Keine Frage, wer zwischen Oktober und April im ostkanadischen Québec zu Gast sein darf, der sollte die vielen Kilos Freigepäck clever nutzen. Winterschuhe, lange Unterhosen und Thermounterwäsche dürfen angesichts einer Durchschnittstemperatur von mindestens minus zehn Grad in den Wintermonaten auf keinen Fall fehlen.
Nicht so voreilig: Denn wer jetzt nur aufgrund der lausigen Wetteraussichten die Lust auf Québec verliert, der verzichtet auf eine außergewöhnliche Region mit noch viel bemerkenswerteren Bewohnern.
Mit dem Kanu über das Eiswasser
Anfang Februar: Es herrscht ein gewisser Ausnahmezustand in Ville de Québec, der Hauptstadt der französischsprachigen Provinz – denn es ist Karneval. Einmal im Jahr feiern die über 700.000 Einwohner ihren „Carnaval de Québec“ mit bunten Paraden, lauter Musik und ganz viel Schnee.
Ein Highlight ist das Kanu-Rennen: Tausende Schaulustige versammeln sich dann am Sankt-Lorenz-Strom und starren voller Erwartung auf den drittgrößten Fluss Nordamerikas. Er trennt Ville de Québec von der Kleinstadt Lévis, gleichzeitig auch Ziel des Rennens.
Im Neoprenanzug bei minus 15 Grad
Dass es sich hier aber nicht um ein normales Sportereignis handelt, wird schnell klar, wenn man einen Blick auf den eisigen Strom wirft: mächtige Eisschollen, die wie von Geisterhand von der starken Strömung mitgerissen werden. Als wenn dieser Anblick nicht schon Spektakel genug wäre, ertönt der Startschuss zu dem wohl ungewöhnlichsten Kanu-Rennen der Welt.
Rund 20 Teams stürzen sich in ihre Boote, ausgerüstet mit Neoprenanzügen gegen die minus 15 Grad Außentemperatur. Einmal nach Lévis und zurück, knapp 700 Meter durch das eiskalte Wasser und immer wieder auch zu Fuß – mitsamt Kanu unter dem Arm – über die Eisschollen hinweg.
Der gemäßigte Mitteleuropäer kann nur frierend daneben stehen, mit dem würzigen Nationalgetränk Caribou in der Hand, und in Staunen erstarren. „Warum wir den Karneval feiern?“, fragt Renée-Eve Faucher, eine von sieben Karnevalskönigin, die das Rennen begleitet. „Wir wollen nicht, dass die Kälte über unser Gemüt entscheidet. Deswegen haben wir uns entschieden, diese kalte Jahreszeit zu lieben und ihr zu Ehren den Karneval zu feiern“, erklärt sie mit einem warmen Lächeln.
Québec: Überraschungen hinter jeder Ecke
Wer mehr über den Ort erfahren will, sollte die Altstadt besuchen. Dort finden sich viele architektonische Elemente, die es in Europa und speziell in Frankreich zu finden gibt. Nicht umsonst wird Ville de Québec als die europäischste Stadt Nordamerikas bezeichnet. Obwohl die Vergangenheit von ungewöhnlich vielen Bränden gezeichnet war, erstrahlt die Stadt weiterhin in ihrem ganz eigenen Charme.
Die unzähligen Cafés und Kneipen laden bei moderaten Preisen zum Verweilen und Genießen ein. Eile ist hier nicht geboten. Denn in jeder Seitenstraße, hinter jeder Ecke wartet eine unerwartete Aussicht oder ein tolles Fotomotiv.
Kulisse für Hitchcock-Film
So wie das Château Frontenac, das nahezu majestätisch über der Stadt thront. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Hotel eröffnet und entwickelte sich schnell zum neuen Wahrzeichen. Das Haus diente schon als Filmkulisse für den Alfred-Hitchcock-Film „Ich beichte“ aus dem Jahr 1953. Heute wohnen dort Touristen, die gleichzeitig in der integrierten Mall shoppen oder im exklusiven Restaurant die einmalige Aussicht vom Hafen über den Sankt-Lorenz-Strom bis nach Lévis genießen können.
Infos
Aktivitäten Im nahe gelegenen, weltweit größten Winterfreizeitpark Village Vacances Valcartier gibt es Winterspaß für die ganze Familie. Statt im Schlitten, rast man hier mit Reifen- und Schlauchbooten die steilen Pisten herunter – und erlebt waghalsige Rutschmanöver.
Flüge Ganzjährig geht es mit Air Canada von Frankfurt über Montréal nach Québec. Flugzeit: acht komfortabele Stunden.
Weitere Informationen zu dem Reiseziel gibt es hier.