach gar, die Bremer Kunden könnten bis zu 100 Millionen Euro an Ticketkosten sparen. Zunächst kannte das Wachstum kaum Grenzen: Bis auf 1,25 Millionen Passagiere bei vier stationierten Flugzeugen stieg es im Jahr 2010 an.
Doch in diesem Jahr steuert Ryanair auf 800.000 Passagiere zu und hat zwei Flugzeuge aus Bremen wieder abgezogen. Dem Flughafen gingen Passagiere verloren, der Stadt Gäste für Einzelhandel, Hotellerie und Gastronomie.
Die Airline will weg vom reinen Billigflieger
Stephan von Dellingshausen, Kenner der Luftfahrtszene in Bremen, beobachtet Ryanair seit deren Anfängen und fragt sich: „Warum sinken die wöchentlichen Abflugzahlen in den Sommerflugplänen beständig von 106 Abflügen im Jahr 2010 bis auf nur noch 59 Abflüge im Jahr 2016?“ Versäumt es der Flughafen, Ryanair an Bremen zu binden? Oder sind dies schlicht die Auswirkungen der neuen Strategie der Airline, die weg vom reinen Billigfliegerimage will, und größere Airports wie Hamburg direkt ansteuert?
Möglicherweise geht es um mehr: Angeblich hat der Flughafen mit Ryanair einen Vertrag über die Pacht des Terminals geschlossen, der einen Umschlag von mindestens einer Million Menschen im Jahr vorsieht. Sogar von Vertragsstrafen bei Nichteinhaltung ist die Rede. Offiziell bestätigt das keiner, und auch die damals an den Verhandlungen Beteiligten können sich nicht erinnern.
Keine Auskunft zu Vertragsinhalten
Der Flughafen betont, dass man eine enge Geschäftsbeziehung pflege. „Wir sind in einem ständigen Dialog mit dem Kunden und Vertreter des Airports waren in den letzten 12 Monaten mehrfach in Dublin zu direkten Gesprächen“, so Sprecherin Andrea Hartmann.
„Generelle strategische Veränderungen am Geschäftsmodell der irischen Fluggesellschaft sind aber nur bedingt zu beeinflussen.“ Wie viele Passagiere Ryanair 2016 in Bremen haben werde, sei reine Spekulation. Und: Zu einzelnen Vertragsinhalten könne man keine Auskunft geben.
„Ryanair rechnet genau und hat Marktmacht“
Die irische Fluglinie lässt sich nicht in die Karten schauen: „Ryanair wird bis zu 850.000 Passagiere von und nach Bremen befördern“, sagt Robin Kiely, Head of Communications. Auch er will die Verträge nicht kommentieren.
„Ryanair rechnet genau und hat Marktmacht“, stellt Dr. Ullrich Hautau von der Handelskammer fest. „Aber das Geschäft muss sich auch für den Flughafen rechnen.“
Der Airport schreibe aber schwarze Zahlen, und darauf könne man schon stolz sein. Doch auch wenn die Ryanair-Verträge nicht-öffentlich sind, könnte das ein Nachspiel haben: „Wenn es zu Rückgängen beim Flugverkehr durch Ryanair kommt, dann müssen die Gründe dafür aufgeklärt werden“, sagt FDP-Fraktionschefin Lencke Steiner. Sie kündigt an, das Thema auf die politische Agenda zu nehmen.